Linux Foundation fordert Ablehnung von Microsofts OpenXML

Die Organisation sieht Microsofts Dokumentenformat als unreif an und meint, seine Spezifikation verstoße gegen die Regeln der International Organization for Standardization (ISO).

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Die Linux Foundation ruft alle Gremien in Ländern, die noch kein Votum zu Microsofts Format OpenXML (OOXML) als ISO-Standard abgegeben haben, dazu auf, für "Nein mit Kommentaren" zu stimmen. Die im Januar aus der Fusion der Open Source Development Labs und der Free Standards Group hervorgegangene Organisation sei zwar nicht in den Standardisierungsprozess des Formats involviert, aber an einer Stichhaltigkeit und Integrität weltweiter Abstimmungen interessiert, schreibt Amanda McPherson, Marketing-Direktorin der Linux Foundation. Es wäre besser, wenn sich alle Beteiligten an das bereits als ISO-Standard ratifizierte OpenDocument Format halten würden.

Insbesondere stört die Linux Foundation, dass die OOXML-Spezifikation zu umfangreich sei, als dass sie in der bisher verfügbaren Zeit nach allen Schwächen durchgearbeitet werden konnte. Auch auf Basis der bisher schon bekannten Schwächen sei es unklug, OOXML als ISO-Standard anzunehmen, da das Format nicht ausreichend gereift sei. Microsoft verstoße zudem gegen ISO/IEC-Regeln, da das Unternehmen in OOXML eigene, interne Codes und Spezifikationen anstelle von bereits öffentlich verfügbaren verwende. Dadurch werde auch die Frage aufgeworfen, ob die vollständige Implementierung von OOXML dazu führen könne, Microsofts Rechte an geistigem Eigentum zu verletzen.

OOXML sei speziell auf Windows und andere Microsoft-Produkte zugeschnitten, schreibt McPherson weiter. Es sei unklar, ob auf diesem Format basierende Dokumente mit einem anderen Betriebssystem einfach und ohne Zuhilfenahme von zusätzlicher Software erstellt, gespeichert und geöffnet werden könnten. Papierne Dokumente würden zunehmend digitalisiert, die Welt sei immer mehr von einem reibungslosen Zugriff auf diese Dateien abhängig. Wenn man sich auf ein proprietäres Format verlasse – das OOXML nach Meinung der Linux Foundation darstellt –, dann bestehe die Gefahr, dass in Zukunft der einfache Zugriff nicht möglich ist.

Die nationalen Standardisierungsgremien sollen bis zum 2. September ihre Stimmen abgegeben haben. Anfang dieser Woche entschied sich das Swedish Standards Institute, OOXML zu befürworten. Die Umstände der Abstimmung erregten bei einigen Gremienmitgliedern Protest, denn in dem Arbeitskreis waren plötzlich mehr Firmen als zuvor stimmberechtigt. Auch wurden Unstimmigkeiten bei der Entscheidung des Deutschen Instituts für Normung beklagt. China, Indien und Brasilien haben sich im Gegensatz zu Schweden und Deutschland der Reihe der OOXML-Gegner zugesellt.

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