Spekulationen um Übernahme und Zerschlagung von Vodafone
Ein Konsortium aus dem US-Mobilfunker Verizon, der spanischen Telefonica und Investment-Häusern soll erwägen, ein 96 Milliarden Pfund schweres Angebot für den Mobilfunkkonzern abzugeben, berichten britische Medien.
Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone, der 2000 mit der feindlichen Übernahme von Mannesmann für Schlagzeilen gesorgt hatte, könnte nun selbst zum Objekt der Begierde von Wettbewerbern werden. Ein Konsortium aus den US-Mobilfunkunternehmen Verizon, der spanischen Telefonica und der Investment-Firma Blackstone könnte ein Angebot von 160 Pence je Aktie – entsprechend 96 Milliarden Pfund oder 138 Milliarden Euro – abgeben. Dies berichtet thisismoney, das Finanzportal der Daily Mail, mit Bezug auf in der Londoner City kursierende Dokumente. Drahtzieher im Hintergrund ist demnach das Bankhaus JP Morgan Cazenove. Die Investmentbanker von Blackstone dementierten am heutigen Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg allerdings, Vodafone-Übernahmepläne zu verfolgen.
Dem Bericht von thisismoney zufolge würden die Geschäftsfelder von Vodafone in Großbritannien und den USA Verizon zugeschlagen. Der US-Telecom-Riese betreibt seit 1999 mit den Briten das Joint-Venture Verizon Wireless, das zu den kundenstärksten Anbietern in Nordamerika zählt. In der Vergangenheit kam es jedoch zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gesellschaftern, da sich Vodafone aufgrund seines lediglich 45-prozentigen Anteils am Gemeinschaftsunternehmen in den USA nur in seltenen Fällen mit dem eigenen Markennamen präsentieren kann. Die spanische Telefonica soll sich laut Übernahmeszenario hingegen die übrigen europäischen Vodafone-Filialen einverleiben. Ein solcher Schritt dürfte jedoch kaum von der EU-Kommission genehmigt werden, da Telefonica bereits infolge der Übernahme des O2-Konzerns eigene Mobilfunktöchter in Deutschland und in Irland besitzt.
Nach Milliardenabschreibungen gibt sich Vodafone zum 1. Mai eine neue Konzernstruktur. Das bislang komplett auf den Mobilfunk ausgerichtete Unternehmen mit internationaler Präsenz hatte sich im März von seinem glücklos verlaufenen Japan-Geschäft getrennt. Zudem gilt der amtierende Chef von Vodafone, Arun Sarin, als umstritten. Gegen eine Zerschlagung von Vodafone spricht aber nicht zuletzt die zu erwartende Regulierung der Roaming-Tarife durch die EU, die den britischen Konzern weniger trifft als seine Wettbewerber: Dank seiner europaweiten Präsenz können Vodafone-Kunden etliche Auslandstelefonate in konzerneigenen Netzen führen. Während die Kunden in Vodafone-Tarifen wie dem Reiseversprechen von relativ günstigen Auslandsgebühren profitieren, spart Vodafone Zahlungen an Wettbewerber, die sich die Mitbenutzung ihrer Netze teuer entgelten lassen. (ssu)