PDF-Standard soll JPEG XL als bevorzugtes Bildformat erhalten
Die PDF Association will JPEG XL in die PDF-Spezifikation aufnehmen. Das könnte dem von Google 2022 für obsolet erklärten Bildformat neuen Schwung geben.
(Bild: heise medien)
Die PDF Association hat angekündigt, JPEG XL (JXL) als bevorzugtes Bildformat in die PDF-Spezifikation zu integrieren. Wie Peter Wyatt, Chief Technology Officer der PDF Association, auf einer europäischen Konferenz der Organisation erklärte, sei JPEG XL die bevorzugte Lösung für HDR-Inhalte in PDF-Dokumenten. Die PDF Association entwickelt die PDF-Spezifikationen und verwaltet das zuständige ISO-Komitee.
Wyatt begründete die Entscheidung mit den technischen Vorteilen des Formats: JPEG XL unterstützt neben High Dynamic Range auch erweiterte Farbräume, ultra-hochauflösende Bilder mit über einer Milliarde Pixeln sowie bis zu 4099 Kanäle mit jeweils 32 Bit pro Kanal. Diese Eigenschaften machen das Format besonders für professionelle Anwendungen interessant, bei denen es auf maximale Bildqualität und Farbtreue ankommt.
JPEG XL wurde als Nachfolger des betagten JPEG-Formats entwickelt und basiert auf einer Kombination aus dem Free Lossless Image Format (FLIF) von Cloudinary und Googles PIK-Projekt. Die erste Version erschien Ende 2020, die vollständige ISO-Standardisierung als ISO/IEC 18181 erfolgte im Oktober 2021. Eine zweite Edition des Standards wurde 2024 veröffentlicht.
Das Format schien zunächst auf breite Unterstützung zu stoßen – bis Google Ende 2022 überraschend die experimentelle Implementierung in Chrome und Chromium entfernte. Die Begründung des Unternehmens: Es gebe nicht genug Interesse im gesamten Ökosystem, um mit JPEG XL weiterzumachen. Die Entscheidung stieß in der Tech-Branche auf massive Kritik, wie auch Jon Sneyers, Mitentwickler von JPEG XL und Initiator von FLIF, damals in einem iX-Interview erklärte.
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Interne Kämpfe bei Google als Auslöser?
Sneyers vermutete hinter Googles Entscheidung einen internen Konflikt zwischen den JPEG-XL-Befürwortern und den Vertretern des konkurrierenden Formats AVIF. "AVIF-Befürworter innerhalb von Chrome sind im Wesentlichen gleichzeitig Ankläger, Richter und Henker", kritisierte er damals in einer Stellungnahme. AVIF stammt wie WebP von Video-Codecs ab und wird vom Chrome-Codec-Team forciert, während JPEG XL von einem anderen Google-Team in Zürich entwickelt wurde.
Der entsprechende Chromium-Bug-Report, in dem das Feature als "obsolet" markiert wurde, sammelte in den folgenden drei Jahren Tausende Upvotes und zahlreiche Kommentare von Entwicklern, die Google zu einer Kehrtwende auffordern – bislang ohne Erfolg.
Fragmentierte Browser-UnterstĂĽtzung
Abseits von Chrome hat JPEG XL inzwischen vereinzelt Unterstützung gefunden: Apple integriert das Format in iOS und macOS, allerdings kann die Vorschau-App Bilder nur öffnen, nicht aber im JXL-Format speichern. Safari unterstützt zudem weder progressive Darstellung noch animierte Bilder. Microsoft bietet für Windows 11 eine Erweiterung im Windows Store an, Edge selbst – basierend auf Chromium – unterstützt JXL nicht.
Mozilla war zunächst Google mehr oder weniger gefolgt, hatte dann in Firefox Nightly aber eine experimentelle Unterstützung implementiert, die jedoch noch nicht in der Hauptversion verfügbar ist. Im September 2024 erklärte das Team, eine Integration in Betracht zu ziehen, sobald ein Rust-basierter Decoder verfügbar sei. Die C++-Referenzimplementierung libjxl sei aufgrund ihrer Größe ein Sicherheitsrisiko.
Eine künftige Integration in die PDF-Spezifikation könnte JPEG XL neue Relevanz verschaffen, zumal Chrome einen integrierten PDF-Viewer bietet. Ob Google dadurch die "obsolet"-Markierung überdenkt, bleibt abzuwarten. Für eine breite Nutzung im Web und im allgemeinen für Bilder ist eine umfassende Browser-Unterstützung jedoch unerlässlich – und daran fehlt es drei Jahre nach Googles Rückzug weiterhin.
(fo)