Media-Saturn schafft mit Übernahme von Redcoon.de Fakten im Online-Handel

Die Online-Strategie von Europas größter Elektronikmarktkette war zuletzt immer wieder in der Diskussion. Media-Saturn-Chef Norberg setzt nun konkrete Ziele für den Konzern, Redcoon.de soll als unabhängiges Standbein integriert werden.

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Von
  • Matthias Parbel

Der Onlinehandel boomt, doch Europas größte Elektronikmarktkette Media-Saturn profitiert davon bisher praktisch nicht. Während die Versuche, im Internetgeschäft Fuß zu fassen, weitestgehend auf Pilotprojekte beschränkt blieben, stagnierten hierzulande zuletzt auch die Umsätze im stationären Handel. Der neue Media-Saturn-Chef Horst Norberg will nun aber durchstarten: in spätestens zwei bis drei Jahren soll die Handelskette gut zehn Prozent des Umsatz – also über zwei Milliarden Euro – im Onlinehandel erwirtschaften, wie er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärte.

Durch die am Mittwoch bekanntgegebene Übernahme der Aschaffenburger Internethandelsplattform Redcoon.de macht Media-Saturn einen großen Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel. Das vom ehemaligen Media-Markt-Manager Reiner Heckel gegründete E-Commerce-Unternehmen erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 350 Millionen Euro. Zum Jahresende 2010 verkündete Redcoon.de wiederholt Rekordumsatzsteigerungen: plus 30 Prozent im November, plus 35 Prozent im Dezember.

Deutlich zweistellige Zuwachsraten peilt auch die Media-Saturn-Holding an. 15 Prozent pro Jahr sollen Redcoon.de aber auch die ebenfalls geplanten Online-Ableger von Media Markt und Saturn zulegen. Während Redcoon.de als eigenständiger Webshop unter bewährter Marke weitergeführt werden soll, ist für die zweite Jahreshälfte der Start eines Saturn-Onlineshops angekündigt, 2012 soll das Pendant von Media Markt folgen. Die Ende Februar 2011 erstmals aufgekommenen Spekulationen, das Metro-Tochterunternehmen könne seine Online-Strategie unter anderem durch Zukauf konkretisieren, haben sich damit bestätigt.

Redcoon.de bleibt unter der Leitung von Firmengründer Heckel und werde an der bewährten Geschäftsstrategie festhalten: "Bei unseren Verhandlungen mit Media-Saturn haben wir von Anfang an größten Wert darauf gelegt, dass unsere höchst erfolgreiche Geschäfts- und Preisstrategie lupenrein erhalten bleibt und wir auch künftig unabhängig agieren können", erklärte Heckel anlässlich der heutigen Bekanntgabe der Eingliederung in die Media-Saturn-Holding.

Mit einem Sortiment von rund 24.000 Artikeln aus Produktbereichen wie IT, Telekommunikation, Unterhaltungselektronik und Haushaltswaren deckt Redcoon.de größtenteils die gleichen Marktsegmente ab wie die Filialen von Media Markt und Saturn – an dieser Konkurrenzsituation wird sich auch unter dem gemeinsamen Konzerndach nichts ändern. Wie die dezentral organisierten und geführten Handelsfilialen mit der künftigen Onlinesparte im eigenen Haus umgehen werden, bleibt abzuwarten. Unter den Media-Saturn-Gesellschaftern – auf der einen Seite die beiden Gründer Erich Kellerhals und Leopold Stiefel, auf der anderen die Metro-Spitze unter Führung von Eckhard Cordes – gab es immer wieder Auseinandersetzungen über die Strategie. Der Streit kumulierte zuletzt sogar in einer Klage von Kellerhals gegen den Metro-Vorstandsvorsitzenden. (map)