IBM will Lithium-Luft-Batterien für Elektroautos entwickeln

Big Blue will in das vielversprechende Geschäftsfeld der Elektromobilität einsteigen. Ziel ist es, die Reichweite elektrisch angetriebener Autos mit radikal neuer Batterietechnik auf bis zu 800 Kilometer zu steigern.

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Von
  • Gernot Goppelt

Der US-Konzern IBM entdeckt Elektroautos als aussichtsreiches Geschäftsfeld. Nach einem Bericht der Businessweek will Big Blue seine Kräfte bündeln, um leistungsfähige Batterien für Autos zu entwickeln. An dem Projekt sollen sich fünf Forschungseinrichtungen beteiligen, darunter die Universität von Kalifornien in Berkeley. Ziel von IBM und seinen Partnern ist es demnach, eine Batterietechnik zu entwickeln, die Elektroautos mit einer Ladung 300 bis 500 Meilen weit bringt, das entspricht etwa 500 bis 800 Kilometer.

Aus heutiger Sicht sind das utopische Werte, selbst lithiumbasierte Akkumulatoren für derartige Strecken wären extrem schwer und teuer. Viele Experten gehen derzeit davon aus, dass Lithium-Traktionsbatterien bei Großserienproduktion für etwa 750 Euro pro kWh zu produzieren wären, mittelfristig erscheinen etwa 300 Euro realistisch. Ausgehend von einer gängigen Faustregel, dass 100 Kilometer Fahrstrecke bei einem Mittelklasseauto etwa 15 kWh erfordern, wären zum Beispiel für 500 Kilometer 75 kWh notwendig. Aus heutiger Sicht wäre eine Lithium-Antriebsbatterie demnach praktisch unerschwinglich.

Laut Bericht bevorzugt IBM eine "radikal andere Batterietechnologie", wie IBM-Forschungschef Chandrasekhar "Spike" Narayan zitiert wird. Das Konsortium setzt demnach auf Lithium-Sauerstoff-Batterien anstelle der "potenziell entflammbaren Lithium-Ionen-Batterien". Die neuen Batterien sollen fünf- bis zehnmal so viel Energie speichern können als Lithium-Ionen-Batterien. Das Entwicklungsteam mit rund 40 Mitarbeitern wird von Winfried W. Wilcke geleitet, der an IBMs Almaden Research Center für Nanotechnologie-Projekte zuständig ist. Sein Team hatte bei der Suche nach neuen technischen Ansätzen herausgefunden, dass die Kombination aus Lithium und Sauerstoff den größten Erfolg verspricht. Bei dieser Technik könne sehr viel mehr Energie untergebracht werden, weil der Sauerstoff bei Bedarf der Umgebungluft entzogen werde, anstatt fester Bestandteil der Batterie zu sein. Ähnliches hatte bereits die schottische Universität von St. Andrews berichtet, deren Forscher ebenfalls ein zehnfache Steigerung der Kapazität von Batterien für möglich halten.

Narayan hält IBM für gut gerüstet, das Entwicklungsprojekt zu leiten und voranzutreiben. Dabei kämen dem Unternehmen seine Expertise bei Materialtechnik, Nanotechnologie, Chemie und Supercomputern entgegen. Erste Erkenntnisse über die Erfolgschancen will Narayan bereits in zwei Jahren gewonnen haben. Bis dahin werde klar sein, ob es irgendwelche KO-Kriterien für eine Weiterführung der Entwicklung gibt. Laut Businessweek gibt es in Fachkreisen große Begeisterung für IBMs Ansatz. Doch bei allem Enthusiasmus wird auch IBM die Frage beantworten müssen, ob die neue Technik nicht nur hohe Kapazitäten erlaubt, sondern vor allem auch günstigere Preise pro Kilowattstunde.

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(ggo)