Für eine Hand voll Cent: Mobilfunk-Preispoker geht in die nächste Runde

Ab dem 10. November senkt der E-Plus-Reseller Blau.de den Minutenpreis auf 16 Cent für innerdeutsche Gespräche und verlangt für SMS nunmehr 11 Cent. Weitere Mobilfunk-Discounter dürften nachziehen.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Unmittelbar nach der Ankündigung des Mobilfunk-Discounters Simyo, ab dem 16. November seine Entgelte zu senken, zieht Blau.de nach und senkt bereits ab dem 10. November den Preis für innerdeutsche Gespräche gleichfalls auf 16 Cent je Minute und 11 Cent je Standard-SMS. Blau.de will diese Konditionen bestehenden und neuen Kunden zeitlich unbegrenzt einräumen. Wie bei Simyo soll die sekundengenaue Abrechnung nach der ersten Minute (60/1-Taktung) und die Möglichkeit zur kostenlosen Mailboxabfrage erhalten bleiben. Zugleich verabschiedet sich der Reseller von seinem komplizierten Verfahren, den bisherigen Simyo-Tarif durch Gutschriften in Höhe von einem Zehntel-Cent je Minute beziehungsweise SMS minimal zu unterlaufen.

Ebenso wie das Ende Mai gestartete Angebot von Simyo nutzt Blau.de das Netz des Düsseldorfer Mobilfunkers E-Plus. Mit Debitel light ist ein weiterer Wiederverkäufer von E-Plus-Diensten aktiv, der sein mit Simyo und Blau.de weitgehend deckungsgleiches Angebot auch im stationären Handel anbietet. Da der Erfolg des Produkts geringer als erwartet ausfiel, ist der Debitel-Ableger gezwungen, die Preisrunde mitzugehen, will man die für Januar angepeilte Kundenzahl von 100.000 noch erreichen.

Unterdessen feiert sich der Marktneuling EasyMobile.de als Initiator der aktuellen Preisrunde, in der – wohl nur vorübergehend – die Sechzehn das Maß der Dinge im Mobilfunk-Discount ist. Anders als die E-Plus-Reseller kooperiert EasyMobile mit T-Mobile. Im Lob für das "hervorragende Netz" des deutschen Marktführers steckt offenkundig ein Seitenhieb auf die Netzabdeckung von E-Plus, auch wenn ein empirischer Beweis, welcher Netzbetreiber die beste Versorgung bietet, kaum zu führen ist. Simyo-Chef Rolf Hansen erklärte hingegen gegenüber heise online, dass Beschwerden aus den Reihen seiner Kunden über mangelnde Mobilfunkversorgung "nicht spürbar" seien. Vielmehr spreche der Discounter gezielt eine Internet-affine Konsumentenschicht an, die sich selbstständig über die Versorgung in ihrer Region informieren.

Da EasyMobile im Minutentakt abrechnet, kostet beispielsweise ein 70 Sekunden dauerndes Gespräch genauso viel wie eine zweiminütige Konversation für Kunden von Simyo oder Blau.de. Der zu Drillisch gehörende Discounter Simply, der als erster auf den 16-Cent-Vorstoß von EasyMobile reagierte, bietet inzwischen zwei unterschiedliche Tarife an (Tarifübersicht als PDF-Datei). Im "Postpaid-Tarif" bleibt es beim Minutenpreis von 18 Cent bei einer 60/10-Taktung, das heißt, dass ab der ersten Minute in 10-Sekunden-Schritten abgerechnet wird. In der Prepaid-Variante werden 15,5 Cent abgerechnet – allerdings durchgängig im Minutentakt. Auch fehlt bei dieser Variante der "Best-Tarif-Vergleich", der die Telefonkosten auf das Niveau des jeweils günstigsten Wettbewerbers senken soll.

Marktforschern zufolge beflügeln die Discount-Angebote den deutschen Mobilfunkmarkt. Aus den aktuellen Quartalszahlen von T-Mobile geht hervor, dass Deutsche ihr Handy im Konzernvergleich wesentlich zurückhaltender nutzen als Kunden in den Niederlanden oder Österreich und bislang eine geringere Neigung als ihre Nachbarn besitzen, den Anbieter zu wechseln. Simyo-Chef Hansen hofft indes darauf, dass im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft rund 40 Prozent aller bestehenden Handy-Verträge auslaufen werden. In Verbindung mit der aktuellen Preissenkung hofft Hansen auf deutlichen Zulauf von Handy-Nutzern, die bislang in Zweijahresverträgen gebunden waren. (ssu)

  • Die Auswahl des passenden Angebots anhand des eigenen Telefonierverhaltens erleichtert der Tarifrechner auf heise mobil (Java erforderlich).