Cebit

Messe zieht Bilanz: "CeBIT-Konzept ist voll aufgegangen"

Ein fast euphorisches Fazit zogen Messe AG und Branchevertreter zum Abschluss der CeBIT 2008: Das neue Konzept habe die Bewährungsprobe bestanden und die Messe als Agendasetter bestätigt.

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"Die CeBIT macht wieder Spaß", sagt Ernst Raue und strahlt über beide Backen. Der Vorstand der Messe AG präsentiert am heutigen Sonntagmorgen das erste Fazit der diesjährigen Computermesse, die mit neuer Ausrichtung, Struktur und neuem Terminplan im Jahr 2008 unter besonderer Beobachtung stand. Trotz der Verkürzung der Messe um einen Tag habe man die Besucherzahlen um 3 Prozent auf 495.000 steigern können. Im vergangenen Jahr hatte die Messe 480.000 Besucher gezählt; seit dem Tiefpunkt 2006 scheint sich der Trend nun wieder nach oben zu bewegen. Der wichtige Anteil der Fachbesucher liegt nach Messeangaben bei etwa 80 Prozent und damit auf Vorjahresniveau. Trotz des neuen Konzepts war die Zahl der Aussteller um etwa fünf Prozent auf 5800 gesunken, die Ausstellungsfläche um mehr als zehn Prozent auf rund 240.000 Quadratmeter zurückgegangen.

Aber über Zahlen will Raue auch am heutigen Sonntagmorgen nicht viel reden. Lieber stellt der Messe-Vorstand die wieder wachsende Qualität der immer noch größten IT-Messe heraus. Nach Jahren des Besucherschwunds hatte sich die CeBIT für dieses Jahr ein neues Gesicht verpasst, um die Bedürfnisse der Branche besser bedienen zu können. Das, meint Raue, ist ihr auch gelungen. "Die CeBIT war ein voller Erfolg", unterstreicht der Messe-Manager. "Das Konzept ist voll aufgegangen." Aussteller wie Besucher seien von der Neuordnung begeistert gewesen. Dem schließt sich auch Bitkom-Chef August-Wilhelm Scheer an. Die Messe habe "ihre Feuertaufe bestanden" und die Skeptiker "eines Besseren belehrt". In der positiven Entwicklung sieht Scheer auch ein Signal für mögliches weiteres Wachstumspotenzial der Branche.

Nach der "tollen Eröffnung" mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy sowie Microsoft-Chef Steve Ballmer seien die Erwartungen hoch gewesen, erzählt Raue. Die Messe habe diese nicht enttäuscht. "Die CeBIT ist fulminant gestartet und hat die Spannung gehalten", sekundiert der Bitkom-Chef. Mit dem umrahmenden Kongressprogramm sei die CeBIT ein hochkarätiges Forum, das zum "Davos der ITK-Branche" avanciert sei. Scheers Vize und Microsoft-Deutschlandchef Achim Berg forderte, dieser Bereich Kongresse und Tagungen solle weiter ausgebaut werden. Dazu müsse die Messegesellschaft aber in den Ausbau der Tagungsbereiche auf dem Messegelände investieren.

"Sehr, sehr, sehr zufrieden" mit dem Verlauf Messe war auch Claude Courivaud. Der Handelsattaché der französischen Botschaft zog Bilanz für das Partnerland Frankreich. Sein Eindruck von der CeBIT: "Jung, dynamisch, innovativ". Die IT-Branche seines Landes habe sich auf einer internationalen Plattform präsentieren können und gute Kontakte zu deutschen und internationalen Unternehmen geknüpft. "Die CeBIT ist der weltweit wichtigste Kulminationspunkt der digitalen Welt", ergänzt Messe-Vorstandschef Sepp Heckmann, der sich nach 27 Jahren Messe, in denen er die Geburt der CeBIT sowie einiges Auf und Ab miterlebte, heute verabschiedet.

Trotz einiger Zweifel und Kritik sieht die Messe AG auch das diesjährige Schwerpunktthema "Green IT" als vollen Erfolg. Die Messe habe das Thema weltweit auf die Agenda gesetzt, bilanziert Raue. Die CeBIT habe eine Plattform für diese "zentrale gesellschaftliche Herausforderung" geschaffen. Ein grünes Feigenblatt oder gar eine Eintagsfliege soll das aber nicht gewesen sein, wie ein Messesprecher nachdrücklich erklärt. Auch im nächsten Jahr dürfte das Thema wieder auf der CeBIT-Agenda stehen. Nach der Initialzündung in diesem Jahr erwartet die Messe, dass "Green IT" im Messejahr 2009 konkretere Formen annimmt. Ob allerdings wieder als Schwerpunktthema, ist fraglich. Was 2009 kommen wird, ist die "virtuelle CeBIT". Heckmann kündigte eine "ganzjährige Abbildung dessen, was die CeBIT kann" im Internet an. Die CeBIT findet im kommenden Jahr vom 3. bis zum 8. März 2009 statt.

Hoffnung macht der Branche auch der vielfach präsente Nachwuchs, den nicht nur der Bitkom so schmerzlich vermisst. Scheer freute sich über wachsendes Interesse junger Studenten und Berufsanfänger. Vor allem Frauen waren 2008 ein Thema auf der Messe, und diesmal nicht nur als nett lächelndes Standpersonal. Ihre Nachwuchsprobleme will die Branche auch damit lösen, junge Frauen möglichst früh für IT zu begeistern. Am Samstag war Weltfrauentag, und "das war auch auf der CeBIT nicht zu übersehen", wie Raue stolz bemerkte. Der Samstag war mit rund 140.000 Besuchern nach Messeangaben der zweitstärkste Besuchertag der gesamten CeBIT-Geschichte, nur übertroffen von einem Tag im Boom-Jahr 2001. Über 10.000 Frauen hatten sich vorab registriert und kamen auf die Messe, was den Frauenanteil am Samstag auf die Rekordmarke von 25 Prozent hievte. Sonst liegt der bei weniger als zehn Prozent. Da ist noch viel Luft nach oben. (vbr)