Telecom Italia will Mobilfunksparte verkaufen [Update]
Konzernchef Tronchetti Provera, der 18 Prozent an dem Telekommunikationskonzern hält, will angeblich die Telecom Italia als Medien-Unternehmen neu erfinden, das Musik, Filme und TV-Sendungen über das Internet vertreibt.
Der italienische Telekom-Konzern Telecom Italia, in Deutschland durch Hansenet vertreten und auf Expansionskurs, will seine Mobilfunksparte verkaufen und sich auf Internet-Dienste konzentrieren; Konzernchef Marco Tronchetti Provera wolle den Plan am Montag dem Aufsichtsrat vorlegen, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Personen. Die Abspaltung des Mobilfunk-Bereichs Telecom Italia Mobile (TIM) wĂĽrde einen grundlegenden Strategiewandel fĂĽr den hochverschuldeten italienischen Telekommunikationsriesen bedeuten.
Telecom Italia hatte sich TIM im Frühjahr 2005 unter der Regie von Tronchetti Provera in einem 20 Milliarden Euro schweren Geschäft komplett einverleibt. Damals kaufte der Mutterkonzern die restlichen 44 Prozent an seiner Tochter, die er noch nicht besaß. Der Plan war, in einem integrierten Unternehmen vom Zusammenwachsen der Telekommunikationstechniken zu profitieren. Während sich die Hoffnungen auf Einsparungen durch die Verschmelzung erfüllten, blieb der erwartete Umsatzschub aus. Dafür hat die Telecom Italia laut einem dpa-Bericht derzeit eine Schuldenlast von gut 40 Milliarden Euro. Vergangene Woche wurde bekannt, dass Tronchetti Provera mit Medienmogul Rupert Murdoch über Senderechte für Filme und TV- Programme verhandelt. Der italienische Industrielle, der 18 Prozent an dem Telekommunikationskonzern hält, wolle die Telecom Italia als Medien- Unternehmen neu erfinden, das Musik, Filme und TV-Sendungen über das Internet vertreibt, schreibt das Wall Street Journal.
Der Telekom-Konzern teilte am Sonntag mit, Tronchetti Provera habe sich bereits mit dem Chef der italienischen Finanzaufsicht Consob, Lamberto Cardia, getroffen, um die strategischen Pläne zu bereden. Andere Konzerne in diesem Bereich gehen allerdings genau den entgegengesetzen Weg: Telefonica verleibte sich gerade erst O2 ein, um sein Mobilfunkgeschäft zu stärken und einheitliche Angebote für Festnetz und Mobilfunk machen zu können. Der weltgrößte Mobilfunkkonzern Vodafone wiederum , der lange Zeit auf eine Strategie als reiner Mobilfunkanbieter setzte, hat von seinen Plänen Abstand genommen, die deutsche Festnetztochter Arcor zu verkaufen, und setzt nunmehr ebenfalls auf Bündelangebote.
[Update]:
Der Aufsichtsrat des italienischen Telekom-Konzerns Telecom Italia will am heutigen Montag noch nicht über den Verkauf von Unternehmensteilen beraten. Das Gremium werde am Montagnachmittag nur eine Reorganisation, nicht aber über einen Verkauf erörtern, teilte das Unternehmen in Mailand mit.
(jk)