Smartphone-Konkurrenz macht Nokia zu schaffen

Der finnische Handyhersteller kann seine Marktführerschaft im Mobilfunkgeschäft zwar verteidigen, die starke Konkurrenz bei margenstarken Smartphones drückt aber auf den Gewinn.

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Der finnische Mobilfunkkonzern Nokia muss weiter hart um seine führende Position auf dem weltweiten Handy-Markt kämpfen. Trotz einer leichten Umsatzsteigerung von 1 Prozent auf 10 Milliarden Euro ging der Gewinn im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2010 um 40 Prozent von 380 Millionen Euro im Vorjahresabschnitt auf 227 Millionen Euro zurück. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag in Helsinki mit.

Im Kerngeschäft mit Mobiltelefonen blieb Nokia im Rahmen der zuvor gesenkten Erwartungen. Die Sparte verzeichnete einen leichten Umsatzanstieg von 6,59 Milliarden Euro im Vorjahr auf 6,8 Milliarden Euro; das Servicegeschäft trug dazu 158 Millionen Euro bei. Nokia lieferte im dritten Quartal insgesamt 111,1 Millionen Geräte aus, ein Plus von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresabschnitt. Im Bereich Smartphones und Mobilcomputer verzeichneten die Finnen einen Anstieg von 42 Prozent auf 24 Millionen Geräte. Dabei sank der durchschnittliche Verkaufspreis pro Gerät (ASP) von 62 Euro im ersten Quartal auf 61 Euro.

Nokia schätzt den weltweiten Gesamtmarkt für das Quartal auf 338 Millionen Mobiltelefone, was im Vergleich zum Vorjahresabschnitt einem Wachstum von 14 Prozent entspräche. Damit hätten die Finnen ihren Marktanteil von 33 Prozent gehalten, den das Unternehmen auch für das Gesamtjahr anstrebt. Bei Smartphones beziffert der Hersteller den Gesamtmarkt auf 59 Millionen Geräte und hält den eigenen Marktanteil danach bei 41 Prozent.

Doch gerade im margenstarken Segment der höherpreisigen Smartphones sieht sich Nokia starker Konkurrenz ausgesetzt und hat zuletzt an Boden verloren. Konzernchef Olli-Pekka Kallasvuo räumte am Donnerstag in Helsinki die "anhaltend scharfe Konkurrenz" ein. Dem jahrelang souverän führenden Klassenprimus setzen das iPhone und zahlreiche Android-Smartphones zu. Deren Hersteller erwirtschaften hohe Margen, während sich der Produktmix bei Nokia zu günstigeren Geräten verschiebt und die Finnen eher Smartphones am "billigeren Ende" verkaufen, wie Kallasvuo einräumte.

Dennoch will Kallasvuo, dessen Position offenbar in Frage gestellt wird, genau hier angreifen. In der Geschäftsentwicklung des zweiten Quartals sieht der CEO "einige Gründe, optimistisch in die Zukunft zu blicken". Dem für das dritte Quartal angekündigten Nokia N8 mit Symbian 3 sollen "sehr bald" weitere Smartphones der gehobenen Klasse folgen. Die Finnen setzen neben Symbian 3 auch große Hoffnungen auf das gemeinsam mit Intel entwickelte offene Betriebssystem MeeGo.

Kallasvuo gibt sich kämpferisch. Mit dem N8 und seinen Nachfolgern werde Nokia den Kampf um die Oberklasse neu aufnehmen, sagte der CEO. Wie lange Kallasvuo dabei noch selbst im Ring stehen kann, ist derzeit Gegenstand von Spekulationen. Das Wall Street Journal hatte zuletzt unter Berufung auf Insider berichtet, dass Nokias Aufsichtsrat schon einen Nachfolger für den glücklosen CEO castet. Noch im Mai hatte sich das Kontrollgremium demonstrativ hinter Kallasvuo gestellt. Das Kerngeschäft verantwortet seit der Neuaufstellung des Konzerns wieder Anssi Vanjoki.

Sorgenkind für Nokia bleibt weiterhin die gemeinsam mit Siemens betriebene Netzwerksparte. Nokia Siemens Networks schrieb im zweiten Quartal einen leichten operativen Gewinn von 51 Millionen Euro gegenüber 2 Millionen Euro zwölf Monate zuvor. Der Umsatz fiel um 5 Prozent auf 3 Milliarden Euro. Der Ausrüster hat mit der Übernahme von Motorolas Netzsparte zuletzt Marktanteile in den USA und Japan eingekauft. Zudem erhielt das Joint Venture den Zuschlag für Aufbau und Betrieb eines US-weiten LTE-Netzes.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Nokia in Euro
Quartal Umsatz Nettogewinn
1/00 6,5 Mrd. 0,91 Mrd.
2/00 7 Mrd. 0,98 Mrd.
3/00 7,58 Mrd. 0,92 Mrd.
4/00 9,28 Mrd. 1,21 Mrd.
1/01 8 Mrd. 1,05 Mrd.
2/01 7,35 Mrd. 0,83 Mrd.
3/01 7 Mrd. 0,76 Mrd.
4/01 8,79 Mrd. 1,15 Mrd.
1/02 7 Mrd. 0,92 Mrd.
2/02 6,94 Mrd. 0,90 Mrd.
3/02 7,2 Mrd. 0,88 Mrd.
4/02 8,8 Mrd. 1,24 Mrd.
1/03 6,7 Mrd. 0,97 Mrd.
2/03 7,02 Mrd. 0,66 Mrd.
3/03 6,9 Mrd. 0,86 Mrd.
4/03 8,79 Mrd. 1,17 Mrd.
1/04 6,63 Mrd. 0,82 Mrd.
2/04 6,64 Mrd. 0,71 Mrd.
3/04 6,94 Mrd. 0,66 Mrd.
4/04 9,063 Mrd. 1,019 Mrd.
1/05 (*) 7,396 Mrd. 0,863 Mrd.
2/05 8,059 Mrd. 0,799 Mrd.
3/05 8,403 Mrd. 0,881 Mrd.
4/05 10,333 Mrd. 1,073 Mrd.
1/06 9,507 Mrd. 1,048 Mrd.
2/06 9,813 Mrd. 1,140 Mrd.
3/06 10,100 Mrd. 0,845 Mrd.
4/06 11,701 Mrd. 1,273 Mrd.
1/07 9,856 Mrd. 0,979 Mrd.
2/07 12,587 Mrd. 2,828 Mrd.
3/07 12,898 Mrd. 1,563 Mrd.
4/07 15,717 Mrd. 1,835 Mrd.
1/08 12,660 Mrd. 1,222 Mrd.
2/08 13,151 Mrd. 1,103 Mrd.
3/08 12,237 Mrd. 1,087 Mrd.
4/08 12,662 Mrd. 0,576 Mrd.
1/09 9,274 Mrd. 0,122 Mrd.
2/09 9,912 Mrd. 0,287 Mrd.
3/09 9,810 Mrd. -0,913 Mrd.
4/09 11,988 Mrd. 0,948 Mrd.
1/10 9,522 Mrd. 0,349 Mrd.
2/10 10,003 Mrd. 0,227 Mrd.
(*) Ergebnis seit Q1 2005 ausgewiesen nach neuen IFRS-Bilanzierungsregeln.

(vbr)