Europaweites Bündnis definiert Elektroauto-Standards

Laut Handelsblatt haben sich 20 Energieversorger und Fahrzeughersteller zusammengeschlossen, um "De-facto-Standardisierungen" beim Aufbau einer europaweiten Elektrofahrzeug-Infrastruktur zu verabschieden. Erste Ergebnisse gibt es bereits.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Energiekonzern RWE und der Automobilhersteller Daimler bleiben bei ihrer Kooperation auf dem Gebiet der Elektrofahrzeuge nicht alleine: Laut einem Bericht des Handelsblatts vom heutigen Mittwoch haben die Unternehmen ein Bündnis ins Leben gerufen, an dem sich bereits 20 führende europäische Energieversorger und Fahrzeughersteller beteiligen. Ziel sei unter anderem eine Vereinheitlichung der Ladestationen, an denen die Elektroautos mit Strom versorgt werden. Im April soll laut Handelsblatt bereits geklärt sein, wie Stecker, Zapfsäulen und Anschlussbuchsen künftig gestaltet werden. Von den Autokonzernen sollen Daimler, BMW, Volkswagen, Renault-Nissan, PSA, Volvo, Ford, Toyota, General Motors, Mitsubishi und Fiat mit im Boot sein, bei den Energiekonzernen werden neben RWE die deutschen Konkurrenten E.ON, EnBW und Vattenfall sowie Electricité de France (EDF), die belgische Electrabel, Enel (Italien), Endesa aus Spanien, die portugiesische EDP und die niederländische Essent genannt. Die Wirtschaftszeitung beruft sich bei ihren Angaben auf Vertreter des RWE-Konzerns.

Arbeitsgruppen würden sich bereits seit Wochen regelmäßig treffen, um wichtige Punkte abzuarbeiten, heißt es weiter. Im Vordergrund stehe dabei nicht eine formale und damit sehr zeitintensive Standardisierung, sondern eine "De-facto-Standardisierung", bei der man sich zunächst auf Grundzüge beschränkt, die den beteiligten Unternehmen aber trotzdem eine gewisse Planungssicherheit bei Investitionen bietet. Geeinigt haben sich die Beteiligten laut Handelsblatt bereits darauf, dass "ein neuer, universeller Stecker" definiert wird, "der einerseits handlich und sicher sein soll, andererseits aber auch über einen Leistungsbereich von 230 Volt/16 Ampere bis hin zu 400 Volt und höheren Stromstärken ausgelegt sein soll. Das Kabel soll lose im Auto untergebracht werden". Auf der Agenda stehen aber noch zahlreiche andere Fragen, etwa Regelungen bei der Nutzung fremder Ladestationen oder die Verarbeitung von Abrechnungsdaten.

Denn den Aufbau der Ladestationen und die Erschließung des Marktes wollen die Versorger laut Handelsblatt nicht gemeinsam, sondern mit ihren jeweiligen Partnern aus der Autoindustrie in Angriff nehmen. Während etwa Daimler mit RWE zusammenarbeitet, kooperiert BMW unter anderem mit den Stromversorgern E.ON Energie und Vattenfall. RWE/Daimler sieht den Angaben zufolge ein Potenzial von 2,5 Millionen Elektroautos bis zum Jahr 2020 in Deutschland, die Investitionskosten zum Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur werden mit rund einer Milliarde Euro beziffert. Beim Kunden punkten könnten nicht zuletzt sogenannte "Vehicle-to-Grid-Konzepte", bei denen das Elektrofahrzeug nicht nur reiner Stromzieher ist, sondern selbst Energie aus dem Fahrzeug ins Stromnetz speist. Dies würde zum Beispiel erlauben, günstigen Nachtstrom "zu tanken" und diesen tagsüber wieder dem Netz zur Verfügung zu stellen. Selbst eine Pufferfunktion bei Lastspitzen des gesamten Stromnetzes könnten Elektrofahrzeuge dann theoretisch übernehmen. (pmz)