Tiefkühlfach repariert AirPods Max – kurzzeitig

Apples teure Over-Ears können nach einigen Jahren Benutzung Verbindungsprobleme bekommen. Im Netz kursiert ein ungewöhnlicher Trick. Was dahintersteckt.

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Nutzerin mit AirPods Max

Nutzerin mit AirPods Max.

(Bild: Apple)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Reparaturexperten berichten, dass ältere AirPods-Max-Modelle nach einigen Jahren der Benutzung Hardware-Probleme zeigen: An der Verbindung zwischen Bügel und Ohrmuschel kann es durch das häufige Rotieren der Kopfhörer von der Trage- in die Hörposition zum Kabelbruch (oder zumindest zu Mikrorissen mit Leitungsfehlern) kommen. Entsprechende Klagen finden sich unter anderem auf Reddit und in Apples offiziellen Supportforen.

Das Problem äußert sich dadurch, dass die bei Apple 579 Euro teuren Over-Ears die Verbindung zu Mac, iPhone und Co. verlieren und der übliche Reset mittels Doppeldruck auf beide Bedienknöpfe dann scheitert. Die notwendige weiß blinkende LED, die das Zurücksetzen anzeigt, erscheint einfach nicht – so ist es dann nicht mehr möglich, die AirPods Max neu zu verbinden, und die Geräte bleiben stumm. Interessanterweise kursiert als Lösung ein besonderer Trick: Man soll die defekten Geräte für einige Minuten ins Tiefkühlfach legen. Und, wie ein Versuch mit einem betroffenen Kopfhörer in der Mac & i-Redaktion (Lightning-Modell, gekauft 2021) zeigte: Das geht tatsächlich – ist aber weder eine Dauerlösung noch eine grundsätzlich gute Idee.

Nutzer, die den geschilderten Ärger mit ihren AirPods Max haben, sollten zunächst jedoch etwas anderes tun: Die Verbindung zwischen Bügel und Ohrmuscheln reinigen – und zwar beidseitig. Dies ist möglich, indem man beides mithilfe eines SIM-Werkzeugs oder einer Büroklammer voneinander trennt – was sehr einfach ist, wie etwa diese YouTube-Anleitung zeigt. Anschließend sollte man mit für Elektronikprodukte geeignetem Reinigungsalkohol und Wattestäbchen vorsichtig säubern, um sicherzustellen, dass Stecker (in den Bügeln) und Buchse (in den Ohrmuscheln) gereinigt sind. Manchmal reicht schon dies, um den ersehnten Reset zu ermöglichen.

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Geht auch das nicht, kann man den Tiefkühltrick wagen – allerdings nur, wenn die Geräte längst aus der Gewährleistung (nach 24 Monaten) gefallen sind und Apple sie auch nicht aus Kulanz reparieren mag. Die scheinbar toten AirPods Max werden dazu in einen Gefrierbeutel gesteckt und einfach für 10 bis 15 Minuten (mancher User wagt gar 30 Minuten) ins Gefrierfach gelegt. Danach sollte man das Gerät von Kondensation befreien, trocknen und wieder etwas aufwärmen lassen. Und tatsächlich: In vielen Fällen sind danach Reset und Koppelung wieder möglich.

Es gibt verschiedene Theorien dazu, warum der Tiefkühltrick funktioniert. Die wohl zutreffendste, wie sie ein Reparaturfachmann auf Reddit postuliert: Die Flexkabel, mit denen Bügel und Ohrmuschel verbunden sind, bestehen aus Kunststoff mit integrierten Drähten. Durch die Dauerbelastung beim Rotieren brechen diese langsam. Die Tiefkühlung bewirkt nun, dass der Kunststoff in den Flexkabeln schrumpft, was die Verbindung erneut entstehen lässt.

Das Problem: Mit der Zeit wird diese Verbindung durch das übliche Rotieren wieder brüchig oder löst sich einfach wieder von selbst. Das Modell, das in der Mac & i-Redaktion dieser Behandlung unterzogen wurde, spielt zwar schon seit mehreren Tagen wieder normal, doch unklar ist, wie lange dies so bleibt. Hinzu kommt, dass die Tiefkühlung andere Teile der Elektronik der AirPods Max beschädigen kann – insbesondere für die integrierten Akkus ist dieser Vorgang ein großes physikalisches No-no. Die Maßnahme erfolgt daher auf vollständig eigene Gefahr. Am sinnvollsten ist es wohl, beim Rotieren der AirPods Max vorsichtiger zu sein, sie etwa nicht zu schnell zu drehen. Das Problem tritt zudem oft erst nach Jahren auf – leider genau dann, wenn Apples Gewährleistung abgelaufen ist.

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Ein Leser im heise-Forum empfiehlt folgende Vorgehensweise, um das Kondensationsproblem zu umgehen:

"Den Kopfhörer in eine verschließbare Kunststofftüte legen, ohne jedoch die Tüte zu verschließen. Die Tüte mit dem Kopfhörer dann für X Minuten in den Gefrierschrank legen und – extrem wichtig – beim Rausnehmen noch im Gefrierschrank sofort die Tüte luftdicht verschließen und in der dicht verschlossenen Tüte mehrere Stunden "auftauen" lassen! Keinesfalls die Tüte öffnen, solange der Kopfhörer innen noch kalt sein könnte." Solange der Kopfhörer während des "Auftauens" in der Tüte verbleibe, könne die darin enthaltene trockene Luft die Feuchtigkeit vollständig aufnehmen.

Das Thema Kondensation ist bei den AirPods Max (und nicht nur bei diesen) längst bekannt – allerdings nicht aus dem Gefrierfach, sondern aus Umgebungen mit höherer Luftfeuchtigkeit sowie der – von Apple definitiv untersagten – Nutzung beim Sport.

Wie bereits geschrieben gilt: Der "Tiefkühltrick" ist eine absolute Notfallmaßnahme auf eigene Gefahr, die höchstens dann ergriffen werden kann, wenn keine Reparatur mehr möglich erscheint oder diese sich nicht mehr lohnt.

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(bsc)