Die MV Agusta Rivale 800 lebt

SUVermoto

MV Agusta lag selten in irgendeinem Trend. Nun folgen sie dem Tallround-Trend jedoch mit dem eigenen Dreizylinder-Modell "Rivale" und landen damit ihr vielleicht bestes Landstraßenmotorrad

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Von
  • Clemens Gleich
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Varese (Italien) 28. Oktober 2013 – Wie bei Autos gibt es bei Motorrädern aktuell eine Mode höherbeiniger Fahrzeuge. Anders als bei Autos sind diese Motorräder nicht zwangsläufig weniger dynamisch, weil sie im besten Fall so gebaut sind, dass man sie fahren kann wie eine Supermoto, also mehr gedrückt als gelegt, mit dem Schritt ganz vorn am Lenkkopf, die Arme in Liegestützposition. Die neue Rivale des kleinen italienischen Herstellers MV Agusta ist so ein Kandidat. Auf den ersten Blick sieht sie aus wie der ultimative Triumph von Designspielereien über Funktion. Unerwarteterweise könnte jedoch genau dieses Krad für Viele die beste Landstraßen-MV sein.

Mehr Lambo als Audi

Zur Orientierung. MV Agusta ist wie Lamborgini, nicht wie Audi. Perfekte Alltagstauglichkeit gibt es nicht. Der 12,9-Liter Tank ist zu klein für jede Tour. Das E-Gas wird mit jedem neuen Versuch von MV besser, aber es wird wohl nie richtig gut werden. Die sehr dämlichen Spiegel am Ende des Lenkers sind nur dran, weil Cheffe Giovanni Castiglioni sie unbedingt wollte. Sie sind größtenteils ohne Funktion, denn in der Standard-Sitzposition sieht man die Spiegel nicht, genausowenig wie den Tacho. Man sieht überhaupt nichts vom Motorrad außer die Spitze des Vorderrads. Und genau das ist die Magie aller Landstraßen-MVs: Man fliegt fahrzeuglos die Serpentinen entlang, frei von weltlichen Belanglosigkeiten wie Geschwindigkeit, rückwärtiger Verkehr oder Öldruckwarnleuchte.

Der Motor ist der aus dem Naked Bike Brutale 800: Reihendreizylinder, gegendrehende Kurbelwelle, 125 PS in Mitte-Abstimmung. Die Frischgaszufuhr steuert MVs ambitioniertes Ride-by-Wire-System. Es soll den Fahrerwunsch am Gasgriff geglättet in gemeintes Drehmoment am Hinterrad umsetzen. Das ist die Theorie. In der Praxis hat sich seit der normalen Desmodromikdrosselklappen der früheren Vierzylinder-Brutales nicht viel getan, die vorigen Versionen waren sogar eindeutige Rückschritte. Es zuckt und reißt und keift immer noch. Selbst im weichsten Modus "Rain" hackt der Motor beim Gas anlegen härter auf den Antriebsstrang ein als die Standard-Einstellungen der Konkurrenz. Das Verhalten wird mit jeder Software-Version besser, und deshalb ist erstens der Update-Prozess beim Händler kostenlos und zweitens soll man ihn mit signierter Software bald selber daheim durchführen können, denn das Händler-Netz ist MVs aktuell größte Schwäche.