Umfrage: Deutsche stehen autonomen Verkehrsmitteln offen gegenüber
99 Prozent der Deutschen würden autonome Verkehrsmittel nutzen. Darüber, ob das künftig der Standard sein wird, scheiden sich die Geister laut Bitkom-Umfrage.
(Bild: fuyu liu/Shutterstock.com)
Die Deutschen zeigen sich so offen gegenüber neuen Mobilitätskonzepten. Laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage wären 99 Prozent bereit, ein autonomes Verkehrsmittel zu nutzen. Besonders hoch im Kurs sind autonome U- und S-Bahnen (72 Prozent) und Busse (70 Prozent), aber auch autonome Pkw (57 Prozent), autonome Schiffe (34 Prozent) und Flugzeuge (26 Prozent) stoßen auf Interesse.
Ob das autonome Fahren wirklich Zukunft hat, spaltet die Bevölkerung: 53 Prozent sehen es als kommenden Standard, 43 Prozent halten es für einen Hype. "Autonomes Fahren ist längst keine Utopie mehr. Neben den Entwicklungen in den USA, China oder auch Singapur zeigen zahlreiche Pilotprojekte auch in Deutschland eindrucksvoll das Potenzial dieser Technologie", sagte Bitkom-Chef Ralf Wintergerst auf einer Pressekonferenz anlässlich der IAA.
Große Hoffnungen setzen die Menschen laut Umfrage zudem in den Einsatz von KI: 88 Prozent wünschen sich etwa eine KI-Hilfe bei der Parkplatzsuche, 76 Prozent würden sie auch im Notfall die Fahrkontrolle übernehmen lassen. Über die Hälfte fände es sogar sinnvoll, wenn KI bei zu riskantem Fahrverhalten direkt eingreift. 83 Prozent meldeten zudem Interesse an KI-gestützten Ampeln an, 79 Prozent sehen Hoffnung darin, mit KI Fahruntüchtigkeit zu erkennen. Eine weitere Chance sehen 77 Prozent in Diebstahlschutz und einer automatischen Terminbuchung für die Werkstatt (56 Prozent).
Wachsende Nachfrage bei Car-Sharing und Co.
Auch beim Thema Sharing wächst der Umfrage zufolge die Nachfrage, unter anderem, da das Autofahren teuer ist (40 Prozent) oder da ein Parkplatzmangel am Wohnort besteht (12 Prozent). Schon heute nutzen viele Deutsche Bike-, E-Scooter- oder Car-Sharing (jeweils rund ein Drittel). 75 Prozent sehen darin eine gute Alternative zum Privatfahrzeug. Besonders hoch ist das Interesse in Städten, in ländlichen Regionen fehle es jedoch vielfach an Angeboten. Nach Angaben Wintergersts könnten ausgerechnet hier große Potenziale liegen, wenn Sharing-Modelle stärker verfügbar gemacht würden. Zwei Drittel der Autofahrer würden unter bestimmten Bedingungen auf ihr privates Auto verzichten – vor allem, wenn der Nahverkehr besser ausgebaut, günstiger oder komfortabler wäre.
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Wintergerst zufolge sind digitale Technologien entscheidend für die Zukunft der deutschen Automobilindustrie. "Ohne Kooperationen mit Tech-Unternehmen" und ohne massive Investitionen in digitale Innovationen werde die deutsche Autoindustrie international zurückfallen. Hintergrund seien enorme Herausforderungen durch geopolitische Spannungen, steigende Zölle sowie europäische Regulierungsvorgaben wie das geplante Aus für Verbrennungsmotoren ab 2035.
Zugleich verwies Wintergerst auf die "hohen Investitionen der Industrie", die laut Verband der Mobilindustrie zwischen 2025 und 2029 rund 320 Milliarden Euro in Elektromobilität, Batterietechnologien und Digitalisierung stecken. Dennoch halten nur 11 Prozent der Befragten es für wahrscheinlich, dass deutsche Autobauer das Rennen um das autonome Fahren gewinnen. Gleichauf sind Automobilhersteller wie Toyota, Ford oder Kia. Deutlich bessere Chancen werden demnach chinesischen Marken wie Nio oder BYD mit 33 Prozent eingeräumt, aber auch US-Tech-Firmen wie Google, Apple, Uber oder Tesla (16 Prozent).
Wintergerst forderte von der Politik eine stärkere Koordination bei Investitionen in Verkehrsinfrastruktur. Demnach müsse "nicht nur in Asphalt und Beton", sondern "auch Bits und Bytes" investiert werden, damit Deutschland beim autonomen Fahren mithalten könne. Konkret schlug er große Modellregionen vor, um Technologien umfassend zu testen, statt einzelne Pilotprojekte kleinflächig zu verteilen. An der repräsentativen Befragung nahmen rund 1000 Menschen ab 16 Jahren teil.
(mack)