Intel stellt Desktop-PC-Prozessoren mit Virtualisierungs-Funktionen vor

Nach den teuren Server-Prozessoren der Xeon-MP-Baureihe stattet Intel nun auch zwei Pentium-4-Modelle mit Virtualisierungs-Funktionen aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 95 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die lange erwartete Virtualisierungs-Unterstützung ist nun auch bei Desktop-PC-Prozessoren zu haben: Intel Pentium 4 672 (3,8 GHz, 1000-Stück-Listenpreis 605 US-Dollar) und Pentium 4 662 (3,6 GHz, 401 US-Dollar) bringen die Vanderpool Technology (VT) mit. Diese Hardware-Unterstützung soll den Betrieb virtueller Maschinen deutlich erleichtern und beschleunigen. Passende Software ("Hypervisor") wollen VMware, Microsoft (Virtual PC, Virtual Server), Xen und andere im Laufe der nächsten Monate liefern, die Xen-Version 3.0 wurde bereits auf dem IDF gezeigt. Die neuen Dual-Core-Prozessoren der Xeon-MP-Baureihe für größere Server unterstützen ebenfalls VT. Auch AMD will ab 2006 Prozessoren mit Pacifica/Presidio-Technik verkaufen.

Während virtuelle Server zwar zurzeit noch selten produktiv zum Einsatz kommen, aber immerhin ein viel diskutiertes Thema mit konkreten Anwendungszielen sind, sind die Einsatzbereiche für Virtualisierungs-Technik in typischen Büro- und Heimrechnern deutlich weniger klar. Zurzeit setzen vor allem wohl Software-Entwickler VMware ein, um ihre Produkte leicht unter verschiedenen Betriebssystemen testen zu können. Es lassen sich auch komplette Rechner-Netze innerhalb einer Maschine aufbauen. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist User-Mode Linux (UML) – damit kann man beispielsweise eine Firewall in einer eigenen Maschine laufen lassen, die den Netzwerk-Verkehr filtert. Durch weiter gehende Virtualisierung, etwa von Schnittstellen, soll sich zukünftig auch die Resistenz des Betriebssystems und laufender Anwendungen gegen Treiber- und Hardware-Fehler steigern lassen.

Intel selbst nennt als Anwendungsbeispiele Administrations-Funktionen, vor allem auch im Zusammenspiel mit der Fernwartungs-Technik Active Management (iAMT). Weiterhin könnten Firmen-Rechner damit bestimmte Anwendungen unter einem älteren Betriebssystem in einer virtuellen Maschine ausführen, während ein aktuelle Betriebssystem samt neuer Treiber den vollen Leistungsumfang der modernen Hardware erschließt. In gewissem Sinne helfen übrigens 64-Bit-Technik und Mehrkern-Prozessoren den virtuellen Maschinen auf die Füße: Mehr Rechenleistung und großer Adressraum versprechen dabei deutliche Vorteile.

Schließlich stellt sich Intel auch noch vor, dass eine komplett neue Software-Produktkategorie entstehen könnte, nämlich so genannte Virtual Appliances – damit meint Intel gebrauchsfertige virtuelle Maschinen für bestimmte Einsatzzwecke, beispielsweise eine Firewall oder einen Voice-over-IP-Adapter, die parallel zum eigentlichen Betriebssystem auf demselben PC laufen. Damit könnte die Virtualisierungs-Technik auch für Heim-PC-Anwender attraktiver werden.

Im nächsten Jahr sollen weitere Prozessoren mit VT erscheinen, darunter der Mobilprozessor Yonah, die kommende Pentium-D-Generation (Presler) und die davon abgeleiteten Ein-Kern-Prozessoren (Cedar Mill). Die beiden aktuellen VT-tauglichen Pentium-4-Modelle sind eher als Pilot-Produkte zu sehen, die Entwicklern Zugriff auf die Technik bieten sollen. Ob Pentium 4 672/662 auch die umstrittene LaGrande-Technik (LT) unterstützen, hat Intel noch nicht bekannt gegeben – soweit bisher bekannt, soll Yonah der erste LT-taugliche Intel-Prozessor sein. (ciw)