SCO vs. Linux: SCO muss an Novell 2,5 Millionen Dollar zahlen

Knapp ein Jahr nach dem Grundsatzurteil, laut dem SCO Copyright-Rechte von Novell verletzt hat und Lizenzzahlungen schuldig geblieben ist, hat der Richter nun die von SCO zu zahlende Summe festgelegt.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Auseinandersetzung um die Rechte am Betriebssystem Unix zwischen Novell und der SCO Group hat das zuständige Gericht SCO dazu verurteilt, 2.547.817 US-Dollar an Novell zu zahlen. Nach dem vor knapp einem Jahr gefällten Grundsatzurteil, dass SCO Copyright-Rechte von Novell verletzt hat und Lizenzzahlungen schuldig geblieben ist, hatte Novell aufgelaufenen Forderungen von 19,9 Millionen genannt.

In der 43 Seiten langen Begründung berücksichtigte der zuständige Richter Dale Kimball allein die Zahlungen in Höhe von 9.143.451 US-Dollar, die Sun Microsystems an SCO zahlte, um OpenSolaris auf den Markt bringen zu können. Abzüglich der 1,5 Millionen, die bei einem ähnlichen Lizenzgeschäft ohne Verkauf der Unix-Copyrights von Microsoft gezahlt worden sind, bleiben 7.643.451 Dollar übrig, von denen nach Auffassung des Gerichts ein Drittel an Novell zu zahlen sind.

In der vergleichsweise niedrigen Summe – SCO-Chef Darl McBride hatte nach eigener Aussage mit 40 Millionen Dollar Schadensersatz gerechnet – sind weder die Verfahrenskosten noch die aufgelaufenen Zinsen enthalten. Wie und ob SCO die Summe bezahlen kann, muss nun das zuständige Konkursgericht entscheiden, da SCO unter Chapter 11 des US-amerikanischen Konkursrechtes nur eingeschränkt geschäftsfähig ist. Gegen die nunmehr erfolgte Festlegung der Geldsumme durch Richter Kimball können sowohl Novell wie SCO Einspruch einlegen.

Beide Seiten können sich auf ihre Weise durch das Urteil bestätigt sehen. Novell, weil es ein Verfahren umgedreht und schließlich gewonnen hat, in dem die Firma ursprünglich von SCO der Verleumdung angeklagt wurde. SCO, weil die Firma nach dem desaströsen Grundsatzurteil vor einem knappen Jahr den möglichen Schaden durch die Argumentation minimieren konnte, dass es zwischen den Unix-System-V-Quellen und UnixWare sowie Open Server als originäre SCO-Produkte eine Grenze gibt, an der Novells Ansprüche enden. In seiner Urteilsbegründung ist Richter Kimball dieser Argumentation von SCO gefolgt.

Gleichzeitig ließ der Richter aber keinen Zweifel daran, dass SCO bei der Antidot-Lizenz unter dem Namen SCOSource selbst die Grenzen verwischte und zumindest ein fehlerhaft etikettiertes Produkt verkaufte. Insofern könnten nach diesem Urteil Lizenznehmer wie EV1Servers.net Ansprüche gegen SCO geltend machen. Allerdings wurde EV1Servers zwischenzeitlich von PeoplePC aufgekauft, das von Earthlink aufgekauft wurde, sodass kaum noch Interessen bestehen dürften, eine obsolete Antidot-Lizenz zu verfolgen.

Dieser Punkt könnte für SCO jedoch gravierende Folgen haben, weil das Unternehmen als neuen Geschäftsplan angekündigt hatte, ihr intellektuelles Kapital an die Steven Norris Capital Partners zu verkaufen. Der Käufer sollte dann mit dem Geschäft fortfahren, Firmen zu verklagen, die das Betriebssystem Linux einsetzen, in dem SCO unrechtmäßig kopierte Codezeilen vermutet. Dieser Komplex wird in einem weiteren Prozess eine wichtige Rolle spielen, in dem SCO gegen IBM klagt.

In einer ersten Stellungnahme gegenüber der lokalen Tageszeitung Daily Herald begrüßt SCO das Urteil, weil es der Firma Gelegenheit gebe, das Verfahren anzufechten. Das im August ergangene Urteil von Richter Kimball halte SCO nach wie vor für völlig fehlerhaft. Eine Stellungnahme von Novell steht noch aus.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (anw)