ARD-Studie sieht Podcasts als sinnvolle Ergänzung des Rundfunks

Zum Download angebotene Sendungen seien keine Konkurrenz zu traditionellen Radioprogrammen, ergab eine ARD-Studie unter Podcast-Nutzern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 167 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Podcasts sind nach einer Untersuchung der ARD keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle Ergänzung der traditionellen Radioprogramme. Dieses Ergebnis erbrachte die erste ARD-Podcast-Studie. Von Juli bis September 2006 wurden mehr als 10.000 Podcast-Nutzer auf den Internetseiten der einzelnen ARD-Sender und von ard.de befragt. Die Antworten belegen laut ARD, dass es keine konkurrierende Beziehung zwischen Podcasts und Radioprogrammen gibt. Stattdessen dienten die Hörfunkprogramme zur Orientierung bei der Auswahl eines Podcasts. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmter Podcast abgerufen wird, sei umso höher, je profilierter das Angebot in dem Radioprogramm sei.

Zur Vorstellung der ARD-ZDF-Online-Studie im September vorigen Jahres hatte ZDF-Intendant Markus Schächter die Notwendigkeit der Präsenz seiner Anstalt auf allen Plattformen betont, also auch im Internet. In der Privatwirtschaft verursachen solche Ansichten Kopfschütteln. Im Juni vorigen Jahres wandte sich beispielsweise der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) gegen Forderungen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, den Gebührenanteil für die Finanzierung ihrer Online-Aktivitäten von derzeit 0,75 Prozent aufzustocken. Schon im Jahr 2000 meinten RTL und Sat.1, ARD und ZDF hätten nicht das Recht, mit "ihren prall gefüllten Gebührentaschen" gegen private Anbieter im Internet anzutreten. Die Online-Präsenz der öffentlich-rechtlichen Anstalten führte zur Einführung der Rundfunkgebührenpflicht für Internet-PCs zum 1. Januar dieses Jahres – allerdings nur für den Betrag der Radioempfangsgebühr, da die Online-Fernsehangebote noch in den Kinderschuhen stecken.

Der Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission (HK), Frank Johannsen, sieht nun im Podcasting eine Chance, mit den ARD-Radioangeboten noch mehr Hörer zu erreichen. "Gleichzeitig sind unsere Podcasts die beste Werbung für die klassischen linear verbreiteten Radioprogramme." Besonders stark profitierten die Informations- und Kulturprogramme der ARD von der Möglichkeit, Sendungen oder Einzelbeiträge im Podcast zum Abruf bereitzustellen. Die Abrufer dieser Podcasts seien im Allgemeinen jünger als das entsprechende Radiopublikum. Gerade jüngere Podcast-Nutzer kämen auf diesem Wege erstmals mit einem Informations- oder Kulturprogramm in Berührung.

Besonders bei jüngeren Menschen sei der Trend zur zeit- und ortsunabhängigen Nutzung der Angebote deutlich. Die ARD-/ZDF- Online-Studie 2006 hatte allerdings ergeben, dass erst 4 Prozent der Deutschen Podcasts abrufen. Der "typische" Podcast-Nutzer ist nach der Statistik männlich (63 Prozent), unter 40 Jahre alt (80 Prozent) und formal höher gebildet (75 Prozent). Die neue Podcast-Studie zeigt außerdem, dass die Podcast-Nutzer meist auch Intensiv-Nutzer sind. Rund 80 Prozent rufen und hören das Angebot regelmäßig ab, ein Viertel sogar täglich. Im Schnitt nutzt jeder "Podcaster" 8,1 verschiedene Angebote, die zum überwiegenden Teil nicht nur gesammelt, sondern auch gehört werden. (anw)