Tapete schützt bei Erdbeben

Deutsche Forscher haben mehrere preiswerte Lösungen zur Stabilisierung von Wohn- und Bürogebäuden entwickelt.

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Deutsche Forscher haben mehrere preiswerte Lösungen zur Stabilisierung von Wohn- und Bürogebäuden entwickelt. Kreuz und quer verwobene Glasfasern, verarbeitet mit elastischem Kunststoff oder dehnbarem Kleber, sollen bei Erdbeben das Auseinanderbrechen der Wände verzögern, schreibt Technology Review in seiner April-Ausgabe (seit kurzem am Kiosk oder online bestellbar).

Ingenieure von Bayer Material Science und vom Karlsruher Institut für Technologie haben zum einen ein Glasfaser-Kunststoffgewebe konstruiert, das beim Bau zwischen Wand und Tapete in den Putz eingearbeitet wird. Zusammen mit einem anschließend aufgetragenen Spezialmörtel, der durch einen Kleber auf Basis einer Polyurethan-Dispersion besonders fest aushärtet, kann sich das Material bei starken Erschütterungen verformen und die Mauern relativ lange zusammen halten. Anschließend kann die Wand normal tapeziert werden. Darüber hinaus sorgt das Gittergewebe dafür, dass sich die Energie des Bebens auf die gesamte Wandfläche verteilt. Besonders bruchanfällige Hausteile wie Türrahmen und Fenster bleiben auf diese Weise verschont. Menschen, die sich bei einem Erdbeben noch im Gebäude aufhalten, sollen so potenziell besser geschützt werden. Gleichzeitig sinken die Kosten einer späteren Renovierung.

Als nachrüstbare Variante, die sich auch nach der Bauphase mit vergleichsweise geringem Aufwand anbringen lässt, haben die Forscher außerdem eine neuartige glasfaserverstärkte Gewebetapete entwickelt. Diese wird mit einem besonders starken, dehnbaren Kleber direkt auf den Putz aufgebracht und dient dann anschließend als Unterlage für eine normale Wandverkleidung. Auch sie soll länger vor Rissen schützen, die durch Erdstöße entstehen. Wirklich wirksam ist die Tapete aber nur, wenn die Häuser ansonsten ordnungsgemäß und an den Bauplatz angepasst errichtet sind, so die Entwickler. (bsc)