Japan: Keine Kernkraft, mehr CO2

Das ist noch nicht die Energiewende in Japan: Die Abschaltung der Atomreaktoren nach dem GAU von Fukushima treibt Japans CO2-Emissionen zunächst kräftig nach oben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 376 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Vor kurzem hat Japan den letzten seiner 54 Kernreaktoren heruntergefahren – offiziell zu Wartungszwecken. Ob einige wieder angefahren werden, ist bisher ungewiss. Nach dem Unglück von Fukushima ist die einst atomfreundliche Öffentlichkeit in dem Land nicht mehr gut auf die Kernenergie zu sprechen. Für die Umwelt ist der – vorläufige – japanische Atomausstieg jedoch laut aktueller Zahlen bislang kein Segen, wie Technology Review in seiner Online-Ausgabe berichtet: Der rohstoffarme Inselstaat ist nun für seine Energieversorgung fast vollständig auf fossile Energieträger angewiesen.

Bis zum GAU am 11. März 2011 hatte Japan nach den USA und Frankreich den drittgrößten AKW-Park der Welt am Netz. 30 Prozent der Elektrizität lieferten die 54 Reaktoren, während Wasserkraft und andere erneuerbare Energien weniger als zehn Prozent beitrugen. Der restliche Strom stammte von fossilen Energieträgern und wurde zum größten Teil importiert.

Die Erzeugung von Atomstrom hat seit März 2011 kontinuierlich abgenommen. Weil dafür mehr fossile Energieträger – Kohle, Öl und Erdgas – importiert werden mussten, entstanden der japanischen Volkswirtschaft 2011 zusätzliche Kosten von 50 Milliarden Dollar, schätzt das japanische Institut für Energiewirtschaft. 30 Milliarden davon flossen in die Stromerzeugung. Als Folge stieß Japan 2011 immerhin zwei Prozent mehr CO2 aus als im Vorjahr – und zwar obwohl insgesamt weniger Energie produziert wurde.

Sollten sämtliche Reaktoren bis zum Jahresende abgeschaltet bleiben, wird Japan in diesem Jahr noch einmal 60 Milliarden Dollar mehr als 2011 ausgeben, um Öl, Erdgas und Kohle zu importieren. Die CO2-Emissionen werden dabei nochmals deutlich steigen – laut letzten Schätzungen voraussichtlich um 5,5 Prozent. Die japanische Regierung will nun verstärkt auf erneuerbare Energien setzen. Wann diese den Atomstrom ersetzen können, ist derzeit noch nicht absehbar.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)