Mobilcom: Das Ende einer Firmengeschichte

Nach der Fusion mit Freenet.de wird bei Mobilcom ein turbulentes Stück Firmengeschichte abgeschlossen, an das Mitarbeiter und Kunden nicht nur gute Erinnerungen haben.

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Von
  • Carsten Maltzan
  • dpa

Mit der Fusion von Mobilcom und Freenet.de geht ein turbulentes Stück Firmengeschichte in Deutschland zu Ende. Der Büdelsdorfer Telefonkonzern Mobilcom AG und seine Hamburger Internettochter Freenet.de AG sind am vergangenen Freitag offiziell erloschen und in einem neuen Unternehmen aufgegangen. Der Vorstandschef von Mobilcom und Freenet.de, Eckhard Spoerr, hatte 18 Monate für diese Fusion kämpfen müssen. Aktionäre verzögerten mit ihren Klagen die Verschmelzung immer wieder. Am Ende gelang es Spoerr, sich mit den Gegnern der Fusion gütlich zu einigen. Der neue Konzern firmiert überraschenderweise unter dem Namen der Internettochter Freenet.de AG. Die neuen Aktien sollen von diesem Montag an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden.

Die Wehmut über das Aus der 1990 von Gerhard Schmid in der Schleistadt Schleswig gegründeten Mobilcom AG dürfte sich allerdings in Grenzen halten. Zum einen soll die Marke mit dem erst vor wenigen Jahren für viel Geld geänderten Schriftzug erhalten bleiben. Zum anderen verbinden vor allem Mitarbeiter, aber auch Kunden mit dem Büdelsdorfer Telefonkonzern nicht nur Gutes. Nach dem steilen Aufstieg zum direkten Konkurrenten der Deutschen Telekom, der insbesondere dem Marketing-Geschick von Schmid zu verdanken war, folgte 2002 der Absturz. Der Großaktionär und Hauptgeldgeber France Telecom suchte vor dem Hintergrund des Milliardengrabs UMTS den Ausstieg bei Mobilcom und brachte das Unternehmen damit an der Rand der Pleite. Schmid, der für Fehler in der Unternehmensführung sowie die UMTS-Verluste verantwortlich gemacht wurde, musste den Vorstandsvorsitz räumen, und rund 2000 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz.

Schmids Nachfolger Thorsten Grenz gelang es zwar, Mobilcom zu konsolidieren. Doch Eckhard Spoerr, der Freenet.de innerhalb kürzester Zeit zum Goldesel des Telekommunikationskonzerns entwickelt hatte, traute man mehr zu. Er wurde neuer Vorstandsvorsitzender der Büdelsdorfer AG und sollte die Fusion beider Unternehmen vorantreiben. Anfangs wehrte er sich heftig gegen die Verschmelzung, lenkte dann aber doch ein. Am vergangenen Freitag überraschte der 38-Jährige die Aktionäre und die Kunden mit dem Coup, das fusionierte Unternehmen nicht wie geplant telunico holding AG zu nennen, sondern Freenet AG.

Damit scheint ein neuer Kurs vorgezeichnet: Spoerr setzt auf das Zusammenwachsen von Internet und Mobilfunk. Das klassische Serviceprovider-Geschäft von Mobilcom, also der Verkauf von Handys und entsprechenden Verträgen, gerät in den Hintergrund. Dafür sprechen auch die Hinweise aus Unternehmenskreisen, dass die Marke Freenet auf der CeBIT mit einem eigenen Mobilfunkangebot an den Start gehen wird. Eine Sprecherin des Konzerns bestätigt, man werde das mobile Internet auf der Messe "pushen". (Carsten Maltzan, dpa) / (jk)