Speicherpreise vor dem Steigflug?
Die beiden weltgrößten DRAM-Chiphersteller Samsung und Hynix haben die Preise ihrer Speicherchips für Vertragskunden erhöht; einige Marktbeobachter erwarten längerfristige Preissteigerungen.
Obwohl die Zahl der verschiedenen Speicherchip-Typen und der Hersteller von kompletten DRAM-Modulen (DIMMs) fĂĽr PCs, Mobilrechner und Server verwirrend groĂź ist, stellen weltweit nur vergleichsweise wenige GroĂźunternehmen die eigentlichen Speicherchips her. Rund 45 Prozent aller DRAM-Chips kommen von den sĂĽdkoreanischen Firmen Samsung Electronics und Hynix, weitere 43 Prozent liefern Micron, Infineon, Elpida und der Infineon-Partner Nanya. Damit liegen 88 Prozent der DRAM-Chip-Produktion in der Hand von sechs Firmen.
Die beiden wichtigsten Hersteller haben nach Informationen von Bloomberg.com eine Erhöhung der Preise für ihre Vertragskunden bekannt gegeben und begründen dies mit einem knappen Angebot. Weil die DRAM-Chippreise zuletzt extrem niedrig lagen, haben einige Hersteller finanzielle Verluste erlitten und darauf unter anderem durch die Verlagerung von Produktionskapazitäten reagiert. So sollen laut Analysten zahlreiche der großen DRAM-Hersteller – genannt wurden außer NAND-Flash-Marktführer Samsung etwa auch Hynix und Micron – erhebliche Teile ihrer bisher für DRAM-Chips eingesetzten Fertigungslinien nun für die Produktion der zurzeit profitableren NAND-Flash-Speicherchips einsetzen.
Während DRAM-Vertragskunden wie große DIMM- oder PC-Hersteller ihre Chip-Versorgung über langfristige Lieferverträge absichern, nutzen kleinere Firmen ganz oder teilweise den so genannten Spot-Markt, wo Überschussmengen gehandelt werden. In Zeiten guter Versorgung sind die Spot-Markt-Preise typischerweise niedriger als die langsamer schwankenden Vertragspreise; sobald Chips aber knapp werden, schießen die Spot-Markt-Preise in die Höhe. Nicht immer lässt sich dabei einschätzen, welchen Einfluss die Chip-Einkaufspreise auf die Verkaufspreise in Mitteleuropa haben. Zurzeit liegen die Spot-Markt-Preise nach Angaben des DRAM-Handelsportals DRAMeXchange.com bei DDR2-Bausteinen bereits höher als die Vertragspreise.
Die Entwicklung der Speicherpreise hängt auch vom Lagerbestand der PC-Hersteller und selbstverständlich auch vom Verkaufserfolg der Geräte ab. Zurzeit verlagert sich außerdem der Schwerpunkt von DDR- auf DDR2-SDRAM: Nachdem zunächst fast nur Intel-Systeme mit dem neuen Speichertyp bestückt waren, sind mittlerweile Computer mit DDR2-Speicher etwa auch von IBM, Sun oder Apple zu haben; innnerhalb der nächsten Monate will auch AMD auf DDR2-Speicher umschwenken. Im kommenden Jahr werden bereits DDR3-Speicherchips erwartet.
In den letzten Monaten haben auch Strafzölle und importierte DRAM-Bausteine und Geldstrafen in verschiedenen Ländern den Markt beeinflusst. (ciw)