Bosch: Selbstfahrende Autos brauchen noch mindestens zehn Jahre

"Wir bewegen uns in diese Richtung in einzelnen Schritten", sagte der nordamerikanische Bosch-Manager Scott Winchip am Montag auf der CES.

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Von
  • Andreas Wilkens

Computergesteuerte Autos werden nach Einschätzung des deutschen Konzerns Bosch erst in einem Jahrzehnt im Regelbetrieb auf den öffentlichen Straßen fahren. "Wir bewegen uns in diese Richtung in einzelnen Schritten", sagte der nordamerikanische Bosch-Manager Scott Winchip am Montag auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas. "Im kommenden Jahr kommen Autos mit einer angepassten Cruise Control (Geschwindigkeitsregelanlage) auf den Markt, mit denen die Wagen in einem Stau automatisch bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h fahren können", sagte Winchip.

Für höhere Geschwindigkeiten in computergesteuerten Autos fehlten aber noch für mindestens zehn Jahre die notwendigen Voraussetzungen. In diesem Zeitraum müsse an der Standardisierung der Kommunikationsprotokolle für den Datenaustausch zwischen den fahrenden Wagen sowie an Sicherheitsfeatures gearbeitet werden. Außerdem sei für einen Regelbetrieb eine kritische Masses von modernen Autos notwendig, die untereinander kommunizieren können. "Wir gehen davon aus, dass man mindestens zehn Prozent von 'Connected Cars' auf den Straßen benötigt."

Bosch ist nach eigenen Angaben weltweiter Marktführer bei den Ultraschall-Sensoren, die derzeit vor allem für Einpark-Hilfen eingesetzt werden, um die Entfernung zu anderen Fahrzeugen und Hindernissen zu messen.

Die Vision eines autonom fahren Fahrzeugs wird in der Öffentlichkeit vor allem von den Google-Gründern Sergey Brin und Larry Page vorangetrieben. In den USA sind computergesteuerte Autos von Google bereits rund eine halbe Million Kilometer unfallfrei auf öffentlichen Straßen gefahren. Google stützt sich bei dem Projekt vor allem auf die Forschungsergebnisse des deutschstämmigen Wissenschaftlers Sebastian Thrun. Unter seiner Leitung gewann ein Team der Stanford University im Jahr 2005 mit dem Fahrzeug "Stanley" auf Basis eines Volkswagen Touareg die DARPA Grand Challenge. Das ist ein von der Technologieabteilung Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) des US-Verteidigungsministeriums geförderter Wettbewerb für unbemannte Landfahrzeuge.

Toyota hat auf der CES International wie angekündigt den Prototypen eines "Active Security Cars" vorgestellt, der auf einem Lexus LS aufsetzt. Äußerlich erinnert das Fahrzeug mit seinen angebauten Sensoren an das selbstfahrende Auto von Google. Bei Toyota steht jedoch vor allem die Absenkung von Unfall-Zahlen mit den damit verbundenen Verkehrstoten und Verletzen im Vordergrund.

Die eingesetzten Komponenten könnten im Prinzip zur Entwicklung eines Fahrzeugs führen, das sich vollständig autonom bewegt. "Unsere Vision ist aber nicht notwendigerweise ein selbstständig fahrendes Auto", sagte Toyota-Manager Mark Templin, General Manger der Lexus Division. "In unserem Ansatz der Entwicklung für fortgeschrittene Automationstechnologien spielt die umfassende Beteiligung des Fahrers eine zentrale Rolle." Der Computer verhalte sich dabei wie ein intelligenter und aufmerksamer Beifahrer, der die Fähigkeiten des menschlichen Wesens am Steuerrad ergänze.

In dem Forschungsfahrzeug wird unter anderem ein 360-Grad-Lidar auf dem Dach des Autos eingesetzt, das Gegenstände bis zu einer Entfernung von 70 Metern erkennen kann. Drei hochauflösende Farbkameras können Objekte bis zu einer Entfernung von 150 Metern wahrnehmen, darunter auch Ampeln und ihre Farben. Außerdem verfügt das Fahrzeug über weitere Radarsensoren an der Front und an den Seiten, die den Nahbereich rund um das Auto im Blick haben. Wann die Entwicklungen des Forschungsfahrzeugs in Serienprodukte bei Toyota oder Lexus einfließen werden, konnte Templin nicht sagen. (dpa) (anw)