Wissenschaftler verteidigt Meeresdüngung

Der Projektleiter des umstrittenen Meeresdüngungsexperiments LOHAFEX verteidigt im Interview mit Technology Review sein Forschungsprojekt.

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Anfang Januar war das Forschungsschiff "Polarstern", das vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) betrieben wird, mit einem internationalen Wissenschaftlerteam in antarktische Gewässer aufgebrochen, um den Effekt von Meeresdüngung in einem groß angelegten Experiment zu testen. Auf einer Fläche von 300 Quadratkilometern sollten 20 Tonnen Eisensulfat ausgebracht werden. Das Eisen düngt Algen, die, wenn sie absterben und zu Boden sinken, Kohlenstoff aus der Atmosphäre ziehen. Mehrere Unternehmen wollen solche Meeresdüngungen zur Grundlage eines Geschäftes mit Klimazertifikaten machen.

Nach Protesten von Umweltschützern hatte das Umweltministerium allerdings das Forschungsministerium veranlasst, das Experiment zu stoppen. Nach Vorlage internationaler Gutachten gab das Forschungsministerium am Montag dann doch noch grünes Licht für das Experiment. Im Interview mit Technology Review verteidigt Projektleiter Ulrich Bathmann nun sein Vorhaben: "Ich bin der Meinung, dass Wissenschaftler aufgerufen sind, zu den anstehenden gesellschaftlichen Fragen ihren Beitrag zu liefern. Und das, was wir machen, ist nach den besten wissenschaftlichen Grundlagen eine saubere Erarbeitung der Datenlage. Das ist unsere Aufgabe, und dafür bekommen wir auch Steuermittel", sagt Bathmann.

Im Übrigen sei es durchaus wahrscheinlich, dass das Experiment ergibt, dass das Verfahren nicht effektiv ist, argumentiert der Biologe: "Zurzeit ist die Datenlage nicht ausreichend. Und je näher wir uns die Eisendüngung im Ozean ansehen, desto komplexer wird die Situation. Morgen erscheint in Nature eine Veröffentlichung von britischen Kollegen aus Southhampton, die eine natürliche Algenblüte vor den Crozet-Inseln verfolgt haben. Und die kommen im letzten Kapitel zu dem Schluss, dass die Annahmen bezüglich der Effektivität solcher Düngungen, die die Industrie in Bezug auf den Kohlenstoff-Einfang zugrunde legt, deutlich überschätzt werden."

Das komplette Interview auf TR Online: "Den Kopf in den Sand zu stecken wäre falsch" (wst)