TV-Pionier Loewe mit dem Rücken zur Wand

Loewe hat bereits jeden fünften Mitarbeiter entlassen, den Chef und den Oberaufseher gewechselt. Nun braucht der angeschlagene TV-Hersteller dringend neues Geld. Es gab immer wieder Gerüchte, wonach Apple interessiert sein könnte.

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Gleich zweimal in zwei Jahren gab es Gerüchte, wonach sich Apple für den traditionsreichen Kronacher TV-Hersteller Loewe interessieren könnte – im Mai 2012 und im Februar 2013. Beide Male zog die Aktie stark an und ein Dementi folgte auf dem Fuße. Die Idee, dass sich Apple den Designspezialisten sichern könnte, um z.B. dessen Patentportfolio für ein eigenes TV-Gerät zu nutzen, über das es seit langem Spekulationen gibt, erwies sich als trügerisch.

Bei Loewe geht es unterdessen weiter bergab. Großaktionär Sharp, der knapp 30 Prozent von Loewe hält, kämpft selbst ums Überleben. Ende März hoffte der neue Chef des traditionsreichen TV-Geräteherstellers noch auf ein kleines Umsatzplus in diesem Jahr. Doch daraus wird wohl nichts werden. Am Donnerstagabend musste Matthias Harsch überraschend schlechte Quartalszahlen einräumen und vor allem in einer Pflichtmitteilung ankündigen, dass die Verluste bereits Ende Mai die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt haben werden. Die Erlöse, schreibt der Konzern, werden nun auch 2013 sinken, der Verlust wird größer. Und die Luft für Loewe wird dünn.

Fernseher von Loewe.

(Bild: Hersteller)

Die Mitteilung ist eine gesetzliche Pflicht, die zwar zunächst keine direkten Folgen hat außer der Verpflichtung, eine Hauptversammlung einzuberufen. Sie offenbart aber, wie ernst es um den seit Jahren in der Krise steckenden Konzern steht. Die Anleger reagierten geschockt: Am Freitag brach der Kurs der ohnehin nicht besonders glänzenden Loewe-Papiere zeitweise um ein Drittel auf unter 2 Euro ein. Matthias Harsch muss nun rasch frisches Kapital auftreiben. Er werde alles prüfen, von einer Kapitalerhöhung bis hin zur Suche nach Investoren, die bei Loewe einsteigen wollen.

Doch auch das dürfte kein einfacher Weg werden, denn für beide Varianten braucht es Geldgeber, die an die Zukunft von Loewe glauben. Angesichts der Lage auf dem Markt für Unterhaltungselektronik keine leichte Aufgabe. Dort herrscht eine schier übermächtige Konkurrenz aus Asien, die größere Mengen zu immer geringeren Preisen fertigt. Samsung oder Panasonic steht auch in Deutschland auf vielen Geräten. Hierzulande sind von der früheren Pracht nur Loewe und Metz übrig. Marken wie Nordmende, Saba oder Grundig sind verschwunden oder an ausländische Massenhersteller verkauft worden.

Neben dem scharfen Wettbewerb hat Loewe auch Fehler gemacht. Zu lange hielten die Oberfranken dem Röhrenfernseher die Treue und sprangen spät auf den Trend zu flachen LCD-Geräten auf. Loewe setzte alle Hoffnungen in eine Premium-Strategie: Moderne Technik und vor allem edles Design sollen höhere Preise rechtfertigen. Doch die Nischenstrategie, die in der Autoindustrie etwa bei BMW oder Audi aufgeht, ist nicht ohne Risiko. Freiwillig greifen Kunden selten für ein TV-Gerät tiefer in die Tasche als nötig. Ein Fernseher ist längst kein Statussymbol mehr, und auch die Rivalen haben beim Design nachgelegt. Auch der Vorstoß in die Audio-Technik als neuen Geschäftsbereich brachte für Loewe keine Wende. (mit Material von dpa) / (bsc)