Kartellamt kritisiert Spritpreis-Gestaltung durch Mineralölhandel
Die Kraftstoffpreise sind nicht mehr allein durch den Wettbewerb zu erklären. Das Kartellamt bestätigt die wiederholte Kritik des ADAC am Mineralölhandel.
Kraftstoffpreise sind seit Jahren ein Thema für die Wettbewerbsaufsicht.
(Bild: dpa, C. Rehder/Archiv)
- Florian Pillau
- mit Material der dpa
Die Spritpreise schießen nach oben, um danach äußerst gemächlich abzusinken. Das Bundeskartellamt erkennt in seiner aktuellen Auswertung ein typisches Muster: "Die Preisentwicklungen nach Absinken des Rohölpreises zu Beginn des zweiten Quartals wie auch nach dessen Anstieg ab Mitte Juni im Zuge der politischen Eskalation in Nahost könnten Beispiele für den sogenannten Rocket-and-Feather-Effekt sein", heißt es in der Untersuchung der Behörde.
Schnell hoch und langsam runter hat Methode
Als "Rakete-und-Feder-Effekt" beschreibt man in der Wirtschaft die Methode, im Interesse der Marge bei steigenden Kosten die Verkaufspreise schnell anzupassen, sinkende Kosten dagegen nur langsam an die Kunden weiterzugeben. Ein Fall fürs Kartellamt kann daraus werden, wenn die gesamte Konkurrenz das Gleiche tut und damit der Verbraucher keine Alternative bekommt. Damit wäre die erwünschte Preisbildung zulasten der Konsumenten ausgehebelt – ein Kartell kann unterstellt werden. Zu Beginn der Wochen hatte der ADAC genau darauf bei den Spritpreisen hingewiesen. So hat die Branche die Tankstellenpreise zwar mit dem Anstieg des Rohölpreises ruckartig erhöht, sie dann nach dem rapiden Preisverfall auf dem Ölmarkt nur langsam gesenkt. Der Auto-Club hofft auf zügiges Handeln der Wettbewerbshüter, um im deutschen Mineralölmarkt echten Wettbewerb wiederherzustellen. Ein Sprecher sagte im Februar 2025: "Im Moment konzentriert sich die Marktmacht, gerade auf dem Weg vom Bohrloch bis zur Raffinerie, zu sehr auf einige wenige große Akteure."
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Tag-zu-Tag-Schwankungen eher wenig kritisch
Zu dem anderen aktuell virulenten Problem der kräftigen Tag-zu-Tag-Schwankungen hatte das Kartellamt bereits einige Diskussionsbeiträge zur Frage geliefert, ob diese es unmöglich machen, rechtzeitig die günstigste Tankstelle zu finden. Im Schnitt änderten sie sich an Tankstellen im zweiten Quartal 22 Mal pro Tag. Dieser Frage ging die Behörde mit der Frage nach, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Tankstelle, die zu einem bestimmten Zeitpunkt die günstigste unter den fünf nächstgelegenen ist, dies auch später bleibt.
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Die Wettbewerbsaufsicht kam zu dem Schluss, dass billige Tankstellen dies meist auch lang genug bleiben: "Trotz der zahlreichen Preisänderungen gilt: Eine einmal als günstig identifizierte Tankstelle bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in den folgenden Stunden die günstigste im Umkreis". Die Untersuchung hatte ergeben, dass nach einer Viertelstunde die Wahrscheinlichkeit dafür bei 79 Prozent und nach einer halben Stunde bei 72 Prozent lag. Selbst nach acht Stunden waren es noch knapp zwei Drittel.
(fpi)