Mobilfunker kritisieren Absenkung der Terminierungsentgelte

Die vom Regulierer vorgenommene Halbierung der Gebühren für die Gesprächsvermittlung in Mobilfunknetze stößt bei den Betroffenen auf die erwartete Kritik. Die Mobilfunker legen die alte Platte der Investitionsgefährdung wieder auf.

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Die deutschen Mobilfunknetzbetreiber kritisieren die von der Bundesnetzagentur angeordnete Absenkung der Terminierungsentgelte für in Mobilfunknetze vermittelte Gespräche wie erwartet heftig. Für die Deutsche Telekom ist die am Freitag bekannt gegebene Entscheidung des Regulierers "schwer nachvollziehbar". Den Unternehmen werde ein Umsatzvolumen von 500 Millionen Euro entzogen, sagte ein Sprecher der dpa. Die Absenkung sei ein schlechtes Signal für weitere Investitionen. Mit der Entscheidung folge die Aufsichtsbehörde der völlig verfehlten EU-Regulierungspolitik der vergangenen 10 Jahre.

Vodafone stößt ins gleiche Horn: "Das ist eine dramatische Absenkung, mit der erneut Geld aus dem Markt gezogen wird", teilte ein Unternehmenssprecher mit. Die Düsseldorfer üben den Schulterschluss mit den Bonnern und beschwören – wie schon bei der letzten Absenkung vor zwei Jahren – eine Gefahr für die Breitbandstrategie der Bundesregierung. Denn das Geld fehle jetzt für Investitionen in die Netze.

"Die Industrie kann zu Recht erwarten, dass dieser Ausbau nicht durch überhöhte Absenkungen der Terminierungsentgelte und den Abzug von Investmitteln durch die Politik gefährdet wird", sagte der Vodafone-Sprecher im Hinblick auf den LTE-Ausbau. Vodafone erwarte nun "klare Signale aus Berlin in Richtung EU-Kommission". "Wir brauchen ein neues Regulierungsverständnis in Europa, das Investitionen und Wachstum in den Vordergrund stellt.

Für E-Plus kommt die Absenkung nicht überraschend, teilte ein Sprecher mit. Doch teilt auch der E-Netzbetreiber die Kritik an der Maßnahme des Regulierers. Das sei derzeit das "falsche Signal" und "kontraproduktiv für die politischen Ziele einer Breitbandgesellschaft". Darüber hinaus betont E-Plus, dass die Netzbetreiber bei den eigenen Kostenberechnungen für ihre Anträge "zu anderen Ergebnissen gekommen sind".

Die Bundesnetzagentur hatte am Freitag angekündigt, die Terminierungsentgelte ab Dezember auf einheitlich 1,85 Cent pro Minute zu halbieren. Nach einem Jahr sollen die Gebühren, die sich Netzbetreiber untereinander für die Vermittlung von Gesprächen berechnen, dann noch einmal auf 1,79 Cent pro Minute sinken. Für den Verbraucher könnte sich die Absenkung in niedrigeren Preisen niederschlagen. Vor allem Billiganbieter und Discounter, bei denen die Minutenpreise derzeit bei 9 Cent liegen, haben damit wieder Luft für eine neue Preisrunde.

Nicht nur Kunden, auch Festnetzbetreiber freuen sich über die Absenkung. Denn auch sie bezahlen die Terminierungsentgelte, wenn ihre Kunden in ein Mobilfunknetz telefonieren. Der Bundesverband Glasfaseranschluss (Buglas) hält den Schritt des Regulierers für "vom Grundsatz her richtig", weil die Terminierungsgebühren für Mobilfunknetze die für Festnetze "um das Achtfache" überstiegen. Jetzt sollen die Festnetzentgelte wieder steigen, fordert der Verband.

"Durch die Absenkung der Mobilfunk-Terminierungsentgelte wird die bisher bestehende Wettbewerbsverzerrung abgemildert", erklärte Buglas-Chef Wolfgang Heer. "Im nächsten Schritt müssen nun unserer Auffassung nach aber zwingend die Terminierungsentgelte im Festnetz, die heute ein kaum wahrnehmbares Niveau haben, nach oben angepasst werden." Dazu will die Bundesnetzagentur in zwei Wochen einen Vorschlag vorlegen. (vbr)