Eine kurze Geschichte der (Intel-)Chipfehler

Der aktuelle, milliardenteure Fehler in Intels Chipsatz-Serie 6 ist kein Einzelfall – ein Rückblick.

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Pannen-Chipsatz PCH H67

Zum Erfolg in der Halbleiterbranche gehört auch eine Portion Glück: Komplexe Schaltungen aus Millionen von Transistoren, kurze Produktzyklen und Entwicklungszeiten sowie die oftmals noch recht jungen Fertigungsverfahren führen zu vielen Unwägbarkeiten – und zu Pannen wie bei Intels aktuellen Serie-6-Chipsätzen.

Wenn es um Hardware-Fehler geht, ist Intel ein gebranntes Kind. Vor rund 16 Jahren lieferte der Halbleiter-Marktführer die Pentium-Generation P54C mit dem berühmt gewordenen FDIV-Bug aus. Zunächst versuchte die Firma, das Problem schönzureden. Schließlich räumte Intel ein zeitlich unbegrenztes Umtauschrecht für alle betroffenen Pentiums ein. Um das Vertrauen der Kunden zu stärken, veröffentlicht Intel seither zu jedem Prozessor und Chipsatz Listen (Specification Updates) mit Fehlern, die euphemistisch als "Errata" bezeichnet werden. AMD nennt diese Listen "Revision Guides". Längst nicht alle Hersteller handeln so offen wie AMD und Intel.

Der FDIV-Bug, der Intel wohl rund eine halbe Milliarde US-Dollar gekostet hat, war aber nicht die einzige teure Panne. Im Jahr 2000 brachte Intel im Wettrüsten gegen die schnellen Athlons von AMD offenbar übereilt den Pentium III 1,13 GHz heraus, musste ihn aber zunächst wieder zurücknehmen, weil er nicht stabil lief. Davon waren damals aber nur wenige Prozessoren betroffen.

Zuvor mussten Millionen Mainboards verschrottet werden, als im Herbst 1999 Intels erster Anlauf mit dem Chipsatz i820 alias Camino schiefging. Der sollte den Pentium III mit drei Rambus-Speichermodulen verbinden, scheiterte aber daran. Intel verschob sehr kurzfristig die Produktvorstellung, bereits produzierte Boards mit drei Slots wurden eingestampft, bevor sie Endkunden erreichen konnten. Den i820 traf dann in einer anderen Version auch noch das MTH-Desaster: Der sogenannte Memory Translator Hub (MTH) sollte Pentium-III-Boards mit SDRAM statt dem teuren RDRAM möglich machen, doch zu hohe Rauschpegel verursachten Probleme.

Nur vergleichsweise wenige Boards waren von einem Fehler in späteren Southbridges betroffen: Dort war der ICH5 (I/O Controller Hub 5) zu empfindlich gegen elektrostatische Entladungen (Electrostatic Discharge, ESD) auf dem USB, was zu Ausfällen führen konnte.

Doch nicht nur Intel hatte mit Serienfehlern zu kämpfen. So wurde der TLB-Bug in der ersten Generation der Phenoms und 65-Nanometer-Opterons (Barcelona) AMD wirtschaftlich sehr gefährlich. Nvidia leistete sich eine millionenteure Panne bei den Mobil-GPUs G84 und G86, die als GeForce 8600M und 8400M in vielen Notebooks zum Einsatz kamen. Während Firmen wie Apple, Dell, HP oder Sony die Probleme einräumten und ihre Kunden teilweise mit Garantieverlängerungen unterstützten, haben sich Hersteller wie Acer, Asus oder Samsung zum Nvidia-Problem nie öffentlich geäußert – auch so kann man ein Problem aussitzen.

Nvidia hatte zuvor schon einmal ein GPU-Problem: In der AGP-Version der GeForce 6800 funktionierte die PureVideo-Einheit nicht wie versprochen und patzte bei WMV 9. Und Chipsatzfehler gab es auch bereits bei AMD oder VIA Technologies: Die VIA-Southbridge 686B (VT82C686B) hatte ein Problem mit dem PCI-Bus, das unter anderem die Audio-Ausgabe mit Soundblaster-Karten störte. Bei der ersten ausgelieferten Version der Southbridge AMD-768, die zum Athlon-MP-Chipsatz AMD-760MPX gehörte, funktionierten die USB-Controller nicht – betroffen waren aber hauptsächlich Server-Boards, die deshalb zum Teil mit zusätzlichen PCI-USB-Adapterkarten ausgeliefert wurden. (ciw)