Apple & Co. drohen Öffnungsklauseln für DRM bei Online-Musikshops

Das deutsche Verbraucherschutzministerium hat mit Verbraucherverbänden einen "Charta"-Entwurf erarbeitet, der Anbieter wie Apple zwingen würde, ihr Musik-Rechtekontrollmanagement für andere Anbieter zu öffnen. Dies soll EU-weit passieren.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Debatte in der Content-Industrie für und wider Digital Rights Management (DRM) kommt immer mehr in Fahrt; und möglicherweise wird sie auch noch durch die EU befördert. Dabei gerät nun Apple ins Visier von Verbraucherschützern und Politikern – ausgerechnet, hatte doch Apple-Chef Steve Jobs in seinen "Gedanken über Musik" auch über einen einen schrankenlosen Handel sinniert, ganz ohne Kopierschutz und DRM. In Norwegen beispielsweise ist Apples eigenes Rechtekontrollsystem Fairplay jedoch schon länger unter Beschuss, gestattet es doch kein Abspielen der im iTunes Store gekauften Songs auf anderen portablen Musikplayern als Apples iPod, solange man die Songs nicht als normale Audio-CD brennt und wieder zurück in ein digitales komprimiertes Format wie MP3 zurückwandelt. Dies ist allerdings für die Anwender mit einigem Aufwand verbunden und geht in der Regel mit einem Qualitätsverlust einher.

Nun hat das deutsche Verbraucherschutzministerium gemeinsam mit Verbraucherschutzverbänden eine "Charta für Verbrauchersouveränität in der digitalen Welt" erstellt, berichtet die Financial Times Deutschland. In dem Grundsatzpapier werde gefordert, dass Anbieter von Web-Musikshops wie Apple ihre geschlossenen Systeme öffnen müssten, um dem Verbraucher mehr Wahlmöglichkeiten zu eröffnen. Im iTunes Store gekaufte Songs müssten sich dann auch auf anderen Playern als dem iPod abspielen lassen, ohne dass der Anwender erst Konvertierungsorgien veranstalten muss. Es sei beabsichtigt, diese Charta auch auf europäischer Ebene zu verankern, der Entwurf zu der Charta solle nach bisherigen Plänen spätestens auf einer Konferenz der europäischen Verbraucherschutzminister Mitte März vorgestellt werden. Die europäischen Verbraucherschutzverbände hatten sich bereits Anfang des Jahres auf einen gemeinsamen Forderungskatalog geeinigt, um Apples DRM zu öffnen.

Derzeit, nicht erst ausgelöst durch die Anmerkungen von Jobs, für die er sich wegen Apples Fairplay-DRM auch schon einige Kritik gefallen lassen musste, diskutiert vor allem die Musikindustrie, ob die Zukunft der Online-Musik nicht DRM-frei sein muss. So meinten (mittlerweile ehemalige) Yahoo-Manager bereits, die Labels hätten erkannt, dass DRM wegmüsse. Auch erwägt beispielsweise EMI, einer der vier verbliebenen Majors der Musikindustrie, einen wesentlichen Teil seines Musikangebots in Zukunft ohne jeglichen Kopierschutz online zu verkaufen. (jk)