Hyundai mausert sich zum Rivalen für VW

Hyundai mausert sich zum Rivalen für VW

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Von
  • Gernot Goppelt

Der Name ist Programm: In chinesischen Schriftzeichen steht die Automarke Kia für den "Aufstieg aus Asien", wie auf der Internetseite zu lesen ist. Der koreanische Autobauer Hyundai schickt sich mit seiner Schwestermarke Kia an, die globale Autowelt kräftig aufzumischen. Sie gingen noch "brutaler" vor als vor Jahren die Japaner, befand VW-Chef Martin Winterkorn vor kurzem. Die Koreaner sind für die Wolfsburger auf ihrem Weg an die Weltspitze zum ernstzunehmenden Rivalen geworden.

Im September kommt der neue Hyundai i40 auf den Markt – ein ernst zu nehmender Konkurrent in der in der "Passat"-Klasse

(Bild: Hyundai)

Noch hält Volkswagen die Konkurrenz aus dem Fernen Osten auf Abstand. Der Konzern will in diesem Jahr acht Millionen Autos verkaufen und damit seinem Ziel ein gehöriges Stück näher kommen, weltgrößter Autobauer vor Toyota und General Motors zu werden. Volkswagen ist bisher die Nummer drei, jedoch ist der bisherige Hauptgegner Toyota zuletzt wegen der Natur- und Atomkatastrophe in Japan und Qualitätsproblemen zurückgefallen. Eine aktuelle Studie der Fachhochschule Bergisch Gladbach sieht VW in puncto Leistungsstärke bereits auf Platz eins vor Daimler. Hyundai strebe von Rang drei aber schnell voran und könnte die Stuttgarter bald überholen. Die Analyse vergleicht unter anderem Absatz, Rendite und Innovationskraft. Toyota landet nur noch an achter Stelle.

Die Hyundai-Gruppe wächst stark und könnte in diesem Jahr auf einen Absatz von mehr als 6,5 Millionen Autos kommen – nach 5,7 Millionen 2010. Mit Niedrigpreisen und geschickter Modellpolitik drängt der Konzern immer mehr in die Spitzengruppe. "Die Koreaner kopieren von den Japanern und von uns, um es dann im zweiten Schritt noch besser zu machen", resümierte Winterkorn und fügte hinzu, er habe genug Autos des Konkurrenten gesehen, bei denen VW-Modelle offensichtlich Pate gestanden hätten.

Volkswagen ist derzeit kaum zu bremsen. An diesem Donnerstag legt der Konzern seine Zahlen fürs erste Halbjahr vor – es dürften wieder Bestwerte sein. Die Wolfsburger geben sich daher selbstbewusst. Aber es gibt auch viele offene Baustellen und damit verbundene Risiken. Klar ist: Der Wettbewerb wird schärfer. "Das zweite Halbjahr wird kein Selbstläufer", sagt Vertriebsvorstand Christian Klingler. Die hohen Zuwachsraten werden nach Einschätzung von Branchenexperten geringer werden – auch für den europäischen Marktführer VW.

Der VW-Konzern setzt große Hoffnungen auf seine neue Baukastenstrategie, bei der gleiche Teile über die ganze Modellpalette der Konzernmarken die Kosten drücken sollen. Die Baukästen sollen die Produktion um rund 20 Prozent billiger machen. Aber die Strategie birgt nach Meinung von Schwope auch Gefahren. Denn bei einer eventuellen Rückrufaktion seien dann schnell große Stückzahlen betroffen.

Branchenbeobachter wie Schwope gehen davon aus, dass sich die Gewichte auf dem Weltautomarkt in den nächsten Jahren neu ordnen werden. Die großen drei von heute würden wohl so schnell nicht von der Spitze verschwinden. Aber die Konkurrenz hole auf und könnte bald ganz vorne mitmischen – nicht nur die Hyundai-Gruppe, sondern etwa auch Renault-Nissan.

Hintergrund: die Verkaufszahlen

Volkswagen will bis spätestens 2018 Volkswagen zehn Millionen Autos weltweit verkaufen. 2010 waren es 7,3 Millionen Einheiten – Volkswagen stand damit im vergangenen Jahr auf Platz 3 der größten Hersteller nach Toyota mit 8,42 Millionen und General Motors mit 8,39 Millionen Verkäufen. In diesem Jahr will Volkswagen die Acht-Millionen-Grenze überschreiten. In den ersten sechs Monaten 2011 lieferte der VW-Konzern knapp 4,1 Millionen Fahrzeuge aus. Das entsprach einem Plus von mehr als 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Die Hyundai-Gruppe hat 2011 insgesamt gut 5,7 Millionen Autos verkauft und damit um 24 Prozent zugelegt. In diesem Jahr sollen es mindestens 600.000 mehr werden. Im ersten Halbjahr brachte der Konzern weltweit mehr als 3,15 Millionen Autos an den Kunden. Die Marke Hyundai verkaufte 1,95 Millionen Einheiten und erreichte damit ein Plus von knapp 11 Prozent. Die Schwestermarke Kia legte sogar um fast 20 Prozent zu und verkaufte von Januar bis Ende Juni 1,2 Millionen Fahrzeuge.

Die Koreaner erreichten in Europa im ersten Halbjahr 2011 einen Marktanteil von 2,8 Prozent für Hyundai und von 1,9 Prozent für Kia. Volkswagen hat dagegen einen Marktanteil von um die 22,8 Prozent Anteil. Die höchsten Zuwächse konnten die Autobauer aus dem Fernen Osten allerdings in Nordamerika erzielen (dpa) (ggo)