Nokia verschlankt Smartphone-Entwicklung

Der finnische Handyhersteller weist für das dritte Quartal einen soliden Konzerngewinn aus und kündigt eine Restrukturierung einzelner Konzernbereiche an, der 1800 Arbeitsplätze zum Opfer fallen sollen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 185 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Der finnische Handyhersteller Nokia hat allen Problemen zum Trotz sein Konzernergebnis im dritten Quartal 2010 stabilisiert und einen soliden Gewinn eingefahren. Der neue Konzernchef Stephen Elop kündigte zugleich den Abbau von 1800 Stellen an. Er will Nokia nun zügig zum Angriff auf den Smartphone-Sektor trimmen. "Wir müssen unsere Rolle und unseren Ansatz in der eigenen Branche neu überdenken", erklärte der erst vor Kurzem von Microsoft zu den Finnen gekommene Kanadier. Die Börse reagierte auf die Nachrichten mit einem Kursanstieg der Nokia-Aktie um 7,5 Prozent auf 8,32 Euro.

Nach einem abschreibungsbedingten Verlust in Höhe von 913 Millionen Euro im Vorjahr verdiente der Marktführer im dritten Jahresabschnitt 2010 unterm Strich 322 Millionen Euro. Der Umsatz wuchs im Vergleich zum Vorjahresquartal um fünf Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Dabei stieg der Umsatz im Kerngeschäft um vier Prozent von 6,9 auf 7,2 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Espoo bei Helsinki mit. Die als Joint Venture mit Siemens betriebene Netzwerksparte Nokia Siemens Networks konnte beim Umsatz um sieben Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zulegen und den operativen Verlust verringern.

Im Handygeschäft setzten die Finnen 110,4 Millionen Geräte im Quartal ab. Der Hersteller schätzt das Gesamtmarktvolumen im Quartal auf 364 Millionen Stück. Im Smartphone-Segment konnte Nokia im Vergleich zum Vorjahresabschnitt deutlich um 61 Prozent zulegen und brachte 26,5 Millionen Geräte an den Mann. Dank des gestiegenen Anteils der Smartphones erholte sich auch die Kennzahl des durchschnittlichen Gerätepreises von 64 auf 65 Euro.

Nokia hatte in den vergangenen Jahren im ertragreichen Smartphone-Segment massiv Marktanteile eingebüßt – das iPhone und verschiedene Android-Smartphones geben mit starkem Wachstum den Takt vor. Trotzdem verkaufen die Finnen immer noch mehr Smartphones als die Konkurrenten. Damit das so bleibt, braucht Nokia ein paar Erfolgstypen. Einer der Hoffnungsträger ist das im Herbst nach zahlreichen Verzögerungen als "Flaggschiff" ausgelieferte Spitzenmodell N8.

Elop, der den zuletzt umstrittenen Olli-Pekka Kallasvuo im September abgelöst hatte, will Nokia nun wieder auf die Überholspur bringen. Dabei setzt er das Messer bei der Entwicklung von Smartphones mit Nokias eigenem Betriebssystem Symbian ebenso an wie im Servicegeschäft und bei Konzernfunktionen. Insgesamt sollen weltweit bis zu 1800 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren.

Der Smartphonebereich soll effektiver werden und neue Produkte schneller auf den Markt bringen. Dafür soll die Anwendungsentwicklung für Symbian und MeeGO auf die Qt-Umgebung vereinheitlicht werden. Das gilt auch für die Arbeit am System Symbian, das nun kontinuierlich und rückwärtskompatibel weiterentwickelt werden soll. Die Unterscheidung der Plattformen Symbian^3 und Symbian^4 ist damit vom Tisch – mittel- bzw.- langfristig könnte dies auf ein Phase-out von Symbian und einen vollständigen Wechsel zu MeeGo hinauslaufen.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Nokia in Euro
Quartal Umsatz Nettogewinn
1/00 6,5 Mrd. 0,91 Mrd.
2/00 7 Mrd. 0,98 Mrd.
3/00 7,58 Mrd. 0,92 Mrd.
4/00 9,28 Mrd. 1,21 Mrd.
1/01 8 Mrd. 1,05 Mrd.
2/01 7,35 Mrd. 0,83 Mrd.
3/01 7 Mrd. 0,76 Mrd.
4/01 8,79 Mrd. 1,15 Mrd.
1/02 7 Mrd. 0,92 Mrd.
2/02 6,94 Mrd. 0,90 Mrd.
3/02 7,2 Mrd. 0,88 Mrd.
4/02 8,8 Mrd. 1,24 Mrd.
1/03 6,7 Mrd. 0,97 Mrd.
2/03 7,02 Mrd. 0,66 Mrd.
3/03 6,9 Mrd. 0,86 Mrd.
4/03 8,79 Mrd. 1,17 Mrd.
1/04 6,63 Mrd. 0,82 Mrd.
2/04 6,64 Mrd. 0,71 Mrd.
3/04 6,94 Mrd. 0,66 Mrd.
4/04 9,063 Mrd. 1,019 Mrd.
1/05 (*) 7,396 Mrd. 0,863 Mrd.
2/05 8,059 Mrd. 0,799 Mrd.
3/05 8,403 Mrd. 0,881 Mrd.
4/05 10,333 Mrd. 1,073 Mrd.
1/06 9,507 Mrd. 1,048 Mrd.
2/06 9,813 Mrd. 1,140 Mrd.
3/06 10,100 Mrd. 0,845 Mrd.
4/06 11,701 Mrd. 1,273 Mrd.
1/07 9,856 Mrd. 0,979 Mrd.
2/07 12,587 Mrd. 2,828 Mrd.
3/07 12,898 Mrd. 1,563 Mrd.
4/07 15,717 Mrd. 1,835 Mrd.
1/08 12,660 Mrd. 1,222 Mrd.
2/08 13,151 Mrd. 1,103 Mrd.
3/08 12,237 Mrd. 1,087 Mrd.
4/08 12,662 Mrd. 0,576 Mrd.
1/09 9,274 Mrd. 0,122 Mrd.
2/09 9,912 Mrd. 0,287 Mrd.
3/09 9,810 Mrd. -0,913 Mrd.
4/09 11,988 Mrd. 0,948 Mrd.
1/10 9,522 Mrd. 0,349 Mrd.
2/10 10,003 Mrd. 0,227 Mrd.
3/10 10,270 Mrd. 0,322 Mrd
(*) Ergebnis seit Q1 2005 ausgewiesen nach neuen IFRS-Bilanzierungsregeln.

(vbr)