Windows-7-Logos für Komplettsysteme und PC-Komponenten

Anlässlich der Veröffentlichung eines Release-Kandidaten des kommenden Windows 7 teilt Microsoft Hardware- und Treiber-Entwicklern auch neue "Logo Requirements" mit.

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Microsoft wird nicht müde zu betonen, dass Windows 7 keine besonders hohen Anforderungen an PC-Hardware stellt, um mit zufriedenstellender Geschwindigkeit zu arbeiten. Die Mindestanforderungen liegen (bis auf die Hauptspeicher-Kapazität) nicht höher als vor drei Jahren für Vista empfohlen, und viele heute verkaufte Komplettrechner erfüllen sie spielend: Der x86- oder x64-Prozessor sollte mindestens 1 GHz Taktfrequenz erreichen, außerdem ist ein DirectX-9-tauglicher Grafikprozessor nötig, für den es einen WDDM-1.0-Treiber gibt – das gilt auch für ältere Onboard-Grafik, etwa den vier Jahre alten GMA-950-Grafikkern des in Netbooks gängigen 945GSE-Chipsatzes von Intel.

Der Hauptspeicher soll mindestens 1 GByte groß sein, für x64-Rechner werden 2 GByte empfohlen. Auf der Festplatte braucht Windows 7 mindestens 16 beziehungsweise 20 GByte (x64 Edition) Platz. Microsoft erwartet, dass mindestens die Hälfte aller Windows-7-Nutzer zur x64-Version greift.

Sehr viel detaillierter beschreibt Microsoft die Anforderungen an Komplettrechner und PC-Komponenten, die ein Windows-7-Logo tragen dürfen. Diese sogenannten Logo Requirements werden kontinuierlich überarbeitet, allerdings veröffentlicht Microsoft mittlerweile keine Schnappschüsse der kompletten Logo-Requirements-Datenbank mehr. Es gibt zwar noch einen öffentlichen Newsletter, ansonsten haben aber bloß Microsoft-Partnerfirmen mit "Winqual"-Account Zugriff auf den sogenannten LogoPoint. Hier können sie auch gleich Kommentare abgeben. Voraussetzung für die Beantragung eines Winqual-Accounts ist unter anderem ein digitales VeriSign-Zertifikat, das jährlich mindestens 99 US-Dollar kostet. Über den Winqual-Account wickelt Microsoft auch die Zertifizierung digital signierter (WHQL-)Treiber für Hardware-Komponenten ab – und erwartungsgemäß sind "WHQL-Treiber" auch eine wichtige Voraussetzung für ein Windows-7-Logo. WHQL steht für Windows Hardware Qualification Labs und Winqual für "Windows Quality".

Die Anforderungen an Logo-taugliche Hardware unterscheiden sich laut Microsoft nur in wenigen Details von den für Vista gültigen Vorgaben. Allerdings hat Microsoft einige ältere Gerätekategorien abgeschafft (etwa IrDA-Adapter und RS232-Ports) und neue hinzugefügt: Etwa Sensoren (unter anderem Helligkeitssensoren oder GPS-Empfänger) und Streaming-Geräte (NetMedia). Offenbar sind auch drei unterschiedliche Logos geplant: Eines für gewöhnliche Komplettrechner und Notebooks, eines für Netbooks und andere Billigrechner mit der auf drei gleichzeitig laufende Applikationen beschränkten Windows 7 Starter Edition sowie eines für PC-Komponenten, Zubehör und Peripheriegeräte.

Zu den aus Sicht von Microsoft wichtigen und viel beworbenen Neuerungen von Windows 7 gehört beispielsweise die (Multi-)Touch-Bedienung. Deshalb spezifiziert Microsoft die für Windows 7 geeigneten berührungsempfindlichen Displays auch recht genau. Dabei handelt es sich aber um eine optionale Zusatzfunktion, für die Microsoft den Begriff Additional Qualification (AQ) verwendet.

Auch andere der im Vergleich zu Vista neuen Funktionen von Windows 7 setzen spezielle Hardware voraus; so will Microsoft künftig einige Aufgaben bei der Desktop-Darstellung von der CPU auf den Grafikchip (GPU) auslagern. Das klappt aber nur, wenn es für die GPU einen WDDM-1.1-Treiber gibt – und dafür ist anscheinend wiederum ein DirectX-10-tauglicher Grafikprozessor Voraussetzung. AMD meldet nun stolz, für die Grafikchips der Baureihen Radeon HD 2000, 3000 und 4000 bereits WHQL-zertifizierte WDDM-1.1-Treiber anbieten zu können. Auf die damit angeblich möglichen Funktionen wie DirectWrite geht AMD allerdings nicht genauer ein. Damit will Microsoft unter anderem die ClearType-Kantenglättung von Bildschirmschriften auf die GPU auslagern.

Ein weiteres Beispiel für die Nutzung von Spezial-Hardware ist der XP-Modus (XPM), der einen Hauptprozessor mit Hardware-Virtualisierungsfunktionen (sowie entsprechende BIOS-Unterstützung) voraussetzt – sicherlich auch ein Grund, weshalb Intel künftig VT-x auch bei billigeren Prozessoren freischalten will.

Ein PC braucht nicht unbedingt ein Windows-7- oder Vista-Logo, um vernünftig unter Windows 7 zu funktionieren. Das Logo signalisiert Käufern aber, dass die jeweilige Windows-Version reibungslos funktionieren sollte. PC-Hersteller müssen ihre Produkte dazu mit einem Windows Logo Kit (WLK) prüfen und dessen Ergebnisse an Microsoft übermitteln; der Test ist recht aufwendig und setzt – außer dem Einsatz von Logo-tauglichen Komponenten und passenden Treibern – auch einen steuernden Rechner mit Windows Server sowie den erwähnten Winqual-Account voraus. Die Qualität der Hardware-Treiber versucht Microsoft zudem mit einem Bewertungs- und Evaluierungssystem zu verbessern. Vor allem gewerbliche Einkäufer verlangen bei Ausschreibungen häufig Windows-Logos – auch wenn das nicht immer höchste Stabilität garantiert. (ciw)