Das Ein-Liter-Auto wird gebaut

Schluckschlecht

Ferdinand Piëchs Ein-Liter-Auto ist mittlerweile rund 13 Jahre alt. Nach anfänglichem Wirbel folgten Studien, an die man sich gewöhnte. Nun meldet Volkswagen, man werde das Fahrzeug unter dem Namen XL1 nun in Osnabrück als Kleinserie produzieren

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  • Florian Pillau
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Osnabrück, 25. Februar 2013 – Ferdinand Piëchs Forderung nach einem Ein-Liter-Auto ist mittlerweile über zehn Jahre alt. Nach dem großen Wirbel, den der damalige Volkswagen-Patriarch erzeugt hatte, folgten Studien, an die man sich gewöhnte. Als wir schon kaum mehr daran glauben wollten, meldet Volkswagen, man werde das Fahrzeug unter dem Namen XL1 nun in Osnabrück als Kleinserie produzieren.

Diesel-Plug-in-Hybrid

Der XL1 ist ein Diesel-Plug-in-Hybrid. Der 48 PS (35 kW) starker Turbodiesel ist ein halbierter 1.6 TDI. Dem 800 ccm-Zweizylinder hilft ein Elektromotor mit 20 kW (27 PS), ein Siebengang-DSG stellt die Leistungsverzweigung sicher, eine Lithium-Ionen-Batterie speichert bevorzugt Überschussenergie, kann aber auch vom Verbrenner nachgeladen werden. Motoren und Getriebe liegen im Bereich der Hinterachse, die Akkus sind vorne untergebracht. Laut Volkswagen sollen 6,2 kW (8,4 PS) genügen, um in der Ebene 100 km/h halten zu können. Im Elektrobetrieb soll der Verbrauch pro Kilometer Fahrstrecke bei 0,1 kWh liegen, der XL1 mit seiner maximalen Kapazität von 5,5 kWh etwa 50 Kilometer weit fahren können. Da nach der offiziellen Berechnungsmethode der Normverbrauch von Plug-in-Hybriden umso niedriger ist, je höher die elektrische Reichweite ist, senkt diese Tatsache den Normverbrauch. Gehen wir mal von der Realitätsnähe des Normverbrauchs aus, halten wir zwei Liter für eine im echten Leben erreichbare Dimension.

CFK-Käfig

Mit 3,89 Meter ist der XL1 rund acht Zentimeter kürzer als ein VW Polo, wiegt aber "nur" 795 Kilogramm. Das Gewicht der schweren Akkus wird durch einen hohen Anteil an carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) und anderen Leichtbaumaterialien kompensiert. Die Architektur basiert auf einem Insassenkäfig (Monocoque) aus CFK, an den vorne und hinten je ein Aluminium-Spaceframe geschraubt wird. Während der CFK-Käfig die nötige Crash-Stabilität gibt, können die Alu-Profile im Sinne einer Knautschzone Aufprallenergie abbauen. Ansonsten besitzt der XL1 zwar ESP und ABS, aber nur einen Fahrer-Frontairbag. Dennoch soll das Auto für vier EuroNCAP-Crashtest-Sterne gut sein. Weitere, Gewicht sparende Maßnahmen sind etwa die Verwendung von Polycarbonat statt Glas für die Seitenscheiben oder der Verzicht auf eine Servolenkung.

Niedriger als ein Sportwagen

Der XL1 ist nur 1,15 Meter hoch, wobei Flügeltüren den Einstieg erleichtern. Außerdem ist die Passagierkabine sehr schmal. Die beiden Insassen sitzen schräg versetzt, aber nicht mehr hintereinander, wie in den früheren Designstudien - das soll das Auto schmaler machen. Diese Maßnahmen verringern die Stirnfläche auf rund 1,5 Quadratmeter. Da der Beifahrer weit hinten sitzt, kann für ihn der Frontairbag entfallen. Außerdem läuft das Auto nach hinten tropfenförmig zu. Die hinteren Radkästen sind verkleidet, der Unterboden sehr glatt und statt Außenspiegeln gibt es nach hinten gerichtete Kameras – all dies vermeidet Verwirbelungen. Insgesamt konnte VW so einen cW-Wert von 0,189 erreichen.

Es bleibt bei einer Kleinserie

Insgesamt beträgt der Verbrauch 0,83 Liter je 100 Kilometer. Aufgrund von offiziellen Rundungsvorschriften wird daraus ein Normverbrauch von 0,9 Liter Diesel. Zunächst soll von dem Fahrzeug eine Kleinserie von 50 Stück entstehen, wovon etwa die Hälfte bereits gebaut ist. Ob die Auflage später gesteigert wird, wollen die VW-Vorstände in diesen Tagen entscheiden, so Unternehmenssprecher Harthmuth Hoffmann.