Die Neuerungen von Fedora 14

Die neuste Fedora-Version hat Cloud-Ambitionen, dekodiert Jpeg-Dateien schneller und bringt neben dem für die Virtualisierung von Desktop-PCs interessanten SPICE zahlreiche Verbesserungen für Entwickler mit.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 7 Kommentare lesen
Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Knapp fünfeinhalb Monate nach der Vorstellung von Fedora 13 (Goddard) hat das Fedora-Projekt nun die Version 14 freigegeben. Die nach dem Physiker Robert B. Laughlin benannte Linux-Distribution besticht wie üblich durch eine recht aktuelle Ausstattung und ein großes Angebot an Open-Source-Software, bringt aber längst nicht so viele Neuerungen wie ihre Vorgänger.

Fedora 14 (Laughlin) (14 Bilder)

Standard-Desktop

Als Standard-Desktop nutzt das Laughlin genannte Fedora 14 die GNOME-Version 2.32.

Mit der Version 14 ersetzt das maßgeblich von Red Hat gesponserte Fedora-Projekt die Libjpeg durch Libjpeg-Turbo – ein Fork, der durch stärkere Nutzung von MMX- und SSE-Befehlen manche JPG-Dateien mehr als doppelt so schnell dekodieren soll als das Original. Davon profitieren zahlreiche in Fedora enthaltenen Anwendungen, da viele die Bibliothek zur Jpeg-Verarbeitung direkt oder indirekt (über andere Libraries) nutzen.

Das Buzz-Word Cloud-Computing macht auch vor der Community-Distribution nicht halt: Fedora 14 soll direkt zur Freigabe in Amazons Public-Cloud-Service EC2 verfügbar sein. Das Fedora-Projekt will auch zukünftige Versionen dort einpflegen; Hintergründe zu Fedoras Cloud-Ambitionen liefert ein Interview mit dem zuständigen Entwickler Justin Forbes im Fedora-Wiki sowie ein Artikel im News-Bereich von Red Hat.

Fedora liegt nun das komplette SPICE-Framework bei.

Zur Desktop-Virtualisierung liefert Fedora 14 nun das ursprünglich von KVM-Macher Qumranet entwickelte SPICE mit. Dieses "Simple Protocol for Independent Computing Environments" bietet zahlreiche Funktionen zur effizienten Kommunikation zwischen virtualisierten Systemen und Rechnern, die den Desktop des Gastsystems ausgeben. Dadurch sollen etwa Thin Clients die Bedienoberfläche virtualisierter RHEL- und Windows-Systeme so performant darstellen, dass auch eine flüssige Wiedergabe von HD-Video und bidirektionale Audio- und Video-Kommunikation gelingen; zudem soll Mehrschirmbetrieb funktionieren und sich Client-seitig angesteckte USB-Geräte im Gastsystem nutzen lassen. Das wird als Hosted Virtual Desktop (HVD) oder Virtual Desktop Infrastructure (VDI) bezeichnet und ist Bestandteil von Red Hat Enterprise Virtualization (RHEV) for Desktops 2.3.

Zur Rechner-Wartung und -verwaltung per Intelligent Platform Management Interface (IPMI) liefert Fedora Ipmiutil mit. Neu dabei ist auch OpenSCAP – eine Open-Source-Implementation des auch von Windows 7 unterstützten Security Content Automation Protocol (SCAP), das eine Reihe von Sicherheitsstandards umfasst, mit denen sich das Sicherheitsmanagement vereinfachen lässt. Weitere Hintergründe zu OpenSCAP in Laughlin liefert ein Artikel bei Red Hat.

Die vom Fedora-Projekt selbst gepflegte Liste der wichtigsten Neuerungen von Laughlin zählt gleich eine ganze Reihe Verbesserungen auf, die eher Programmierer ansprechen. So liegt jetzt etwa die "erste nützliche und benutzbare Perl-6-Distribution" Rakudo Star bei; auch Compiler und Toolkit zur Programmierung mit D gehören jetzt zum Lieferumfang. Bei der GNU Compiler Collection (GCC) vollzog Fedora den Sprung von Version 4.4.4 auf 4.5.1. Einen Generationswechsel gab es auch bei Eclipse, das in der auch als Helios bekannten Version 3.6 beiliegt; wer lieber mit Netbeans arbeitet, findet das in Version 6.9 vor.

Boost wurde auf Version 1.44.0 aktualisiert, Erlang auf R14. Einige Änderungen an den .debug-Dateien beschleunigen den GNU Debugger (GDB). Neue Funktionen in GDB erleichtern das Aufspüren von Code-Bereichen in Programmen oder Libraries, die verschwenderisch mit dem Speicher umgehen; Hintergründe zu diesen und anderen Verbesserungen rund um GDB liefern ein Artikel und ein Video-Interview mit einem Entwickler auf der News-Seite von Red Hat. Die Entwicklungsumgebung GNUstep findet sich nun ebenfalls in den Paket-Depots von Fedora. Außerdem sind Python 2.7, Perl 5.12 und Ruby 1.8.7 enthalten