TR Online 2010: Von Laser-Fernsehern, offenen Kreditkarten und großen Brüdern

Der erste Teil der Technology-Review-Online-Jahresrückschau - von Januar bis Juni. Welche Beiträge haben die Leser 2010 am häufigsten angeklickt?

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Inhaltsverzeichnis

Der erste Teil der Technology-Review-Online-Jahresrückschau – von Januar bis Juni. Welche Beiträge haben die Leser 2010 am häufigsten angeklickt?

Online zu veröffentlichen hat einen wesentlichen Vorteil gegenüber anderen Mediengattungen: Man kann sehr direkt messen, welche Themen die meisten Leser interessieren. Wir haben für Sie in unser Redaktionssystem geschaut und die zwölf am häufigsten abgerufenen Beiträge des Jahres 2010 von Januar bis Dezember zusammengetragen.

In der Rangliste der Popularität ganz oben finden sich diesmal fünf IT-Themen, zwei Beiträge zu neuen Energieformen, zwei Artikel zum Thema Zukunft der Mobilität und jeweils ein medizinischer Text, ein Artikel aus dem Bereich Materie und ein Beitrag zu neuer Unterhaltungstechnik. Insgesamt also eine runde Mischung, wie wir finden. Viel Spaß bei diesem Rückblick auf TR Online 2010, der diesmal zwei Teile hat: Am Freitag beschäftigen wir uns mit den Monaten Januar bis Juni, am Montag mit den Monaten Juli bis Dezember.

Gestochen scharfes TV

Ideen für neuartige Bildschirme gibt es wie Sand am Meer. Doch die wenigsten Konzepte erreichen auch den Markt – Standardtechnologien wie LCD sind einfach zu stark. Die US-Firma Prysm will es trotzdem wissen. Dort hofft man, die perfekte Mischung aus Bildschärfe, stromsparendem Betrieb und problemloser Produktion gefunden zu haben. Der Name der Technik: LPD – Laser-Phosphor-Display.

Ins Licht der Öffentlichkeit geriet Prysm vor allem wegen der möglichen Energiespareffekte: Laut Technikleiter Roger Hajjar konsumiert ein solcher Schirm nur ein Viertel der Energie eines LC-Displays mit gleicher Helligkeit, im Vergleich zu einem dunkleren Plasma-Schirm sogar nur ein Zehntel. "Die Physik dahinter ist ganz einfach: Bei konkurrierenden Displays muss die Lichtquelle fast immer angeschaltet sein und es wird sogar dann ein bestimmtes Energielevel benötigt, wenn der Schirm schwarz ist", sagt Hajjar. Bei einem LPD sei das anders: Der Laser könne ruhen, wenn das Display dunkel bleibe. Unser Bericht zu der neuen Bildschirmtechnik war meistgelesener TR-Online-Beitrag im Januar 2010.

Blick in den Geldbeutel

Es gibt Internet-Dienste, die sind umstritten – und solche, die sind einfach unnötig. Das fand jedenfalls TR-Autor Peter Glaser, als er sich in seinem "Verriss des Monats" im Frühjahr mit Blippy.com beschäftigte, einer Art Striptease fürs Portemonnaie. Der Service erlaubt es, Einkäufe per Kreditkarte parallel im Netz zu publizieren. Das ist ein bisschen so wie Twitter, nur automatisch und viel schlimmer, meinte Glaser.

"Nein, es handelt sich um keine Parodie. Es ist ganz einfach zynisch. Ist es das, wenn die Leute genau wissen, worauf sie sich einlassen? Oder ist es vielleicht doch ein großes, radikales Experiment, an dem nun immer mehr Menschen Lust haben, teilzunehmen?" Offensichtlich ist es ernst gemeint – Blippy.com sammelte zwischenzeitlich einen ordentlichen Haufen Risikokapital ein und ist derzeit dabei, weiter zu expandieren. "Du solltest bei Blippy mitmachen", wirbt das Portal, "hier schreiben die Leute obsessiv Berichte darüber, was sie schreiben". Peter Glasers "Verriss des Monats" war meistgelesener TR-Online-Beitrag im Februar 2010.

Großer Bruder im Detail

Wie spionieren Regierungen und Schlapphüte Gegner und ihr eigenes Volk aus? Normalerweise erfahren weder Betroffene noch unbescholtene Bürger, was da im Verborgenen mit ihren Daten geschieht. Der IT-Berater Hermann Müller (Name von der Redaktion geändert) verriet in einem von TR-Autor Wolfgang Stieler aufgezeichneten Bericht, wie die Abhör-Industrie und ihre Auftraggeber ticken. Dabei zeigte sich, dass auch Big Brother so manches Problem haben kann – beispielsweise mit zu großen Datenmengen und ständig abschmierender Technik.

"Mein Ziel war das "Monitoring Center", die zentrale Anlage zur Überwachung des Internets in diesem arabischen Land – eine Light-Version der "großen chinesischen Internet-Mauer", wenn man so will. Nur dass hier nicht blockiert wird, sondern nur gelauscht." Die Branche habe für den Ansatz auch einen wunderschönen Namen: "Lawful Interception" – legale Überwachung. Was manchmal allerdings nicht klappt: "Das kleine Problem dort war, dass die Anlage nicht funktionierte. Nicht so, wie es in den wunderschönen Hochglanzprospekten stand." Der Beitrag zu den Hintergründen der Abteilung "Horch und Guck" fand ein breites Leserecho – und war meistgelesener TR-Online-Beitrag im März 2010.