EU-Kartellwächter nehmen IBM unter die Lupe

Die EU-Kommission geht Beschwerden zweier Emulator-Anbieter nach und untersucht das Geschäftsgebaren des US-Konzerns auf dem Großrechner-Markt. IBM vermutet dahinter die Interessen des Konkurrenten Microsoft.

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Die EU-Kommission hat zwei kartellrechtliche Untersuchungsverfahren gegen den US-Konzern IBM eingeleitet. Die Brüsseler Wettbewerbshüter gehen in zwei Fällen dem Verdacht nach, der IT-Riese missbrauche seine Marktmacht. In beiden Fällen gehe es um den Markt für Großrechner, teilte die EU-Kommission am Montag in Brüssel mit.

Auf Beschwerde der Softwarehersteller Turbo Hercules und T3 Technologies untersucht die EU-Kommission, ob IBM mit der Kopplung der Großrechner-Hardware an seine Mainframe-Betriebssysteme – insbesondere z/OS – die Anbieter alternativer Lösungen zu behindern. Auf eigene Initiative untersucht die Kommission darüber hinaus, ob IBM konkurrierende Anbieter von Mainframe-Wartungsdiensten diskriminierend behandelt. So bestehe der Verdacht, dass IBM den Zugang zu ausschließlich von IBM angebotenen Ersatzteilen einschränke oder verzögere.

Nach einer Beschwerde des Platform Solutions (PSI) hatte Brüssel das Großrechnergeschäft des US-Unternehmens einmal bereits im Jahr 2007 unter die Lupe genommen. Die Untersuchung blieb ohne Konsequenzen. IBM und PSI hatten zudem vor Gericht um Patentrechte und Kartellvorwürfe gestritten. 2008 beendete IBM die Streiterei mit der Übernahme von PSI. Auch die US-Aufsichtsbehörden interessieren sich für das Geschäftsgebaren von IBM auf dem Großrechner-Markt.

IBM wolle mit den EU-Wettbewerbshütern kooperieren, erklärte das Unternehmen in einer Mitteilung. Die Vorwürfe wies IBM laut Wall Street Journal als unbegründet zurück. IBM hält die Beschwerdeführer demnach für Marionetten und vermutet im Hintergrund den großen Konkurrenten Microsoft. Redmond wolle damit seiner eigenen Servertechnologie einen Vorteil verschaffen.

Turbo Hercules bietet einen auf dem Open-Source-Projekt Hercules aufbauenden Emulator an, mit dem Mainframe-Anwendungen auch auf anderer Hardware laufen. Der französische Softwareersteller hatte sich in Brüssel beschwert, dass IBM seine Betriebssysteme nicht ohne eigene Hardware lizenziere. Auch der US-Hersteller T3 hat eine solche Lösung im Angebot. T3 war in den USA mit einer Zivilklage gegen IBM in der ersten Instanz abgeblitzt. (vbr)