Aufwärtsdynamischer Silberfisch

Mit EOLAB stellt Renault in Paris ein viersitziges Ein-Liter-Auto aus. Anders als der VW XL1 bietet die fahrbereite Studie ein Platzangebot auf Kompaktwagen-Niveau und hohen Komfort. Man denkt an eine Serienfertigung in zehn Jahren - bringt den Antrieb aber früher

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Aufwärtsdynamischer Silberfisch
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Köln, 23. September 2014 – Mit EOLAB stellt Renault auf dem Autosalon in Paris eine Studie aus, die einen NEFZ-Verbrauch von einem Liter Superbenzin pro 100 Kilometer, entsprechend 22 g CO2/km, erreichen soll. Damit liegt der Kompaktwagen auf dem Niveau des lediglich zweisitzigen VW XL1. Der Renault ist trotz seiner Bühnenversion für den Messestand in Effektlackierung mehr als nur Bling-Bling fürs Schaufenster – er fährt auch als voll funktionstüchtiger Prototyp, der circa 100 Neuentwicklungen mit großen Chancen auf späteren Seriennutzen mitbringt. Das Versuchsfahrzeug entstand in zwei Jahren Entwicklungsarbeit und Renaults Lieblingswörter waren dabei nicht ohne Grund: „aufwärtsdynamisch“ und „ganzheitlich“.

Erstaunlicherweise soll es seinen Einliter-Verbrauch mit einem Otto- statt eines Dieselmotors und vier vollwertigen Plätzen sowie einem nutzbaren Kofferraum erreichen. Gleichzeitig versprechen einige Effizienzmaßnahmen Verbesserungen bei Komfort und Fahrdynamik – Disziplinen, für die der Spar-VW bekanntermaßen gerade nicht gerühmt wird. Zudem soll der Verzicht auf exotische Materialien erschwingliche Preise ermöglichen. Das klingt alles vielversprechend, doch erst in zehn Jahren möchte Renault auf Basis der Erfahrungen mit dieser Studie ein Fahrzeug für breite Käuferschichten mit dem Technikpaket des EOLAB in Großserie bringen. Eine Ewigkeit in der Branche. Hauptgrund für diese Verzögerung dürfte die komplizierte Fertigung und die ungeklärte Reparierbarkeit der Karosserie spielen. Es wird nicht einfach werden, das alles in die real existierende Welt der Produktion zu übertragen. Das schließt aber nicht aus, dass es mit der Zeit einige Detaillösungen wie beispielsweise Luftkanäle aus leichterem Kunststoff oder eine neue Sitzkonstruktion in die Serie schaffen könnten.

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Der EOLAB ist bereits eher Prototyp als Studie und schrubbt eifrig Testkilometer.
(Bild: Renault (alle))

Beim Antrieb ist man schon deutlich weiter: Autos mit dem Hybridantrieb aus der Studie sollen schon „in den kommenden Jahren“ die bereits erhältlichen Modelle mit rein elektrischem Antrieb (dann mit einem minimalen NEFZ-Verbrauch von zwei Litern bis 2020) ergänzen. Das „Z.E. Hybrid System“ besteht aus einem vom Motor des neuen Renault Twingo abgeleiteten 78 PS starken Dreizylinder-Ottomotor mit 1,0 Liter Hubraum und 95 Nm Drehmoment, einer E-Maschine mit 54 PS und 200 Nm und einer Lithium-Ionen-Batterie mit 6,7 kWh.