Visio.M: die Suche nach dem leichten und sicheren Elektroauto

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Von
  • Gernot Goppelt

München, 2. Mai 2012 – Aufgeregte Meldungen zum Thema Elektromobilität sind seltener geworden, mittlerweile herrscht eher eine zurückhaltende Arbeitsatmosphäre, was der Sache eigentlich nur dienlich ist. Industrie und Forschung bemühen sich weiter um eine "massentaugliche Elektromobilität", doch die technischen Herausforderungen verhindern die ganz schnellen Erfolge. Dabei geht es nicht nur um das Reichweitendilemma, sondern auch ganz erheblich um Sicherheitsfragen. Beides spielt eine Rolle im Verbundprojekt Visio.M, in dem die TU München gemeinsam mit Automobilingenieuren neue Konzepte für Elektroautos entwickelt. Visio.M steht übrigens für "Visionäres Mobilitätskonzept".

Leicht, günstig, sicher

In dem vom BMBF mit 10,8 Millionen Euro geförderten Projekt spielt das Elektroauto Mute eine Hauptrolle, das bereits auf der IAA 2011 vorgestellt wurde. Der Mute soll eine "garantierte" Reichweite von 100 Kilometern haben, dafür genügt eine Batterie mit 15 kWh Batterieinhalt, sodass das daraus resultierende Gewicht einigermaßen im Rahmen bleibt. Ohne Batterie soll der Mute 400 Kilogramm wiegen, mit dem Batteriesystem dürften es somit um 550 Kilogramm sein.

An Visio.M arbeiten außer der TU München viele andere Partner mit. Die führende Rolle übernimmt BMW, als so genannter Konsortialführer – irgendwie sieht der Mute auch schon nach BMW aus. Dazu kommen die Unternehmen Autoliv, die BaST, Continental, E.ON, Lion Smart, die Neumayer Tekfor Holding, Siemens, Texas Instruments, IAV und der TÜV Süd. Die Namen Autoliv, BaST oder Conti deuten darauf hin, dass die Sicherheit im Projekt eine große Rolle spielen soll. Der manchen nicht ganz so bekannte Zulieferer Autoliv zum Beispiel ist ein renommierter Spezialist für Rückhalte- und andere Sicherheitssysteme. Im Visio.M-Fahrzeugkonzept soll trotz minimalem Gewicht ein Sicherheitsniveau realisiert werden, das dem Schutz in gängigen Autos mit Verbrennungsmotor ebenbürtig ist. Der Mute erfüllt die Kriterien der Zulassungsklasse L7e, was eigentlich weniger harte Anforderungen an die Sicherheit bedeutet als für normale Pkw.

Schon auf der IAA waren Grundzüge des Sicherheitskonzepts zu sehen. Dazu gehören zum Beispiel eine stabile Fahrgastzelle und Crashelemente aus kohlefaserverstärktem Kunststoff. Wie sich jüngst gezeigt hat, dürfte sich der Begriff "Sicherheit" aber nicht nur auf die Insassen beziehen, sondern auch auf die Batterie(n). Chevrolet als ein Pionier in der serienmäßigen Anwendung großer Traktionsbatterien musste den Volt überarbeiten, weil in Folge von Crashtests das Kühlsystem der Batterie beschädigt worden war – und bei einigen Fahrzeugen ein Brand ausbrach. Außer dem Dilemma aus Gewicht und Reichweite gibt es also eine zweite große Herausforderung: die Kombination von Leichtbau mit einer crashsicheren Lagerung der Batterie. (ggo)