Elektrisch-autonomer Scooter Omoway Omo X: Selbst ist der Roller
Der Omoway Omo X ähnelt im Stil dem kantig-futuristischen BMW CE 04, ist aber auch fahrerlos selbstständig und verspricht neuartige assistierte Fahrfunktionen.
Der Omoway Omo X will eine Revolution bei den Elektrorollern anzetteln.
(Bild: Omoway)
- Ingo Gach
Der Omo X versetzte bei seiner Präsentation Ende Juni in Jakarta das Publikum in Staunen, denn der Elektroroller fuhr selbstständig auf die Bühne – ohne Fahrer. Er wurde über eine App ferngesteuert und eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Zwar haben bereits etliche andere Motorradhersteller – darunter BMW, Honda und Yamaha – schon vor Jahren selbstfahrende Motorräder als Versuchsträger entwickelt und als Prototypen der Fachpresse vorgestellt, aber bislang nicht in die Serienproduktion einfließen lassen.
Das will der Omo X nun als Erster übernehmen. Er kann mittels Smartphone aus der Garage vor die Haustür beordert oder zur Induktions-Ladestation geschickt werden. Außerdem kann der Omo X den Fahrer bei niedriger Geschwindigkeit, beispielsweise beim Überfahren eines Lochs oder Steins, vor einem Sturz retten, indem die Elektronik eingreift und den Roller im Gleichgewicht hält. Komfort bietet die Eigenstabilisierung auch, so kann der Fahrer vor der roten Ampel die Füße oben lassen – der Omo X kippt nicht um.
Darüber wissen wir im Detail nur, wie andere das technisch lösen: Wie BMWs Versuchsträger klappt der Omo X im Stand einen Hauptständer aus. Honda kann in seinem "Ride Assist" genannten System zum Ausbalancieren per Aktuatoren die Schwinge quer verschieben und die Gabel drehen, der Rest ist Sensorik und schnelle Rechner. Man darf davon ausgehen, dass die Japaner sich das haben schützen lassen. Um das Patent zu umgehen, könnte Omoway beispielsweise die Karosserie relativ zum Fahrwerk bewegen. Da dabei nennenswert elektrische Leistung für die Aktuatorik im Spiel ist, wird das besonders an einem E-Motorrad ab einer bestimmten Batteriekapazität interessant. Es schmälert zwar die Reichweite, besonders auf Fahrten in der Stadt. Dort ist diese aber meist nicht so kritisch wie Überland, allerdings wird eine aktive Stabilisierung dort auch viel seltener benötigt.
Omoway Omo X I (8 Bilder)

Omoway
)Mit KI und Big Data
Das sogenannte Halo-Pilot-System von Omoway bietet aber noch mehr: einen einstellbaren Tempomaten und automatisches Parken per One-Touch-Funktion. Auf KI und Big-Data-Modellen basierende Sicherheitsfunktionen überwachen mithilfe von Kameras die Umgebung in Echtzeit. Darüber hinaus bietet der Omo X multidirektionale Kollisionswarner und eine "Collision Assist Brake" (CAB), um selbstständig zu bremsen, wenn der Fahrer die Gefahr nicht erkennt. Der Scooter soll sogar dem Hindernis ausweichen können, verspricht Omoway. Ein Abstandstempomat hält die Distanz zum Vorausfahrenden und zudem kann der Roller als Teil des IoT mit anderen Fahrzeugen kommunizieren. Im Cockpit findet sich ein riesiges TFT-Display, schließlich müssen viele Informationen wiedergegeben werden. Links am Lenker ist eine Vier-Wege-Taste für die Bedienung, rechts sind drei Tasten zu erkennen.
"Multiform-Motorcycle"
Doch der Omo X verfügt über noch mehr Talente, Omoway nennt ihn "the world’s first multiform-motorcycle". Durch den Einsatz weniger Module kann er im Handumdrehen vom Roller zum Motorrad (ohne Durchstieg) oder Lastenträger (Omoway spricht irreführenderweise von einem "Cruiser") mit Koffern und Topcase werden. Die Marke erklärt dazu, dass sie eine umfassende Marktstudie durchgeführt hätte, mit dem Ergebnis, dass Indonesier dazu tendieren, über lange Distanzen zu pendeln und regelmäßig zu fahren. Doch die meisten Elektroroller könnten nur kurze Strecken fahren, das wäre beim Omo X anders, erklärt der Hersteller, ohne jedoch den Energiegehalt der Traktionsbatterie oder Fahrleistungen zu verraten. Immerhin sind am vorgestellten Omo X radiale Bremshebel der Marke Brembo zu sehen. Offenbar setzt Omoway nicht auf Billig-Komponenten.
Omoway Omo X II (6 Bilder)

Omoway
)Zukunftsmarkt Indonesien: 447 Prozent Plus
Der Firmengründer Todd He gründete Omoway 2024 mit Sitz in Singapur und war bereits 2014 Mitbegründer des Elektroautoherstellers Xpeng (5,7 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr 2024) in Guangzhou, wo sich heute auch das R&D-Center von Omoway befindet. Mit elektronischer Ausstattung und KI kennt He sich also aus. Das Produktionswerk ließ er jedoch in der indonesischen Hauptstadt Jakarta bauen. Die Standortwahl war kein Zufall: Indonesien ist mit 280 Millionen Einwohnern das viert-bevölkerungsreichste Land der Welt und der drittgrößte Motorradmarkt mit einem Bestand von über 120 Millionen motorisierten Zweirädern.
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Sie sind dort das am meisten genutzte Transportmittel, weil sich viele Einwohner kein Auto leisten können. Vergangenes Jahr wurden in Indonesien rund 6,3 Millionen motorisierte Zweiräder neu zugelassen, die Zahl an Elektrorollern und Elektro-Motorrädern stieg dabei um 447 Prozent auf 63.146 Stück, nicht zuletzt, weil die indonesische Regierung E-Fahrzeuge subventioniert.
Ab 2026 in Produktion
Alles nur ferne Zukunftsmusik? Nein, die Entwicklung des Omo X soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein und der Roller 2026 zunächst in Indonesien auf den Markt kommen - für angeblich umgerechnet rund 3500 Euro. Danach plant Omoway den weltweiten Vertrieb des futuristischen Omo X.
(fpi)