DGB-Chef warnt vor Zerschlagung der Telekom

Durch den Aufsichtsratsbeschluss sei die Gefahr gewachsen, dass der Konzern auseinander breche, sagte Michael Sommer. Der Bund solle keine weiteren Telekom-Aktien mehr verkaufen und aufhören, Investoren wie Blackstone zu hätscheln.

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  • dpa

DGB-Chef Michael Sommer hat vor einer Zerschlagung der Telekom gewarnt und den Bund aufgefordert, keine weiteren Telekom-Aktien mehr zu verkaufen. Durch den Aufsichtsratsbeschluss sei die Gefahr gewachsen, dass der Konzern auseinander breche, sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) dem Berliner Tagesspiegel. Deswegen habe die gesamte Arbeitnehmerbank auch dagegen gestimmt. Das Unternehmen bestehe künftig nur noch aus den Teilkonzernen T-Home und T-Mobile, spalte die Festnetzsparte auf und bereite damit die Filetierung vor.

Konzernchef René Obermann hatte am Donnerstag seine neue Strategie präsentiert, nachdem er hierfür im Kontrollgremium grünes Licht erhalten hatte. Sie sieht unter anderem neue Produkte, eine 2-Marken-Strategie sowie Kosteneinsparungen und die Ausgliederung von 50.000 Mitarbeitern in eine neue Tochterfirma T-Service vor. Gewerkschaften kündigten wegen der geplanten Abschiebung der Telekom-Mitarbeiter in die T-Service ihren Widerstand an.

Für den kommenden Montag hat die Gewerkschaft ver.di zu einer Demonstration in Offenbach aufgerufen. Zu einer Protestkundgebung wird der ver.di-Bundesvorsitzende Frank Bsirske erwartet. Die Gewerkschaft rechnet nach eigenen Angaben mit etwa 1500 Demonstranten aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Am Mittwoch hatten 13.000 Beschäftigte aus dem gesamten Bundesgebiet vor der Telekom-Zentrale gegen die Umbaupläne protestiert.

DGB-Chef Sommer forderte unterdessen den Bund auf, mehr als 25 Prozent der Telekom-Anteile zu behalten. In dieser Phase dürfe er auf keinen Fall weitere T-Aktien verkaufen, "weil er sonst die internationalen Finanzinvestoren einladen würde, die Mehrheit zu übernehmen und den Konzern anschließend zu zerlegen". Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) solle aufhören, Investoren wie Blackstone zu hätscheln und zu tätscheln. Er habe es in der Hand, eine vernünftige Privatisierungspolitik zu betreiben.

Wie Sommer weiter sagte, lägen vor ver.di und der Telekom sehr schwere Verhandlungen. "Ich vermute, dass der Streit um die Zukunft der Telekom-Beschäftigten eskalieren wird. Die Menschen sind zu Recht sauer und unendlich verunsichert", betonte der DGB-Chef in dem Interview. Sie seien nicht mehr bereit, die Zeche für schwere Managementfehler und eine verfehlte Regulierungspolitik zu zahlen.

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(dpa) / (jk)