T-Mobile entdeckt mobiles Internet ohne Portal-Zwang
Mit dem Werbeslogan "web'n'walk" wollen die Bonner ihre Kunden animieren, mit mobilen Geräten genauso frei im Internet zu surfen wie sie es am Schreibtisch tun -- und es auch bisher schon mit geeigneten Mobilfunkgeräten konnten.
Unter dem Schlagwort "web'n'walk" propagiert der Mobilfunkanbieterer T-Mobile mit gleich mehreren Pressemitteilungen "das offene mobile Internet". Darin behaupten die Bonner selbstbewusst, "als erster Netzbetreiber in Europa das freie Internet aufs Handy" zu bringen. Erste Angebote stĂĽnden ab sofort in Deutschland und in Ă–sterreich zur VerfĂĽgung. Im Laufe des Jahres werde "web'n'walk" auch in GroĂźbritannien, den Niederlanden und in Tschechien verfĂĽgbar sein.
Offensichtlich trägt T-Mobile mit der neuen Kampagne der Einsicht Rechnung, dass die Akzeptanz für spezielle mobile Internet-Portale, auf die die Bonner mit den "T-Zones" bislang ebenso gesetzt hatten wie die Konkurrenz zum Beispiel mit "Vodafone live", bei mobilen Surfern zu wünschen übrig lässt. Als eines der Endgeräte, das ein "web'n'walk-Erlebnis" ermöglichen soll, bewirbt T-Mobile das UMTS-Smartphone Nokia 6680, bei dem eine "spezielle Software" die optimierte Darstellung von Web-Inhalten ermögliche. Bei dieser Software handelt es sich um den Browser von Opera, der die Darstellung von Webseiten mittels "small screen rendering" (SSR) an das Format des Handy-Displays anpasst. Dabei sind die Nokia-6680-Handys bereits werksseitig mit dieser Funktion ausgerüstet, sodass sich ein ähnliches Surferlebnis auch ohne "web'n'walk" einstellt.
Eine Liste der Geräte, die mit SSR oder seinem Pendant MSR ("medium screen rendering") für größere Displays ausgestattet sind, liefert Opera in dieser Produktübersicht. Gegenüber heise online erklärte ein Sprecher von Opera, dass die "web'n'walk"-Kampagne von T-Mobile als Beleg für die Qualitäten des norwegischen Browsers gewertet werden könne. Sein Haus profitiere auch vom Erfolg von "web'n'walk" dank der Lizenzgebühren für den Browser mit jedem verkauften Opera-fähigen Endgerät.
Als weiteres Spezialgerät präsentiert T-Mobile den auf heise mobil vorgestellten Kleinen Alleskönner MDA Compact, der dank Windows Mobile 2003 SE Phone Edition und Internet Explorer ebenfalls von Hause aus die Fähigkeit zum mobilen Surfen ohne Portalzwang mitbringt. Eine Ausnahme stellt die Surfmaschine Sidekick II dar. Genau wie ihr Pendant Hiptop2 von E-Plus erfolgt der Datenaustausch immer über die Server der Firma Danger. Die mit diesen Endgeräten vermarkteten "Flatrates" gelten also nicht für die direkte Verbindung ins Internet. Das Zusammenspiel von Server und Endgerät soll ebenfalls eine Display-gerechte Darstellung von Webinhalten und Dokumenten ermöglichen.
Nachdem T-Mobile-Chef René Obermann das ehrgeizige Ziel verkündet hatte, bis Ende 2006 eine Anzahl web'n'walk-Kunden zu gewinnen, die "im hohen sechsstelligen Bereich liegt" und eine Steigerung des Durchschnittsumsatzes je Kunde (ARPU) erwartet, erklärte Wettbewerber E-Plus in einer Pressemitteilung: "T-Mobile startet anderthalb Jahre nach E-Plus den mobilen Zugriff auf das Internet". Darin weist E-Plus darauf hin, als erster deutscher Netzbetreiber bereits im November 2003 eine Version des Hiptop auf den Markt gerbacht zu haben.
Die von T-Mobile erwarteten positiven Impulse für die wachsende Nutzung mobiler Datengeräte könnten unabhängig von der Frage, wann und wer das mobile Surfen außerhalb spezieller Portale oder "walled gardens" erfunden hat, von Preissenkungen ausgehen, wie sie die Bonner zum 1. Juli angekündigt haben. (ssu)