Open Access: Freier Zugang zur Antike

Eine Wissenschaftliche Datenbank über antike Monumente ist jetzt im Internet der Allgemeinheit frei zugänglich.

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Von
  • Richard Sietmann

Vom Pantheon in Rom bis zur Statue des Pan im Pariser Louvre – der "Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance" hat jetzt seine Datenbank mit etwa 6.500 erfassten antiken Monumenten und rund 28.000 Bild- und Schriftzeugnissen aus der Zeit der Renaissance ins Internet gestellt. Der Census ist eines der renommiertesten Forschungsvorhaben der Kunstgeschichte: 1946 auf Anregung namhafter Kunsthistoriker und Archäologen in London und New York begründet, widmet er sich der Erfassung und Erforschung derjenigen antiken Bau- und Bildwerke, die in der Renaissance bekannt waren.

Bereits in den achtziger Jahren hatte man damit begonnen, die bis dahin in einem Karteikartensystem verwalteten Informationen in eine computergestützte Datenbank zu übertragen. Seit 2003 ist der Census bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) als Langzeitvorhaben angesiedelt und nun in ein vollständig webbasiertes Datenbanksystem mit Orts-, Personen-, und Zeitangaben sowie Abbildungen und bibliographischen Daten überführt worden.

Kulturbeflissene, die sich kunstgeschichtlich auf eine Reise vorbereiten wollen, sollten allerdings Englisch-Kenntnisse und ein wenig Zeit mitbringen, denn aufgrund des internationalen Charakters des Projektes liegen die Informationen alle in englischer Sprache vor; auch ist die auf den Mozilla Firefox optimierte Nutzeroberfläche ist etwas gewöhnungsbedürftig. Auf der Webseite des Projektes wird jedoch eine Anleitung zur Navigation in der Datenbank gegeben. Einfacher für Fachfremde ist der Zugang über das Portal GeoCensus, in dem ungefähr 1300 Ortseinträge der Datenbank, die aktuelle oder historische Aufenthalts- bzw. Aufbewahrungsorte antiker Monumente darstellen, mit georeferenzierten Daten versehen und per Google Maps visualisiert wurden. Auf diese Weise lassen sich per Mausklick auf einen Ort die verlinkten Einträge antiker Monumente in Bild und Text aufrufen.

Die Akademie versteht die Öffnung für die Allgemeinheit als weiteren Schritt zur Umsetzung der Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen, betonte BBAW-Präsident Günter Stock in einer kleinen Feierstunde anlässlich der Freischaltung. "Die digitale Zusammenführung der über die Museen der Welt verteilten Dokumente" hätte schon "neue Kooperations- und Arbeitsmöglichkeiten" geschaffen, aber den Census ins Netz zu stellen sei "so etwas wie eine Zeitenwende" und zeige einmal mehr, dass das Internet "fundamentale Auswirkungen auf das System des wissenschaftlichen Publizierens" habe.

Zum Open-Access-Modell für wissenschaftliche Veröffentlichungen siehe auch:

(Richard Sietmann) / (jk)