Freenet steht vor Übernahme von Debitel [Update]

Freenet soll sich mit dem Debitel-Eigner Permira weitgehend über einen Verkauf des Mobilfunkproviders geeinigt haben, berichtet das Manager-Magazin unter Berufung auf Unternehmenskreise. Der Preis soll bei 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro liegen.

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Der Telekomanbieter Freenet steht nach einem Medienbericht vor der Übernahme des Mobilfunkproviders Debitel. Freenet-Chef Eckhard Spoerr sei sich mit dem Investmentfond und Debitel-Eigner Permira weitgehend einig, berichtete das Manager-Magazin am heutigen Mittwoch unter Berufung auf Unternehmenskreise. Demnach biete Freenet zwischen 1,4 und 1,5 Milliarden Euro für den Mobilfunkprovider. Eine Sprecherin von Freenet lehnte gegenüber dpa einen Kommentar zu dem Bericht ab. Bei Permira und Debitel war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Mit dem Verkauf der DSL-Sparte wolle Freenet das Geschäft finanzieren, heißt es weiter. Der Hamburger Telekommunikationsanbieter hatte sein DSL-Geschäft nach einigem Hin und Her kürzlich zum Verkauf gestellt. Als Interessenten gelten die Wettbewerber United Internet, Versatel und Telefonica. Verhandelt werde über einen Preis zwischen 600 und 800 Millionen Euro. Ein Scheitern des Verkaufs könne die Übernahmepläne für Debitel gefährden. Darüber hinaus seien sich Freenet und Permira noch nicht über ein Darlehen einig geworden. Spoerr verlange, dass der Investor sich mit einem Kredit an der Finanzierung des Geschäfts beteiligt.

Mit der gebündelten Marktmacht der Freenet-Mobilfunksparte Mobilcom und Debitel könne das Unternehmen bessere Konditionen beim Einkauf von Minutenkontingenten von den Netzbetreibern aushandeln, schreibt das Manager Magazin weiter. Fraglich sei allerdings, ob die verbreiterte Kundenbasis ausreicht, um das Mobilfunkgeschäft angesichts des starken Preisdrucks durch Discountangebote langfristig profitabel zu betreiben.

Mit der Übernahme von Debitel und dem Abschied vom DSL-Geschäft würde sich Freenet auf den Mobilfunkbereich konzentrieren. Gleichzeitig schreitet die Marktbereinigung im DSL-Bereich voran. Zuletzt hatte Versatel-Chef Peer Knauer die Vision einer schlagkräftigen Allianz der großen DSL-Anbieter gegen die Telekom entworfen. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth hatte die Idee gegenüber dem Handelsblatt begrüßt.

Debitel ist mit einem Umsatz von knapp 3 Milliarden Euro und 13,2 Millionen Kunden Europas größter Zwischenhändler von Mobilfunkverträgen. Freenet kommt auf 5,7 Millionen Handy-Kunden. Debitel-Chef Oliver Steil hatte zuletzt einen Gang an die Börse als mögliche Variante für einen Ausstieg von Permira beschrieben. In den Kreisen hieß es, dass ein Börsengang angesichts des schwachen Kapitalmarkts wenig Aussicht auf Erfolg haben würde.

[Update]:
Freenet teilte mittlerweile mit, dass man tatsächlich den größeren Wettbewerber Debitel übernehmen wolle. Freenet befinde sich in Gesprächen mit dem Finanzinvestor Permira, dem Debitel gehört, hieß es von Freenet. Freenet-Aktien bauten ihre Kursgewinne aus und stiegen im späten Handel am Mittwoch auf dem Frankfurter Parkett um zeitweise über 4 Prozent.

Sollten sich die Verhandlungspartner einigen, würde Freenet die Debitel-Gruppe einschließlich Verbindlichkeiten übernehmen und den Debitel-Aktionären hierfür eine Beteiligung von 24,9 Prozent an Freenet einräumen, hieß es in einer Pflichtmitteilung. Dazu komme ein Baranteil in nicht bezifferter Höhe, den Freenet ganz oder teilweise über ein Darlehen finanzieren will. Ein erfolgreicher Abschluss der Gespräche hängt Freenet zufolge noch von der Einigung über verschiedene Punkte ab. Auch müssten Gremien der beteiligten Unternehmen, das Bundeskartellamt und die finanzierenden Banken der Debitel-Gruppe einwilligen. (vbr)