Metro: Rekordergebnis, aber Probleme mit Media-Saturn

2010 erzielte die Metro AG ein Rekordergebnis – auf internationaler Ebene. Im Heimatmarkt und vor allem bei Media-Saturn stagnieren die Umsätze, um die Online-Strategie der Elektronikmärkte gibt es heftigen Streit.

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Von
  • Matthias Parbel

Dr. Eckhard Cordes, Vorstandsvorsitzender der METRO AG

(Bild: Metro Group)

Die vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2010 deuteten es im Januar bereits an: die Metro AG kann auf internationaler Ebene ein Rekordergebnis erzielen. Der Umsatz kletterte um insgesamt 2,6 Prozent auf 67,3 Milliarden Euro. Beim EBIT (vor Sonderfaktoren) schaffte der Handelskonzern sogar einen Sprung um fast 20 Prozent auf 2,415 Milliarden Euro. Dazu habe allein das "Wertsteigerungsprogramm Shape 2012" einen Beitrag von 527 Millionen Euro geleistet, wie Konzernchef Dr. Eckhard Cordes anlässlich der Vorstellung des Geschäftsberichtes betonte. Während das internationale Geschäft mittlerweile auf 61 Prozent des Gesamtumsatzes angewachsen ist, kämpft die Metro AG auf dem Heimatmarkt unterdessen mit einer stagnierenden Entwicklung. Unter anderem "bedingt durch das schlechte Wetter im wichtigen Weihnachtsgeschäft" sei der Umsatz (unbereinigt) in Deutschland im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent auf 26,1 Milliarden Euro zurückgegangen. Auch die Elektrofachmärkte der Media-Saturn-Holding kamen hierzulande nicht über das Umsatzniveau von 2009 hinaus, konnten insgesamt aber dank der fortgesetzten internationalen Expansion ein Wachstum von 5,6 Prozent auf 20,86 Milliarden Euro erzielen.

Der Anteil der außerhalb Deutschlands erwirtschafteten Umsätze bei der Tochtergesellschaft Media-Saturn stieg um gut 2,5 Punkte auf 56,3 Prozent. Vor allem in Osteuropa verzeichnete die Sparte ein deutliches Wachstum. Der Umsatz kletterte über 18 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Der Mitte November 2010 erste in Shanghai eröffnete asiatische Media Markt habe ebenfalls eine erfreuliche Entwicklung gezeigt – und bisher einen Umsatz von 9 Millionen Euro erwirtschaftet. Den Ausbau des Filialnetzes will Konzernchef Cordes daher auch konsequent fortsetzen. Rund 70 Saturn- und Media-Markt-Standorte sollen jährlich hinzukommen. Ende 2010 unterhielt die Holding insgesamt 877 Elektromärkte – davon 382 hierzulande.

Media-Saturn: Wachstumspotenziale In Asien und Osteuropa

(Bild: Metro Group)

Über die strategische Weiterentwicklung von Media-Saturn ist unterdessen ein offener Streit unter den Gesellschaftern entbrannt. So wirft Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals, der noch 21,6 Prozent der Anteile und maßgebliche Mitbestimmungsrechte hält, dem von Eckhard Cordes geführten Mehrheitseigner Metro (75 Prozent der Anteile) eine verfehlte Firmenpolitik vor. Konkret kritisiert Kellerhals, dass der ehemalige Automobil-Manager Cordes kein Gefühl für die spezifischen Aspekte des Handelsgeschäftes habe. Wie ernst es Kellerhals mit seinem Vorstoß meint, wird deutlich, wenn der Firmengründer davon spricht, dass er um "sein Lebenswerk kämpfe". Schon in der vergangenen Woche erhob Kellerhals beim Amtsgericht Ingolstadt eine Anfechtungs- und Nichtigkeitsklage gegen die Metro – offensichtlich, um zu verhindern, dass Metro-Chef Cordes über die Gründung eines Beirates die Kräfteverhältnisse unter den Anteilseignern zu seinen Gunsten verschiebt. Nach der bisher gültigen Satzung müssen grundlegende Entscheidungen noch mit einer Mehrheit von 80 Prozent verabschiedet werden. Ohne die Zustimmung von Kellerhals und dessen Weggefährten Leopold Stiefel konnten bisher nicht einmal neue Filialen eröffnet werden.

So sollen denn auch das Expansionstempo in China und die Strategie im Onlinehandel wesentliche Streitpunkte in der Auseinandersetzung der beiden Gesellschafterparteien sein. Speziell im E-Commerce muten die bisherigen Vorstöße von Seiten der Metro doch eher experimentell an. So wurde das ursprüngliche Vorhaben, Mediaonline.de als Webshop-Plattform zu etablieren, schon 2007 wieder eingestellt. Zwar sollte der Warenvertrieb offiziell auf Mediamarkt.de "gebündelt werden", faktisch kam das Online-Geschäft aber zum Erliegen – Verbrauchern stand nur noch ein stark begrenztes Angebot von Schnäppchen-Produkten zur Verfügung. Anfang 2009 kündigte Metro-Vorstandschef Cordes dann einen neuen Anlauf an. Bis heute lässt die Umsetzung der Online-Strategie aber auf sich warten – lediglich zwei als Pilotversuche gestartete Webshops in Österreich und den Niederlanden sowie eine Video-on-Demand-Plattform von Media Markt können als zählbare Ergebnisse gewertet werden. Zuletzt verdichteten sich daher auch Spekulationen, Media-Saturn könne den Einstieg in den Internethandel durch die Übernahme einer etablierten Plattform beschleunigen. Als möglicher Übernahmekandidat wurde beispielsweise der Webshop Redcoon.de gehandelt. Das in Aschaffenburg ansässige Unternehmen wird von Reiner Heckel, einem ehemaligen Media-Markt-Manager geführt, der gegenüber den Medien zumindest generelle Verhandlungen über den Verkauf seines Onlineshops einräumte. (map)