Die Neuerungen von Fedora 14

Seite 3: Update-Policy, Fazit

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Mit Laughlin bekommen Fedora-Anwender in den nächsten Wochen und Monaten die Auswirkungen der Updates Policy stärker zu spüren, die das Fedora Engineering Steering Committee (FESCo) vor einigen Wochen beschlossen hat. Über dieses nicht gerade kurze Dokument regelt das Projekt, wie die Betreuer der in Fedora paketierten Software bei der Pflege vorgehen sollen.

Eine der Kernaussagen: Die Paket-Betreuer sollen normalerweise keine neuen Software-Versionen mit größeren Änderungen ("Major Updates") als Update an die Nutzer von "Stable Releases" (derzeit: Fedora 12, 13 und 14) herausgeben; vielmehr soll derart aktualisierte Software normalerweise nur in Entwicklerzweige wie "Rawhide" einfließen, aus denen neue Fedora-Version hervorgehen. Diese Vorgehensweise sollen die Paket-Betreuer nach Möglichkeit auch bei Sicherheitsupdates einhalten. Hauptziel des Ganzen: Die Gefahr minimieren, dass die in Fedora enthaltenen Software nach dem Einspielen von Fedora-Updates nicht mehr funktioniert.

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Updatefülle

In den Paketdepots Updates (SRPMS/x86-32/x86-64/) und Updates-Testing (SRPMS/x86-32/x86-64/) finden sich bereits zur Vorstellung von Fedora 14 hunderte aktualiserter Pakete, die als Update freigegebenen wurden oder nach Tests als solche veröffentlicht werden sollen. Diese Korrekturen wurden nicht mehr in die bereits vergangene Woche fertiggestellte und zwischenzeitlich auf die Spiegelserver verteile Distribution aufgenommen, um nicht kurz vor der Fertigstellung noch neue Fehler einzuschleusen.

Einen ähnliche, allerdings noch etwas strengere Herangehensweise fahren OpenSuse oder Ubuntu schon immer. Bei Fedora war es in den letzten Jahren anders, denn nicht wenige Paket-Betreuer verteilten neue Versionen einer Software über die Updates an Fedora-Nutzer. Das mit KDE 4.3.2 ausgelieferte Fedora 12 erhielt etwa im Rahmen der System-Aktualisierung mehrere neue Versionen der Desktop-Umgebung und ist kurz vor Lebensende jetzt bei KDE 4.4.5 angelangt. Selbst beim Kernel gab es häufig Sprünge: Fedora 13 erschien mit Linux 2.6.33.3 und nutzt nach dem Einspielen aller Updates den Kernel 2.6.34.7. Es lassen sich hunderte weitere Beispiele für solche Versionssprünge finden. Manche Paket-Betreuer haben aber schon bisher eine eher konservative Update-Strategie genutzt, wie sie die Policy nun vorgibt. Bei Firefox, Thunderbird, OpenOffice, X-Server oder den Bestandteile des GNOME-Desktops etwa gab es bislang meist nur "Minor Version Updates" – das mit Firefox 3.5.4 ausgelieferte Fedora 12 erhält beispielsweise derzeit die Version 3.5.15 über die Fedora-Updates nachgereicht, aber kein Update auf einen Firefox-Browser der 3.6er-Generation.

Ein Teil der in Fedora enthaltenen Anwendungen war dadurch häufig auf einem recht aktuellen Stand; das galt auch noch für Fedora 13, denn die Policy wurde erst kürzlich etabliert. Die kommenden Wochen und Monate müssen zeigen, wie strikt sich die Paket-Betreuer an die Policy halten werden. Zudem plant das Projekt wohl auch Ausnahmen und will vermutlich eine größere Aktualisierung von KDE erlauben.

Positiv machten sich die Versionssprünge bei Fedora vor allem beim Kernel bemerkbar, denn der Wechsel auf neuen Major-Versionen brachte neben zahlreichen neuen Funktionen auch hunderte neue und verbesserte Treiber mit – darunter häufig viele für Hardware, die in den Wochen und Monaten kurz vor und nach der Freigabe der jeweiligen Fedora-Version auf den Markt kam. Der Hardware-Support von Fedora 13 ist dadurch heute besser als zu Anfang. Die Versionssprünge beim Kernel bringen allerdings sehr viel Änderungen mit sich, daher blieb es nicht aus, dass manche Systeme mit den aktualisierten Fedora-Kerneln schlechter liefen als mit dem bei der Veröffentlichung mitgelieferten.

Allein schon durch die aktualisierte Software-Ausstattung und den in sieben Monaten auslaufenden Support für den Vorgänger ist Laughlin für Neuinstallationen von Fedora nun erste Wahl. So manchen Fedora-Anwender dürfte auch ein Update reizen, da viele Anwendungen bei Version 14 in frischeren Versionen beiliegen. Die bringen hunderte von Verbesserungen oder Fehlerkorrekturen mit, die in diesem Text nicht explizit Erwähnung finden – die Neuerungen von OpenOffice 3.3 sind nur eines von vielen Beispielen. Nüchtern betrachtet bringt Laughlin allerdings deutlich weniger Verbesserungen als seine Vorgänger. Daran dürfte die Endphase der Entwicklung vor Red Hat Enterprise Linux 6 Schuld sein, die in den vergangenen Monaten viele Fedora-Entwickler beschäftigte, die bei Red Hat in Lohn und Brot stehen.

Im Alltagseinsatz zeigte Laughlin zudem viele der negativen, von früheren Fedora-Versionen bereits bekannte Eigenarten – dazu zählt etwa das Fehlen einiger WLAN-Treiber und die eher mühsame Installation proprietärer Grafiktreiber. Durch diese und andere Unannehmlichkeiten war und ist Fedora für Neulinge deutlich schlechter geeignet als etwa Ubuntu. Dafür lieferte Fedora bislang häufig neue Programm-Versionen als Update nach, was bei Ubuntu nicht der Fall ist. Gerade deswegen schätzten so manche Fedora-Anwender die Distribution – wenn die neue Updates-Policy damit Schluss machen sollte, dann dürften genau diese Anwender bald abwandern. (thl)
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Fedora 15 entsteht bereits

Parallel zur Fertigstellung von Fedora 14 arbeiteten die Entwickler bereits seit August im fast täglich aktualisierten Entwicklerzweig Rawhide an Fedora 15. Diese unter dem Namen "No Frozen Rawhide" eingeführte Parallelentwicklung nutzt das Fedora-Projekt seit Fedora 13.

Als "so gut wie sicher" für die Version 15 gilt der in Rawhide bereits vollzogenen Umstieg von OpenOffice auf dessen Ende September vorgestellten Fork LibreOffice. Als Sicher gilt auch der Einsatz der SysV-Init- und Upstart-Alternative Systemd, die ursprünglich bereits Bestandteil von Fedora 14 werden sollte und der Distribution als "Technical Preview" beiliegt. Einige weitere Neuerungen von Fedora 15 sind bereits in Planung oder Umsetzung; so wollen die Entwickler das Setuid-Bit bei allen Anwendungen entfernen, um in Zukunft Probleme wie die kürzlich bekannt gewordene Sicherheitslücke in der Glibc zu vermeiden.

Über einen Namen für Fedora 15 wird derzeit abgestimmt; zur Auswahl stehen Asturias, Blarney, Lovelock, Pushcart und Sturgis. Nach den derzeitigen Planungen soll Fedora 15 Anfang Mai nächsten Jahres erscheinen – also einige Wochen nach der Ubuntu-Version 11.04.

Zu diesem Zeitpunkt wird Fedora 14 bereits knapp die Hälfte seiner Lebensdauer hinter sich haben, denn das Fedora-Projekt betreut eine Fedora-Version nur bis ungefähr einen Monat nach Erscheinen der übernächsten Version; das ist in diesem Fall Fedora 16, das in ungefähr einem Jahr erscheinen dürfte. Eine Long Term Stable release, wie Ubuntu es anbietet, wurde im Fedora-Projekt schon mehrfach diskutiert, aber nie angegangen. So manche Fedora-Anwender setzen daher bei konservativ gewarteten Systemen auf Red Hat Enterprise Linux oder dessen kostenlose Nachbauten wie CentOS. Die Distributionen sind eng mit Fedora verwandt, werden mindestens sieben Jahre gepflegt und bekommen im Rahmen der ein bis zwei Mal pro Jahr erscheinenden "Minor Releases" einige Verbesserungen sowie aufgefrischte Treiber-Ausstattung nachgereicht; durch Letzteres arbeiten ein an der Basis ein Jahr oder mehr altes RHEL erheblich besser mit moderner Hardware zusammen als ein vergleichbar altes Debian oder Ubuntu LTS.