Elektromobilitätsförderung in Deutschland stockt

Die Ausschüttung von Fördergeldern in Höhe von einer halben Milliarde Euro für die Elektromobilität hatte die Bundesregierung im Jahr 2009 angekündigt. Doch angekommen ist von dem Geld bislang nur ein Bruchteil.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Marktentscheidung: Weil es keine Elektroauto-Subvention in Deutschland gibt, liefert Nissan den Leaf hier zunächst nicht aus.

(Bild: Nissan)

Die Ausschüttung von Fördergeldern in Höhe von einer halben Milliarde Euro für die anwendungsorientierte Forschung im Bereich Elektromobilität aus dem Konjunkturpaket II hatte die Bundesregierung im Jahr 2009 angekündigt. Doch angekommen ist von dem Geld bislang nur ein Bruchteil: Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des SPD-Bundestagsabgeordneten Klaus Hagemann, aus der die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zitiert, sind bis Mitte Oktober 2010 lediglich rund 107 Millionen Euro tatsächlich geflossen. Das Berliner Büro von Hageman bestätigte die Angaben der FAZ am Freitagnachmittag gegenüber heise online.

Größter Einzelempfänger von Elektromobilitäts-Fördergeldern ist demnach der Automobilhersteller Daimler, der bislang 43,3 Millionen Euro für Projekte bewilligt bekam. Konzernchef Dieter Zetsche hatte zuletzt eine deutliche Aufstockung der Gelder gefordert, wolle man gegenüber anderen Ländern "nicht ins Hintertreffen geraten". Bis 2014 sieht die Branche einen Mittelbedarf in Höhe von 4,5 Milliarden Euro, um das Geschäft mit elektrisch angetriebenen Fahrzeugen hierzulande überhaupt anzukurbeln. Auch sollte der Staat Kaufanreize in Form von Anschaffungssubventionen bieten – doch das lehnt die Regierung in Berlin weiterhin kategorisch ab, weil dies "den Markt verzerren" würde.

Und der Markt reagiert entsprechend: So wird etwa der Nissan Leaf, das erste serienmäßige Alltagsauto mit reinem Elektroantrieb, zunächst in Ländern angeboten, in denen es bereits Elektroauto-Subventionen gibt. In den USA etwa erhalten Bürger mehrere tausend Dollar an direkter oder indirekter Förderung beim Kauf eines Elektrofahrzeugs. In Europa kommt der Leaf Anfang 2011 zunächst in Portugal, England, Irland und in den Niederlanden auf den Markt, wo es ebenfalls staatliche Subventionen gibt. Dadurch sinkt der Leaf-Preis teilweise unter die 30.000-Euro-Grenze. Deutschland ist frühestens Ende 2011 an der Reihe – und mangels Förderung müssen potenzielle Kunden hierzulande mit Mehrkosten von 5000 bis 6000 Euro rechnen.

Laut Bundesregierung macht die Batterieentwicklung den größten Anteil der bereits bewilligten Mittel aus dem Konjunkturpaket II aus. Hier ist Daimler über zwei Joint Ventures mit dem Mischkonzern Evonik (Li-Tec Battery GmbH und Deutsche Accumotive) mit weiteren knapp 20 Millionen Euro dabei, hinzu kommen 7,7 Millionen Euro für Evobus, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Daimler AG, die Omnibusse unter den Marken Mercedes-Benz und Setra produziert. BMW kommt den Angaben zufolge auf Fördermittel in Höhe von rund 20 Millionen Euro. Platz 2 der größten Fördermittelempfänger nimmt die Fraunhofer-Gesellschaft ein (42,4 Mio. Euro), gefolgt vom Karlsruher Institut für Technologie mit 34,2 Millionen Euro. Modellregionen für die "Erprobung und Marktvorbereitung von Elektrofahrzeugen", sollen insgesamt 115 Millionen Euro erhalten. (pmz)