AMD zeigt erste Opterons mit ARM-Technik

AMD-Server-Chef Andrew Feldman präsentiert ein Micro-ATX-Mainboard mit Opteron A1100, der mit 64-Bit-tauglicher Cortex-A57-Technik arbeitet. Das Board soll Entwicklern in wenigen Wochen zur Verfügung stehen.

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Außer x86- und x86-64-Prozessoren will AMD ab dem laufenden Jahr auch Server- und Embedded-SoCs mit ARM-Rechenwerken verkaufen, genauer: Mit dem 64-Bit-tauglichen ARMv8-Kern Cortex-A57. Angekündigt hatte AMD die Server-Version "Seattle" zur Auslieferung ab dem zweiten Halbjahr 2014. Nun sollen Entwicklungsplattformen mit diesem Opteron A1100 bereits "in einigen Wochen" erhältlich sein. Das versprach Andrew Feldman, Chef der AMD-Serversparte und ehemaliger CEO des von AMD gekauften Mikroserver-Spezialisten SeaMicro. Er stellte auf dem Open Compute Summit V, einer Veranstaltung des Open Compute Project (OCP), ein Micro-ATX-Mainboard mit Opteron A1100 vor.

AMD-Entwicklerplattform mit Opteron A1100

(Bild: AMD)

Laut Feldman soll die Octo-Core-Version des Opteron A1100 unter Last deutlich effizienter und zwei- bis viermal schneller rechnen als ein Opteron X2150 mit Jaguar-Kernen, also x64-Technik. Als Beleg führt er Simulationen von SPEC_int_rate-Benchmarks an, hier stehe es zirka 80 gegen 28,1 Punkte für den Opteron A1100. Dessen Octo-Core-Version besitzt demnach eine TDP von 25 Watt, der Opteron X2150 ist mit 22 Watt spezifiziert. Zum Vergleich: Für den 20-Watt-Atom C2750 mit ebenfalls acht Kernen nennt Intel leider noch keine offiziellen SPEC-CPU2006-Werte, aber der 17-Watt-Xeon E3-1220L v2 mit nur zwei x64-Kernen kommt im SPEC_int_rate auf etwa 87 Punkte.

[Update:] Für den Atom C2750 mit 2,4 GHz Taktfrequenz schätzt Intel 105 Punkte im SPEC_int_rate_base2006 (PDF-Datei). Das Testsystem inklusive RAM und Platte soll dabei 28 Watt Leistung aufnehmen. [/Update]

Doch ein wesentlicher Vorteil der ARM-SoCs für Mikroserver ist die hohe Integrationsdichte – man kommt ohne Chipsatz aus, der Platz und Energie schluckt. So enthält der Opteron A1100 Controller für zwei 10-Gigabit-Ethernet-Ports, acht SATA-6G-Ports und acht PCIe-3.0-Lanes.

Auf dem Entwicklerboard sind die 10-GbE-Ports über SFP-Module nutzbar. Die Stromversorgung erfolgt über ein ATX-Netzteil. Vier DIMM-Slots sollen DDR3-ECC-RDIMMs mit jeweils bis zu 32 GByte Kapazität aufnehmen; bisherige RDIMMs erreichen allerdings höchstens 16 GByte, darüber braucht man LR-DIMMs – oder 8-Gigabit-Chips. Der Speicher-Controller schafft 933 MHz (DDR3-1866) und ist schon für DDR4-SDRAM ausgelegt. Die vier oder acht Cortex-A57-Kerne nutzen bis zu 4 MByte L2-Cache und 8 MByte L3-Cache.

[Update:] Der Atom C2750 (Avoton) ist ebenfalls ein SoC und enthält vier Gigabit-Ethernet-Controller, die sich über einen speziellen Backplane-Switch auch als ein einzelner 10-GbE-Port nutzen lassen. Der Avoton bindet bis zu 16 PCIe-2.0-Lanes an und maximal 64 GByte RAM (32 GByte mit 4-GBit-Chips). Sein SATA-Controller unterstützt nur sechs Ports, davon zwei mit SATA 6G. Der Listenpreis beträgt 171 US-Dollar. [/Update]

AMD verrät auch, dass das System im UEFI-Modus bootet, also anscheinend nicht mit dem ARM-Bootloader U-Boot. Als Betriebssystem kommt ein ARM-Fedora zum Einsatz, welches etwa auch Dell auf seiner ARM-Plattform mit X-Gene verwendet. Unter dem Linux laufen Apache, MySQL und PHP sowie Java 7 und 8, mehr verrät der AMD-Blog.

Für das Open Compute Project will AMD ein Opteron-A1100-Modul-Design beitragen. Die Steckkarte soll auf das "Group Hug"-Basisboard passen, welches Facebook und Intel für OCP-Rechenzentren entwickelt haben. Feldman erwähnt ausdrücklich die enorme Kaufkraft der Cloud-Giganten wie Facebook, spricht aber auch von "Fabric-based" Servern, also den eigenen SeaMicro-Systemen mit (bisher) PCIe-ähnlichem Interconnect.

In fünf Jahren, also 2019, werde ARM 25 Prozent des Server-Marktes beherrschen, meint Feldman – und sieht AMD dabei als ARM-CPU-Marktführer, der aber auch einen "substanziellen Anteil" am x86-Server-CPU-Markt halte. Er sieht AMD aber auch als Marktführer bei den ARM-Servern. Wenn er das im Sinne der fertigen Produkte meint, etwa in Form von SeaMicro-Systemen, tritt AMD allerdings in Konkurrenz zu den bisher wichtigsten CPU-Kunden wie HP und Dell. (ciw)