Unterwegs in den neuen Smart Fortwo und Forfour

Kleinmut

Der neue Smart soll endlich Geld in die Kassen von Mercedes einspielen. Dafür hat man sich mit Renault zusammengetan. Doch bei einer ersten Ausfahrt zeigt sich, dass der dritte Smart der ursprünglichen Idee ziemlich nahe ist, was Vor- und Nachteile hat

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Von
  • Martin Franz
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Barcelona, 7. November 2014 – Es gibt sie, die Autos, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Der erste Smart war so ein Fall, denn eine Probefahrt Ende der 1990er-Jahre blieb für mich unvergesslich: Ein optisch gewöhnungsbedürftiger Kleinstwagen, bei dem die Federung durch ein verlustfreies Übertragungssystem Straße-Fahrer ersetzt wurde, mit einem laut schnatterndem Dreizylinder (was nur anfangs gar nicht unsympathisch klingt), der mit einem Getriebe zusammenarbeitet, dessen Schaltpausen an südeuropäische mittägliche Ruhezeiten erinnern. Über diese und andere Unzulänglichkeiten konnten auch die bunten Ledersitze und das Cockpit-Design in Jugendsprache nicht hinwegtrösten. Garniert war das alles mit einem Preis, der sprachlos machte. Alles in allem ein Auto, bei dem man sich fragen darf, wer so etwas nach einer Probefahrt kauft. Offenbar gab es genügend Menschen, denn obwohl Smart den erhofften Gewinn bis heute nicht abwirft, hat gerade Mercedes die dritte Generation vorgestellt. Die Zusammenarbeit mit Renault hat Entwicklungskosten gespart, was zusammen mit unverändert hohen Preisen endlich für ein Plus in der Kasse reichen soll. Wir waren mit dem Zwei- und mit dem Viersitzer unterwegs.

Klein als Argument

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, heißt es. Auch die beiden neuen Smarts sind nicht gerade fotogen, wirken real aber etwas gelungener als auf Bildern. Darin gleichen sie durchaus ihren Vorgängern. Doch die Optik allein ist wohl nur für einen geringen Teil der Verkäufe verantwortlich, der Rest ist vermutlich mehrheitlich Image und das damit verbundene Bewusstsein, eine automobile Bescheidenheitserklärung abgegeben zu haben. Was den Verbrauch anbelangt, konnte Smart letzteres nie so recht einlösen, denn ausgesprochen sparsam war er nie. An diesem Punkt sollte die neue Generation ein deutlicher Fortschritt sein, denn die Frage, warum es ein ganz besonders kleines Auto sein muss, wenn es nicht genügsamer ist als ein größeres, ließe sich nur mit beengten Platzverhältnissen in Großstädten rechtfertigen – was allein als Argument etwas dünn ist.

Neu: Schaltgetriebe

Der Smart kommt erstmals mit einer manuellen Fünfgang-Schaltung, das automatisierte Schaltgetriebe ist endlich entsorgt worden. Gegen Aufpreis wird ab Anfang 2015 noch ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe angeboten – in der aktuellen Preisliste ist es noch nicht aufgeführt. Ich konnte es bereits ausprobieren: Das typische Smartfahrer-Nicken beim Gangwechsel ist vorbei. Das Getriebe könnte sogar mehr, den Motoren hapert es aber an der dazu passenden Leistung. So wird es beim Kickdown laut im Innenraum und nach dem Zurückschalten des Getriebes fällt man zudem in ein kleines Leistungsloch.