Quo vadis, Espace?

Der Renault Espace hat vor bald 30 Jahren ein hoch intelligentes Konzept etabliert: Viel Raum bei wenig Gewicht, bei 1200 Kilogramm sieben Einzelsitze oder drei Kubikmeter Laderaum. Leider ist das längst Geschichte und die Studie eines potenziellen Nachfolgers gibt nur wenig Hoffnung

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München, 11. September 2013 – Mit dem Concept Car Initiale Paris gibt Renault auf der IAA einen ersten Ausblick auf das Nachfolgemodell der Großraum­limousine Espace. Der Renault Espace hat vor bald 30 Jahren ein hoch intelligentes Konzept etabliert: Kein anderer Van bot je wieder so viel Raum bei so wenig Gewicht. Der erste Espace wog mit 1200 Kilogramm so wenig wie ein Pkw, bot aber sieben Einzelsitze oder drei Kubikmeter Laderaum. Möglich machte das der unkonventionelle Leichtbau mit Kunststoffkarosserie auf einem verzinkten Stahlchassis. Das ist allerdings mit der aktuellen Generation ab 2002 leider schon wieder Geschichte: Sie gab das Konzept zugunsten einer konventionellen Stahlblechbauweise auf und wiegt unzeitgemäße 1800 bis 2010 Kilogramm.

Wird Renault aus diesem schwerwiegenden Fehler lernen? Wir wissen es nicht, fürchten aber, es könnte sogar noch schlimmer kommen: Der Pressetext lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers Richtung Design: Von "drei Fahrzeugklassen in einem neuen Konzept, Inspiration aus Architektur und Luftfahrt" liest man da. Mit 4,85 Metern ist das Concept Car etwa so lang wie der aktuelle Grand Espace. Wenig praxisgerecht wegen der Innenraumverschwendung durch voluminöse Radhäuser, dafür aber beeindruckend sind die mächtigen 22-Zoll-Räder. Zweifellos eine Anleihe aus der SUV-Ecke, ebenso wie die Beplankungen und die optisch angedeuteten (aber selbstverständlich nicht vorhandenen) Unterschutze. Den Effekt soll ein weitgeschwungener Kühlergrill mit weit in die Flanken gezogenen Scheinwerfern weiter steigern ebenso "wie ein Flugzeugleitwerk geformte hintere Seitenfenster und die integrierten, elektronisch gesteuerten Aerodynamikkappen", die den "emotionalen Auftritt ver­stär­ken".

Quo vadis, Espace? (21 Bilder)

Heute zählt ein "emotionaler Auftritt" mehr als Intelligenz.

Als würde der Designer selbst diesem geballten Potenzial aufgesetzten Zierats noch nicht völlig vertrauen (tief im Herzen weiß er, warum er das nicht kann), musste er noch Kühlergrill, Felgen, Seitenpartien und Einstiegsleisten mit einem Rautenmuster im Stil von Eiffelturm und Grand Palais verzieren und in das Aluminium-Plexiglasdach einen transparenten Plan der franzö­sischen Hauptstadt gravieren lassen. Damit ist die Studie der genaue Gegenentwurf zum ersten Espace von 1984, der mindestens ebenso beeindrucken konnte, aber eben durch eine intelligent durchdachte, reine Funktionsform und die daraus resultierende lebensnahe Zweckmäßigkeit. Form follows Function war vorgestern, dabei wäre dieses Motto angesichts der CO2-Problematik doch so aktuell wie nie zuvor.