Versatel-Chef entwirft neuen Telecom-Giganten

Einen Verbund aus United Internet, Telefonica, Freenet und seinem Unternehmen könnte sich Versatel-Chef Peer Knauer als Gegengewicht zur Telekom vorstellen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 30 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Harter Wettbewerb, sinkende Verbraucherpreise und das stellenweise belustigende Gezänk zwischen Ex-Monopolist Telekom und dessen junger Konkurrenz haben den deutschen Telekommunikationsmarkt in den vergangenen Jahren in Bewegung gehalten. Jetzt, so sind sich Branchenkenner einig, stehen die Zeichen auf Konsolidierung. An Übernahmefantasien und möglichen Fusionsszenarien besteht kein Mangel. Während Arcor/Vodafone und Telefonica/O2 allgemein zu den Überlebenden der kommenden Konsolidierungswelle gezählt werden, ranken sich die Spekulationen um United Internet, traditionell größter Reseller von Internetanschlüssen der Telekom und die Nummer Zwei am Markt, auf der einen Seite und Netzbetreiber wie Freenet und Versatel auf der anderen.

Peer Knauer, Chef des ehemaligen Regionalcarriers Versatel, entwirft im Gespräch mit der Financial Times Deutschland (FTD) einen neuen TK-Riesen, der dem übermächtigen Bonner Konzern künftig Paroli bieten könne: ein Konglomerat aus United Internet, Telefonica, Freenet und Versatel. Dass Knauer sich alle Optionen offen hält, ist kein Geheimnis mehr. Mehr Kunden seien mit einer Übernahme möglicherweise billiger zu haben als durch organisches Wachstum, hatte Knauer bei der Bekanntgabe des Geschäftsabschlusses 2007 erklärt und nun gegenüber der FTD bekräftigt.

Freenet steht inzwischen wieder zum Verkauf, nachdem die Übernahme durch ein Konsortium von United Internet und dem Mobilfunkprovider Drillisch Ende vergangenen Jahres geplatzt war. Für Versatel würde die Übernahme von Freenet durchaus einen Sinn ergeben. Die Netze ergänzen sich und ein paar DSL-Kunden – immerhin knapp 1,3 Millionen – werfen die Hamburger auch in die Waagschale. Zusammen mit der United Internet AG, die sowohl an Versatel als auch an Freenet beteiligt ist, und dem Netz der Telefonica könne man "ein Gegengewicht zur Telekom und Vodafone-Arcor setzen", meint Knauer

Die Übernahme des Freenet-DSL-Geschäfts wird kein Pappenstiel für Versatel. Knauer rechnet mit einem Preis zwischen 400 und 600 Euro pro Kunde. Rund 780 Millionen Euro könnte Freenet also kosten. Finanzieren will Knauer das mit einer Kapitalerhöhung. Da sei er "relativ entspannt", wichtige Großaktionäre würden diese Pläne mittragen. Damit meint er wohl Hauptanteilseigner Apax und auch United Internet. Die Montabaurer hätten signalisiert, Pläne des Versatel-Managements nicht zu torpedieren, sagt Knauer in der FTD. United Internet hält sich bedeckt und damit verschiedene Optionen offen. So könnten die Montabaurer selbst bei Freenet zuschlagen. Unklar ist auch, ob United sein DSL-Geschäft in den von Knauer skizzierten Verbund einbringen möchte.

Unterdessen will Versatel weiter in den Netzausbau investieren. Knauer möchte den Ausbau von Glasfaserleitungen in die Haushalte vorantreiben und sich so gegenüber dem Telekom-VDSL einen Bandbreitenvorteil verschaffen. Darüber hinaus könne er sich vorstellen, auch Kabelnetzbetreiber der Netzebene 4 (Kundenanschlüsse) zu übernehmen. Eine Absage erteilte der Versatel-Chef den Spekulationen um eine mögliche Übernahme der QSC AG. (vbr)