Debian plant Etch für Dezember 2006

Das Debian-Entwicklerteam möchte die nächste größere Release der freien Linux-Distribution im Dezember 2006 fertigstellen und dabei unter anderem auf neuere Versionen von GCC und X.org umschwenken.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Das Debian-Team möchte die unter dem Codenamen Etch entwickelte nächste größere Release der Linux-Distribution im Dezember 2006 fertigstellen. Das gab Steve Langasek vom Debian Release Team in einem Posting auf einer Maillingliste bekannt.

Ende Juli 2006 will das Release Team demnach die wichtigsten Komponenten und den Kernel im Wesentlichen fertigstellen und "einfrieren", damit sich durch Updates nicht neue Fehler einschleichen oder diese größere Änderungen an anderen Bereichen der Distribution erforderlich machen. Kurze Zeit später wollen die Entwickler die anderen Bereiche der Distribution fertigstellen und Mitte August einen ersten Release Candidate zum Testen veröffentlichen. Zwei Monate später will das Team dann den "general freeze" ausrufen und nur noch kritische Bugs beheben -- mit einem ironischen Seitenblick verweist das Release-Team aber auch auf die ewigen Verzögerungen bei der Fertigstellung der aktuellen Version Sarge: "The general freeze will follow in October 2006, lasting roughly as long as the sarge freeze did." Die eigentliche Vorstellung von Etch planen die Entwickler für den 4. Dezember 2006.

Zu den größten Neuerungen von Etch zählt die Umstellung auf GCC 4.0 und der Wechsel von XFree86 auf X.org. Die meisten anderen Distributionen haben diese schon lange hinter sich. Beide Software-Pakete dürften bei der Veröffentlichung von Etch jedoch nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen: GCC 4.1 wird deutlich früher erwartet und soll einige Verbesserungen des tree-ssa genannten Optimierungs-Frameworks mitbringen und so die Ausführungsgeschwindigkeit des Codes nochmals steigern. Das nächste Release des X-Window-Systems mit größeren Änderungen an X.org wird ebenfalls bald erwartet.

Der bisher als nicht offiziell gepflegte Debian-Port auf die in vielen aktuellen AMD- und Intel-Prozessoren unterstützte 64-Bit-Architektur x86_64 soll mit Etch ebenfalls zu den offiziellen Varianten zählen. Für welche der anderen elf derzeit unterstützten Architekturen Debian dann noch erscheinen wird, spezifiziert die Ankündigung nicht; es gibt seit diesem Frühjahr Pläne, nur noch für vier Architekturen regelmäßig Distributionen zu veröffentlichen.

Auch die bereits seit längerem beschlossenen Änderung des Debian Social Contract soll Etch umsetzen, bei Sarge wurde dies noch ignoriert, um die Veröffentlichung nicht noch weiter hinauszuzögern. Als Folge dieser Änderung entfernt Debian nun auch Firmware, Dokumentation und Grafiken, die unter Lizenzen stehen, die keine Modifikationen und Verbreitung veränderter Versionen erlauben.

Neben den Zielen, die Etch vor der Fertigstellung erfüllen muss, führt die Ankündigung noch einige optionale an; darunter umfassenden Support für SELinux, Large File Support (LFS), Multiarch Support für x86-64 und PPC64 sowie UTF-8 in der Standardeinstellung. Auch der vor kurzem vorgestellten Linux Standard Base 3.0 (LSB) will Debian mit Etch entsprechen. (thl)