Hewlett-Packard kündigt Blade-Server mit Itanium-2-Prozessoren an
Ab Anfang 2006 will HP auch Blade-Server mit Intels Itanium-2-Prozessoren liefern.
Das Blade-Server-System von HP, für das es bisher schon Einschübe mit jeweils zwei oder vier Intel-Xeon- oder AMD-Opteron-Prozessoren gibt, lässt sich bald auch mit Dual-Itanium-2-Blades bestücken. Dabei will HP allerdings noch nicht den (nach Verzögerungen) 2006 kommenden Doppelkern-Itanium Montecito einsetzen, sondern die noch in 130-nm-Technik gefertigte Single-Core-Version "Madison 9M". Im HP Integrity BL60p, der ab etwa 6000 US-Dollar kosten soll, wird die Zwei-Sockel-Version mit 1,6 GHz Taktfrequenz und 3 MByte L3-Cache sitzen.
Der kommende Itanium-Blade-Server lässt sich gleichzeitig mit den Xeon- und Opteron-Einschüben im selben Chassis betreiben. Weil die Itanium-Server bei HP unter dem Namen "Integrity" segeln, bringt die Einführung des Itanium-Blades die bisherige Namensgebung der HP-Blades durcheinander, die zu ProLiant-Familie (mit x86- und x64-Prozessoren) gezählt wurden. Nun heißen die Blades bei HP einfach "BL Blade Servers". Auch sonst ist die Namensgebung bei HP nicht leicht zu durchschauen: Wer sich beispielsweise eine Online-Demo des Blade-Server-Racks "10000" anschauen möchte, landet auf einer Seite auf der Domain "smb.compaq.com" -- vier Jahre nach der Fusion.
Verwirrung sät HP auch mit einem etwas bemühten Benchmark-Vergleich, bei dem der nicht einmal halb so teure IBM eServer BladeCenter JS20 (mit zwei PowerPC-970-Prozessoren) zum "nächsten Konkurrenten" (nearest competitor) des Integrity BL60p mutiert – wahrscheinlich, weil im etwas angejahrten Java-Benchmark SPEC jbb2000 sonst kaum ein Blade-Server zu finden ist. Jedenfalls soll der Integrity BL60p 63.561 Punkte im jbb2000 erreichen, der IBM JS20 bloß 39.631. Der Vergleich erscheint an den Haaren herbeigezogen -- HPs eigener Zwei-Sockel-Blade-Server BL35p dürfte schon mit einem einzigen Dual-Core-Opteron-265 ebenso wie dieser von AMD vermessene Tyan-Server rund 83.000 Punkte erreichen. Außerdem ist der BL35p halb so teuer, halb so groß und fasst dennoch doppelt so viel Speicher wie der BL60p. Nur Letzterer ist allerdings mit dem Betriebssystem HP-UX 11i zu bekommen, und das dürfte für einige Kunden das entscheidende Kriterium sein. HP bietet auch die eigene Software-Virtualisierungs-Lösung Integrity VM an, erwähnt aber OpenVMS nicht.
Einen Blade-Server mit Itanium-Prozessoren hat auch NEC im Angebot (Express5800 1020Ba). Kürzlich hatte übrigens auch die angeschlagene Firma Unisys eine Kooperation mit NEC bekannt gegeben: Demnach wollen die beiden Unternehmen einen gemeinsame Server-Plattform entwickeln, die ab 2007 erscheinen soll. Damit reduziert sich die Zahl der unabhängigen Itanium-Server-Hersteller weiter -- bekanntlich verkauft ja auch die französische Bull NEC-Hardware.
HP wiederum hatte kürzlich ungefähre Termine für den Verkaufsstart von Integrity-Servern herkömmlicher Bauweise mit Montecito-Itaniums angekündigt: Demnach sollen sie "voraussichtlich Mitte 2006" starten. Erst die neuen Eigenschaften des Montecito – vor allem seine zwei Kerne und die Virtualisierungs-Funktionen – machen den Itanium 2 zu einem interessanten Konkurrenten gegen IBM Power und SPARCs von Sun oder Fujitsu.
HP will den Montecito auch in den Integrity-NonStop-Servern einsetzen, die die von Compaq übernommene (Himalaya) NonStop-Familie ablösen sollen. Diese fehlertoleranten Server sollen bis zu 20 Jahre lang ohne geplante Abschaltung laufen können. (ciw)